Das Atmen der Bestie (German Edition)
er mich an. »Verstehen Sie? Er ist ebenso listig wie brutal. Wenn ich sage, angefallen, dann meine ich verführt.«
Ich konnte es nicht glauben. »Das Ding, das Ding, das wir vergangene Nacht gesehen haben, das hatte Sex mit Jane?«
George Thousand Names nickte. »Höchstwahrscheinlich. Der Legende nach wuchsen der Bärenjungfrau das Fell und die Krallen erst, nachdem Coyote ihren Verstand mit den übelsten Gedanken verdorben hatte. Tut mir leid, John, aber wenn wir dieses Wesen schlagen wollen, müssen wir den Tatsachen in die Augen sehen.«
»Oh, sicher.« Bitterkeit stieg in mir hoch. Von all den Menschen, warum Jane? Wäre ich nicht so dumm gewesen und hätte sie losgeschickt, dann wäre sie vielleicht verschont geblieben.
George Thousand Names ging zum Fenster und spähte durch die Gardinen des Hotels hindurch auf die Innenstadt von San Francisco. »John«, sagte er, »ich weiß, dass Sie das ziemlich trifft, aber begreifen Sie bitte, dass wir hier einer Situation ausgesetzt sind, in der wir um Leben und Tod kämpfen.«
Ich versuchte zu lächeln. »Es hängt davon ab, wessen Leben, oder?«
Er schüttelte den Kopf. »Nicht wessen Leben, sondern wie viele Leben. Da draußen leben Leute, John, Tausende, und falls Coyote durchdreht, wird er diese Straßen schnell in ein bluttriefendes Schlachthaus verwandeln. Coyote ist ein tobsüchtiger Killer, John. Wahnsinniger als alle Wahnsinnigen. Der einzige Weg, ihn zu zerstören, ist, ihn zu überlisten und dafür zu sorgen, dass er Big Monsters abgeschnittenes Haar nicht findet.«
»Aber alle Bilder sind in meiner Wohnung.«
»Haben Sie die Tür mit dem Halsband versiegelt?«
»Natürlich.«
»Dann kann die Bärenfrau nicht heraus und Coyote nicht hinein. Das hoffe ich zumindest.«
Ich nahm eine Zigarette und zündete sie an. Sie schmeckte erbärmlich, aber ich brauchte etwas, um meine Nerven zu beruhigen. »Was tun wir jetzt?«
Er rieb sich das Kinn. »Ich schätze, wir sollten versuchen herauszufinden, wo das Haar von Big Monster sein kann«, schlug er vor. »Danach sollten wir versuchen, mit der Bärenfrau fertigzuwerden. Sie ist zwar sehr wild, aber ich glaube, ich habe Bannsprüche, die sie zähmen können. Wenn wir das getan haben, suchen wir nach dem größeren Übel: Coyote selbst.«
»Na, ich hoffe nur, dass wir das Ende dieses Tages noch erleben.«
George Thousand Names lächelte: »Die Costanoan-Indianer, die hier in San Francisco schon lebten, bevor die Spanier ankamen, hatten ein Gebet, das folgendermaßen lautet: ›Wenn der Abend kommt, gib mir die kleine Dunkelheit und nicht die große.‹«
Ich breitete meine Straßenkarte auf dem Tisch aus und nahm das zerknitterte Wachspapierblatt aus der Tasche, das ich am Morgen mit den Markierungen übersät hatte. Wir legten es auf die Landkarte und George Thousand Names betrachtete es gewissenhaft wie ein skeptischer Kunstexperte. Er rümpfte mehrmals die Nase und seine Lippen bewegten sich in einem lautlosen Flüstern, als er die Namen einiger Orte und Berge ausmachte. Nach einer Weile setzte er sich auf die Lehne der Couch und krauste konzentriert die Stirn.
»Also?«, fragte ich. »Was bedeutet das?«
Er sah mich an. »Ich bin nicht sicher. Es ist eine sehr ungewöhnliche Auswahl von Blickwinkeln, sehr unähnlich den Bilddiagrammen, die Indianer normalerweise zeichnen, um Wasserstellen zu bestimmen. Schauen Sie sich das hier an – Sie werden feststellen, dass es sich um mehrere gleichförmige Kurven handelt. Das haben Navahos nie in ihre Karten von den Wüstenbereichen eingezeichnet. Die Zeit war zu kostbar und das Land zu unwirtlich. Man malte die Bilder, wo es gerade möglich war, und um Symmetrie kümmerte sich niemand.«
»Was beweist es dann? Dass es nicht echt ist?«
George Thousand Names schüttelte den Kopf. »Nein. Wir sind mit Sicherheit auf der richtigen Spur. Schon die Tatsache, dass hier ein Muster vorliegt, ist bedeutungsvoll. Wir müssen nur herausfinden, was das Muster bedeutet.«
»Und wie stellen wir das an?«
Er hielt das Wachspapier gegen das Fenster. »Tja, ich habe das Gefühl, dass es sich nicht um eine gewöhnliche Karte handelt. Diese Bilder vom Mount Taylor und Cabezon Peak haben eine magische Bedeutung, denn sie waren die Heimat von Big Monster. Aber ich frage mich langsam, ob Big Monsters Haar tatsächlich dort in dem Gebiet versteckt liegt oder ganz woanders.«
Er ging durch das Zimmer und öffnete seine braune, schweinslederne Aktentasche. Dann kam er mit
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