Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes
Stein gemeißelt.
Und wie wir es vorhergesehen hatten, brach auf jener weiten Ebene vor der Stadt von Vo Mimbre Unheil über Torak und sein Heer herein. Und wir trauerten zusammen mit dem übrigen Mallorea, denn Heerscharen aus unserem Volk waren dort zu Tode gekommen. Dort geschah es auch, daß der Drachengott von Angarak durch den Stein der Macht besiegt wurde, und er wurde in tiefen Schlaf versenkt, um so das Kommen seines Feindes zu erwarten.
Und nun lag der Lauf der Ereignisse in den Händen der Jünger der Götter und nicht mehr in den Händen der Götter selbst. Und die Namen der Jünger hallten von den Sternen wider, und wir lasen den Bericht ihrer Taten und ihrer Ordnung der Ereignisse im Buch des Himmels. Die Jünger des Torak waren Ctuchik und Zedar und Urvon, und mächtig waren ihre Zauber und Beschwörungen; die Jünger Aldurs aber, die solche
Taten mit eigenen Zaubereien durchkreuzten, waren Beltira und Belkira und Beldin. Und der mächtigste aller Zauberer war Belgarath, den die Menschen ›den Ewigen‹ nennen, und an Macht kam ihm nahe seine Tochter, Polgara die Zauberin. Dann geschah es, daß ein Flüstern an unsere Ohren drang, und dieses Flüstern übermittelte uns noch einen Namen. Als alle Ereignisstränge sich zu jenen letzten Bahnen vereinigten, von denen es keine Umkehr gibt, wurde das Flüstern dieses Namens deutlicher hörbar für uns. Und am Tage seiner Geburt schwoll das Flüstern zu einem lauten Ruf an, und wir kannten ihn. Belgarion der Gottbezwinger war endlich gekommen. Und nunmehr nahmen die Ereignisse, die sich bisweilen mit quälender Langsamkeit hingezogen hatten, einen schnelleren Lauf, und der Sog hin zu jener furchtbaren Begegnung wurde so stark, daß wir nichts mehr darüber in den Sternen lesen konnten, denn das Buch des Himmels ist so unermeßlich, daß es ein Menschen leben dauert, auch nur eine einzige Seite zu lesen. Doch wir konnten hören, wie Belgarions Macht sich regte, und das Donnergetöse seiner ersten Versuche war schrecklich. Und dann, an dem Tage, den die Menschen als Geburtstag der Schöpfung feiern, erhielt Belgarion das Auge Aldurs, den Orb, den die Menschen von Angarak Cthrag-Yaska nennen; und in dem Augenblick, da seine Hand sich um ihn schloß, füllte sich das Buch des Himmels mit einem mächtigen Licht, und der Klang von Belgarions Namen erscholl vom fernsten aller Sterne.
Nun überstürzten die Ereignisse sich in so rascher Folge, daß wir ihren Verlauf nur noch zu erraten vermochten. Wir konnten spüren, wie Belgarion sich Mallorea näherte, wobei er den Stein bei sich trug, und wir konnten spüren, wie Torak sich in unruhigem Schlummer herumwarf. Auch konnten wir die Bewegungen der Armeen spüren, doch Belgarion führte keine Armee. Eine große Schlacht hub im Westen an, doch der Ausgang dieser Schlacht hatte nichts zu tun mit dem, was geschehen sollte.
Schließlich kam die furchtbare Nacht. Unter unseren ohnmächtigen Blicken wurden die Seiten im Buch des Himmels so rasch umgeschlagen, daß wir sie nicht zu lesen vermochten. Und dann hielt das Buch inne, und wir konnten eine schreckliche Zeile lesen: ›Torak ist erschlagen‹, und das Buch erbebte, und alles Licht in der ganzen Schöpfung erlosch. Und in jenem grauenvollen Augenblick der Finsternis und Stille endete das Vierte Zeitalter, und das Fünfte Zeitalter begann.
Und sehet, als das Licht wiederkehrte, vermochten wir das Buch des Himmels nicht mehr zu entziffern! Seine Sprache, die wir zuvor fließend gelesen hatten, war nun fremd und unverständlich für uns, und wir waren gezwungen, seine Bedeutung wieder aus winzigen Bruchstücken zusammenzufügen, so wie wir es im Ersten Zeitalter hatten tun müssen. Und als wir die Seiten, die am Himmel geschrieben stehen, wieder lesen konnten, fanden wir ein Mysterium in ihnen. Bis dahin war alles auf die Begegnung zwischen Belgarion und Torak zugelaufen, doch nun bewegten die Ereignisse sich auf eine andere Begegnung zu. Es gab Zeichen in den Sternen, die uns sagten, die Bestimmungen hätten wieder andere Erscheinungsformen für ihr nächstes Aufeinandertreffen ausgewählt, und wir konnten die Bewegungen dieser Wesenheiten spüren, doch wir wußten nicht, wer oder was sie sein mochten, denn die Seiten, die von ihrer Geburt oder ihren Ursprüngen berichtet hatten, waren in den Jahren, in denen das Buch in einer fremden Sprache sprach, für immer verlorengegangen. Zudem herrschte große Verwirrung in den Zeichen, die wir lasen, denn das Buch schien
Weitere Kostenlose Bücher