Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes
Gast, von dem die Seherin gesprochen hat, wird nimmer kommen. Denn das ist es, was gemeint war, als sie zu uns sprach: »Sehet, es mag sein, daß er euch nicht erwählt, wenn ihr ihn nicht erwählt.« Und die Wahl, die wir treffen müssen, ist die Wahl zwischen Gut und Böse – denn es gibt ein vollkommen Gutes und ein vollkommen Böses, und die Spaltung im Herzen der Schöpfung ist die zwischen Gut und Böse, und die Wirklichkeit, die sein wird, nachdem wir DIE WAHL getroffen haben, wird eine Wirklichkeit des Guten oder eine Wirklichkeit des Bösen sein, und so wird es bleiben bis ans Ende aller Tage.
Sehet, auch diese Wahrheit sei euch verkündet: Die Felsen der Welt und aller anderen Welten raunen unablässig von den beiden Steinen, welche im Herzen der Spaltung liegen. Einst waren diese Steine eins, und sie standen im Zentrum aller Schöpfung, doch wie alles andere wurden sie gespalten, und im Augenblick der Spaltung wurden sie auseinandergerissen mit einer Kraft, die ganze Sonnen zerstörte. Und wo diese beiden Steine gefunden werden, wird sich gewiß die nächste Begegnung zwischen den beiden Geistern ereignen. Nun wird der Tag kommen, an dem alle Spaltung enden und alles wieder eins sein wird, nur die Spaltung zwischen den beiden Steinen nicht, denn sie ist so groß, daß sie nie wieder zusammengefügt werden können. Und an dem Tag, an dem die Spaltung endet, wird einer der beiden Steine für immer zu bestehen aufhören, und an diesem Tage wird auch einer der beiden Geister für immer vergehen. Dieses waren also die Wahrheiten, die wir von den Sternen und den Felsen und von den Herzen der Menschen und den Seelen der Geister erfuhren. Und es war die Entdeckung dieser Wahrheiten, welche das Ende des Ersten Zeitalters bedeutete.
Und da begann das Zweite Zeitalter der Menschheit mit Donner und Erdbeben, denn sehet, die Erde selbst tat sich auf und spaltete sich, und das Meer strömte hinein und spaltete die Länder der Menschen, wie die Schöpfung selbst gespalten ist. Und die Berge von Korim erzitterten und stöhnten und bäumten sich auf, als das Meer sie verschlang. Wir aber wußten, daß dies geschehen werde, denn unsere Seher hatten uns
Der Orb und der Sardion.
gewarnt, daß es so kommen würde. Darum gingen wir unseres Weges und fanden Zuflucht, bevor die Welt gespalten wurde und das Meer zuerst hinweggesogen wurde und dann zurückrauschte und sich nie mehr teilte.
Und es war im Zweiten Zeitalter, daß wir Zeuge der Ankunft der Erwählten wurden, die von den Sieben Göttern ausgesucht worden waren. Und wir schauten sie, um zu ergründen, ob sie irgendein Zeichen an sich trügen, das sie vom Rest der Menschheit unterscheiden möchte, doch wir fanden kein solches Zeichen oder Merkmal an ihnen. Und unsere Seher verständigten sich mit den Geistern der Seher unserer Brüder, die in den Westen gezogen waren, bevor die See herbeikam und die Länder der Menschen geteilt hatte. Und unsere Brüder im Westen untersuchten ebenfalls die Erwählten anderer Götter, und ihre Seher sprachen zum Geist unserer Seher, und sie sagten, sie hätten so wenig wie wir irgendein Zeichen oder Merkmal an ihnen zu finden vermocht. Und unsere Brüder im Westen betrachteten die Erwählten des Bärengottes und des Löwengottes und des Stiergottes und des Fledermausgottes und des Schlangengottes und fanden kein Zeichen und kein Merkmal an ihnen, und wir betrachteten die Kinder des Drachengottes, und mit ihnen war es nicht anders, obwohl das Volk des Drachengottes Krieg führte gegen die Völker der anderen Götter. Und dennoch gab es noch einen anderen Gott, und einige Menschen dachten, daß dieser Gott, der in Einsamkeit lebte, tatsächlich jener Gott sein möchte, der zu gegebener Zeit alle nicht erwählten Völker zu sich nehmen werde. Und unsere Brüder im Westen begaben sich in das Tal, in welchem er mit seinen Jüngern weilte, und warfen sich vor ihm zu Boden und beschworen ihn, er möge ihnen die Geheimnisse verraten, die in der Zukunft verborgen lagen. Und der Gott Aldur sprach freundlich zu ihnen und gab ihnen guten Rat und sagte: »Erwartet das Kommen des Geliebten und wisset, daß meine Brüder und ich und auch unsere Völker uns mühen, sein Kommen zu ermöglichen – und all unser Streben und all unsre Opfer gelten euch, denen es bestimmt ist, die Erwählten von Ihm zu sein, der kommen wird.«
Und einer unserer Brüder ergriff das Wort und fragte den Gott: »Und was ist mit dem Drachengott, Herr, welcher Dein Feind ist?
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