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Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes

Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes

Titel: Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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die lose Erde ab, wie ein Hund sich das Wasser aus dem Fell schüttelt, und standen fest als ewige Barriere gegen die See, die Torak eingelassen hatte. Widerstrebend zog die See sich zurück. »Wie bemerkenswert«, sagte die Wölfin. »Allerdings«, stimmte ich diesmal zu.
    Und die anderen Götter und ihre Anhänger kamen und sahen, was mein Meister und Belar getan hatten, und bewunderten es. »Nun ist die Zeit der Trennung gekommen«, sagte mein Meister. »Das Land, das einst so schön war, gibt es nicht mehr. Was übrig ist, ist karg und kann uns nicht ernähren. Meine Brüder, nehme ein jeder sein Volk und ziehe weiter gen Westen. Jenseits der westlichen Berge liegt ein fruchtbares Flachland – nicht so weit und auch nicht so schön wie jenes, das Torak versinken ließ –; aber es wird euch und eure Völker ernähren.«
    »Und was wirst du tun, Bruder?« fragte Mara.
    »Ich kehre zurück zu meinen Aufgaben«, antwortete Aldur. »Am heutigen Tag wurde hier auf Erden Böses entfesselt, dessen Macht gewaltig ist. Sorgt euch um eure Völker und stärkt sie. Das Böse kam als Folge einer meiner Studien auf die Welt. Daher ist es an mir, Vorkehrung zu treffen für den Tag, da Gut und Böse in der letzten Schlacht aufeinander treffen – in der Schlacht, in der das Schicksal der Welt entschieden wird.«
    »So soll es denn sein«, sagte Mara. »Lebe wohl, mein Bruder.« Er wandte sich um und die anderen Götter mit ihm, und sie machten sich in Richtung Westen auf den Weg.
    Der junge Gott Belar jedoch blieb noch zurück. »Mein Schwur und mein Versprechen binden mich«, erklärte er meinem Meister. »Ich werde die Alorner nordwärts führen, und dort werden wir einen Weg suchen, über den wir an den Verräter Torak und sein verkommenes Volk, die Angarakaner, herankommen. Dein Stein wird dir zurückgegeben. Vorher werde ich nicht rasten noch ruhen.« Dann wandte er sich um und blickte gen Norden, und seine hochgewachsenen Krieger folgten ihm.
    Dieser Tag bedeutete für uns im Tal eine große Wende. Bis dahin hatten wir unsere Zeit mit Lernen verbracht und mit Arbeiten, die wir selbst wählten. Nun aber gab unser Meister uns Aufgaben. Die meisten davon verstanden wir nicht, und keine Arbeit ist so langweilig wie jene, für die man den Grund nicht kennt. Unser Meister zog sich in seinen Turm zurück, und manchmal sahen wir ihn jahrelang nicht.
    Es war eine Zeit schwerer Prüfung für uns, und oft sank unser Mut.
    Eines Tages fiel mir bei der Arbeit die Wölfin auf, die mir fast ständig zuschaute. Ob sie sich gerührt oder einen Laut von sich gegeben hatte, weiß ich nicht; jedenfalls hielt ich inne und blickte sie an. Ich konnte mich nicht erinnern, wie lange ich sie nicht mehr bemerkt hatte.
    »Es muß langweilig für dich sein, nur hier zu sitzen und zuzuschauen«, sagte ich.
    »Es ist nicht unangenehm«, erwiderte sie. »Gelegentlich tust du etwas Merkwürdiges oder Bemerkenswertes. Hier gibt es genug Unterhaltung für mich. Ich werde noch eine Weile bei dir bleiben.« Ich lächelte, und dann kam mir ein seltsamer Gedanke. »Wie lange ist es nun her, daß wir uns begegnet sind?« fragte ich sie.
    »Was bedeutet Zeit für einen Wolf?« fragte sie gleichgültig.
    Ich zog einige Aufzeichnungen zu Rate und stellte ein paar Berechnungen an. »Soweit ich feststellen kann, bist du schon mehr als tausend Jahre bei mir«, sagte ich.

    »Und?« bemerkte sie auf ihre Art, die mich rasend machen konnte.
    »Findest du das nicht ein wenig bemerkenswert?« »Nicht besonders«, antwortete sie ruhig. »Leben Wölfe normalerweise so lange?«
    »Wölfe leben so lange, wie es ihnen gefällt«, erwiderte sie, ein wenig selbstgefällig, wie mir schien.
    Eines Tages, kurze Zeit später, hielt ich es für nötig, meine Gestalt zu wandeln, um eine Aufgabe für meinen Meister zu erledigen. »Ah, so machst du das«, staunte die Wölfin. »Wie einfach.« Und prompt verwandelte sie sich in eine schneeweiße Eule. »Hör auf damit«, befahl ich ihr.
    »Warum?« fragte sie und putzte sich dabei sorgfältig die Federn
mit dem Schnabel.
»Es ist nicht schicklich.«
    »Was bedeutet einem Wolf – oder einer Eule – was ›schicklich‹ ist?« Dann breitete sie ihre weichen leisen Flügel aus und glitt aus dem Fenster.
    Danach hatte ich kaum noch Frieden. Nie wußte ich, was mich anstarren würde, sobald ich mich umdrehte – Wolf oder Eule, Bär oder Schmetterling. Es schien ihr viel Spaß zu machen, mich zu erschrecken, doch mit der Zeit schien sie an

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