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Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes

Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes

Titel: Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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der Gestalt der Eule den größten Gefallen zu finden.
    »Was soll das mit den Eulen?« knurrte ich eines Tages.
    »Ich mag Eulen«, erklärte sie, als wäre nichts auf der Welt selbstverständlicher. »Während meines ersten Winters, als ich ein dummes kleines Ding war, jagte ich einem Hasen hinterher und hüpfte dabei durch den Schnee wie ein Welpe, und eine große weiße Eule kam aus der Höhe und schnappte sich den Hasen aus meinem Maul. Sie trug ihn zu einem nahen Baum und fraß ihn dort, ließ aber auch Stücke für mich herunterfallen. Ich dachte mir die ganze Zeit, daß es eine feine Sache sein würde, eine Eule zu sein.« »Es ist dumm«, brummte ich.
    »Vielleicht«, entgegnete sie und putzte dabei ihre Schwanzfedern, »aber es macht mir Spaß. Vielleicht wähle ich ja eines Tages eine andere Gestalt, die mir noch mehr Spaß macht.«
    Ich brummte und wandte mich wieder meiner Arbeit zu.
    Einige Zeit später – Tage oder Jahre oder vielleicht sogar länger – rauschte sie durch das Fenster, wie es ihre Art war, hockte sich auf einen Stuhl und nahm ihre angeborene Wolfsgestalt an.
    »Ich werde eine Zeitlang fortgehen«, verkündete sie. »Ach?« bemerkte ich vorsichtig.
    Sie starrte mich mit ihren gelben Augen ruhig an. »Ich denke, ich möchte wieder einen Blick auf die Welt werfen«, sagte sie. »Ich verstehe«, entgegnete ich.
    »Die Welt hat sich stark verändert, glaube ich.«
»Das ist möglich.«
»Ich werde eines Tages zurückkommen.«
»Wie du möchtest«, sagte ich.
    »Lebe wohl«, verabschiedete sie sich und verschwamm wieder in ihre Eulengestalt – und mit einem einzigen Schlag ihrer mächtigen Schwingen war sie fort.
    Seltsamerweise vermißte ich sie. Ich ertappte mich dabei, daß ich mich oft umdrehte, um ihr etwas zu zeigen. Sie war so lange Teil meines Lebens gewesen, daß ich meinte, sie müßte ewig da sein. Ich war jedesmal ein wenig traurig, wenn ich sie nicht an ihrem üblichen Platz fand.
    Und dann führte mich ein Auftrag meines Meisters nordwärts. Auf meinem Rückweg kam ich an einem kleinen, säuberlich mit Ried gedecktem Blockhaus vorbei, das inmitten einer Gruppe riesiger Bäume an einem kleinen Fluß stand. Ich kannte den Weg und hätte schwören können, daß ich das Haus dort nie zuvor gesehen hatte. Mehr noch, soweit mir bekannt war, gab es keine Siedlung innerhalb von fünfzehnhundert Meilen. In dem Haus lebte eine Frau, die sehr jung zu sein schien, und dennoch vielleicht nicht ganz so jung. Ihr Haar war von gelbbrauner Farbe, und ihre Augen erschienen mir eigenartig golden.
    Sie stand an der geöffneten Tür, als ich mich näherte – es war beinahe so, als hätte sie mich erwartet. Sie grüßte mich auf geziemende Weise und lud mich ein, mit ihr zu essen. Ich nahm dankbar an; denn kaum hatte sie das Wort essen ausgesprochen, stellte ich fest, wie schrecklich hungrig ich war.
    Im Inneren der Hütte war alles ordentlich und freundlich. Ein Feuer flackerte im Herd, über dem ein großer Kessel blubberte. Aus diesem Kessel stiegen wundervolle Gerüche auf. Die Frau ließ mich am Tisch Platz nehmen, holte mir einen großen irdenen Teller und tischte mir ein Mahl auf, wie ich es seit Hunderten von Jahren nicht genossen hatte. Alle meine Lieblingsspeisen wurden mir aufgetragen, wenn ich mich recht entsinne.
    Als ich gegessen hatte – vermutlich mehr, als ratsam war, denn alle, die mich kennen, wissen, daß ich eine Schwäche für gutes Essen habe – unterhielten wir uns, die Frau und ich, und ich fand, daß sie außerordentlich klug war. Obwohl mein Auftrag der Eile bedurfte, ertappte ich mich dabei, daß ich nach Ausreden suchte, um nicht schon gehen zu müssen. Ich fühlte mich in ihrer Gegenwart aufgeregt wie ein Jüngling.
    Ihr Name, so sagte sie, sei Poledra. »Und wie heißt du?« fragte sie. »Man nennt mich Belgarath«, erwiderte ich, »und ich bin ein Jünger des Gottes Aldur.«
    »Wie bemerkenswert«, sagte sie und lachte. Ich glaubte, etwas undeutbar Vertrautes in diesem Lachen zu erkennen.
    Ich habe niemals die Wahrheit über Poledra erfahren, aber ich hatte natürlich so meine Vermutungen.
    Als die Dringlichkeit meines Auftrages mich zwang, das schöne Wäldchen und das hübsche kleine Blockhaus zu verlassen, sagte Poledra etwas äußerst Seltsames.
    »Ich werde mit dir gehen«, verkündete sie. »Ich war schon immer neugierig.« Und sie schloß die Tür des Hauses und begleitete mich ins Tal.
    Eigenartigerweise erwartete mein Meister uns, und er begrüßte

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