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Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes

Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes

Titel: Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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gilt es als gesittet und als Zeichen guter Erziehung, Zitate aus diesem Epos in seine Rede zu streuen. Die Arender sind davon überzeugt, daß dieses ziemlich langweilige Opus das größte literarische Meisterwerk der Welt ist, und im Adel gibt es sogar eine Sekte, die behauptet, der Autor Davoul sei zur Zeit der Niederschrift göttlich erleuchtet gewesen. Die gewählt veraltete Ausdrucksweise der arendischen Hofsprache ist ein Spiegelbild des vom Autor bevorzugten ›hohen Stils‹, und Würdenträger des tolnedrischen Reiches sollten danach streben, sich im Umgang mit den Arendern den hochtrabenden Gespreiztheiten ihrer Redeweise anzupassen. Jedes davon abweichende Verhalten würde das tolnedrische Reich in den Augen dieses höchst unangenehmen Volkes herabsetzen.

    Dieser Abschnitt ist ein imitierter Ritterroman, der darauf abzielt, die arendische Psychologie zu begründen.

    BUCH SIEBEN DIE SCHLACHT VOR VO MIMBRE

    Nun begab es sich, daß am dritten Tage der großen Schlacht vor den Toren von Vo Mimbre die Heerscharen des Verfluchten sich zum letzten Angriff auf die Stadt versammelt hatten. Dies aber war ihre Schlachtordnung: Die Murgos, befehligt von ihrem grausamen König Ad Rak Cthoros, hielten die linke Flanke am Arendfluß im Osten der Stadt. Nach Norden zu hielt die malloreanische Horde unter dem verfluchten Kal-Torak selbst das Zentrum vor den Toren der Stadt. Nach Westen zu hielten die Nadraker unter Yar Lek Thun und die Thulls unter Gethel Mardu die rechte Flanke und schlossen die Stadt bis zum Fluß hinunter ein, welcher von den Stadtmauern in westlicher Richtung weiterfloß. In der Mitte der malloreanischen Horde stand der schwarze Eisenpavillon des furchtbaren Kal-Torak selbst, der nicht hervorgekommen war während der ersten beiden Tage der Schlacht.
    Und am Morgen des dritten Tages ward das Blasen eines mächtigen Horns aus dem Wald im Norden der Stadt zu vernehmen. Und die Antwort eines zweiten mächtigen Horns von den Hügeln im Osten ward zu vernehmen. Und es ertönte noch ein drittes Horn aus den Mauern der Stadt selbst. Nur dies – sonst nichts.
    Darauf erhoben sich Zweifel in den Murgos, und die Nadraker zitterten, und Furcht war in den Herzen der Thulls. Niemand wußte um die Vorbedeutung der Hörner, und Sorge beschlich die dunklen Könige, und sie suchten Rat bei Kal-Torak, ihrem Hochkönig und ihrem Gott, doch immer noch kam er nicht aus seinem Eisenpavillon hervor. Die Malloreaner schlugen mit ihren schrecklichen Speeren auf ihre Schilde und stießen einen wilden Schlachtruf aus, um ihren Verbündeten Mut einzuflößen. Wieder ertönte das Horn im Norden, und wieder antworteten ihm g ein Posaunenschall aus Osten und eine metallische Erwiderun innerhalb der Stadt. Und doch waren da weder Bewegung noch Geräusch, welche enthüllt hätten, wer diese einsamen Töne hervorstieß.

    Nadrakische Reiter brachen vom Kriegsheer gen Norden auf. Schwarz und grimmig war ihre Rüstung, und hell glänzten ihre Schwerter. Sie kehrten nicht zurück, und der dunkle Tann gab keinen Laut frei, der von ihrem Schicksal gekündet hätte. Murgoreiter brachen vom Kriegsheer gen Osten auf. Rauchrot waren ihre Kettenhemden, und tödlich waren die Streitkolben und die Äxte der Murgos. Sie kehrten nicht zurück, und die stillen Hügel gaben keinen Hinweis darauf, was ihnen widerfahren war. Und noch einmal erklang das mächtige Horn im Norden, und noch einmal erwiderten die östlichen Hügel und auch die Stadt seinen Ruf. Und sehet, von der Ebene im Westen kam, schwach und weit entfernt, eine Antwort von vielen metallischen Trompeten, und weit draußen über der Ebene lag ein Glitzern, als scheine die Sonne auf ein großes Gewässer.
    Und es trug sich zu, daß Zedar der Zauberer, welcher stets zur Rechten des Verfluchten saß, einen Zauber auf sich legte und in der Gestalt eines Raben von dem Kriegsheer aufstieg, daß er die Bedeutung der Hörner erkundete. Und er flog gen Osten, und sehet, da tauchte eine große Eule von schneeweißer Farbe am Himmel auf und schlug zu mit ihren tödlichen Krallen und verwundete ihn schwer, und er kam nur knapp mit dem Leben davon.

    Und Zedar sprach einen weiteren Zauber, und in der Gestalt eines großen Hirsches stahl er sich abermals vom Kriegsheer fort und wandte sich in den Wald im Norden. Und sehet, da tauchte am Waldsaum ein mächtiger grauer Wolf auf, erfahren und alt, und jagte ihn zu dem Kriegsheer zurück, von dem er gekommen war, und die tödlichen Fänge des Wolfs

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