Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes
leckte sie sich die Barthaare sauber.
»Ich komme gleich zurück, Belgarath«, entschuldigte sich Belar
und verschwand.
»Er ist nett«, bemerkte meine Begleiterin.
»Er ist ein Gott«, erklärte ich ihr.
»Das bedeutet mir nichts«, erwiderte sie gleichmütig.
»Götter sind Sache der Menschen. Wir Wölfe interessieren uns nicht sonderlich für dergleichen.«
»Willst du vielleicht zurückkehren zu dem Ort, an dem wir uns zum erstenmal trafen?« schlug ich behutsam vor.
»Ich werde noch eine Weile mit dir ziehen«, wies sie meinen Vorschlag zurück. »Ich war schon immer neugierig, und ich sehe, daß du es mit sehr bemerkenswerten Umständen zu tun hast.« Sie gähnte, streckte sich und rollte sich zu meinen Füßen zusammen. Die Rückkehr ins Tal, wo mein Meister auf uns wartete, dauerte bei weitem nicht so lange wie meine Reise ins Land des Bärengottes. Obwohl den Göttern Zeit nichts bedeutet, können sie, wenn Eile von Nöten ist, Strecken auf eine Art und Weise zurücklegen, auf die selbst ich nicht gekommen wäre. Wir brachen auf, und Belar stellte mir Fragen über meinen Meister und unser Leben im Tal, und die junge Wölfin trabte friedlich zwischen uns her. Nach einigen Stunden schließlich verlieh meine Ungeduld mir Mut.
»Herr«, sagte ich, »verzeiht mir, aber auf diese Weise werden wir gewiß fast ein Jahr brauchen, ehe wir den Turm meines Meisters erreichen.«
»Nein, ganz so lange wohl nicht, Belgarath«, widersprach er freundlich. »Ich glaube, der Turm liegt schon hinter dem nächsten Hügel.«
Ich starrte ihn an, denn es fiel mir schwer zu glauben, daß ein Gott so einfältig sein könnte, doch als wir oben auf dem Hügel anlangten, lag das Tal meines Meisters vor uns, und in der Mitte erhob sich sein Turm.
»Bemerkenswert«, meinte die Wölfin, setzte sich auf die Hinterläufe und starrte mit ihren hellen gelben Augen ins Tal hinab. Ich war ganz ihrer Meinung.
Die anderen Götter waren bereits bei meinem Meister im Turm, und Belar eilte, sich ihnen anzuschließen.
Meine Brüder, die anderen Jünger Aldurs, erwarteten mich am Fuße des Turmes. Sie waren überrascht, als sie meine Begleiterin sahen.
»Hältst du es für klug, ein solches Wesen hierher zu bringen, Belgarath?« fragte Belzedar. »Du solltest wissen, daß Wölfe nicht gerade vertrauenswürdig sind.«
Meine Gefährtin quittierte die Bemerkung mit Zähnefletschen.
»Wie heißt sie?« erkundigte sich der sanftmütige Beltira.
»Wölfe brauchen keine Namen«, erklärte ich. »Sie wissen genau, wer wer ist.«
Belzedar schüttelte den Kopf und wich ein paar Schritte von der Wölfin zurück.
»Ist sie zahm?« wollte Belsambar wissen. »Ich frage mich, wie du unterwegs für so etwas Zeit gefunden hast, denn ich weiß, daß du nicht säumig warst.«
»Sie ist keineswegs zahm«, erwiderte ich. »Wir trafen uns durch Zufall, und da hat sie beschlossen, mich zu begleiten.«
»Sehr bemerkenswert«, sagte die Wölfin zu mir. »Stellen sie immer so viele Fragen?«
»Das liegt in der Natur der Menschen«, erklärte ich ihr.
»Seltsame Wesen«, meinte sie kopfschüttelnd.
»Wundervoll«, staunte Belkira. »Du hast die Sprache der Tiere erlernt. Sei so gut, lieber Bruder, und lehre mich diese Kunst.« »Ich würde das nicht als Kunst bezeichnen, Belkira.
Ich nahm auf meiner Reise in den Norden die Gestalt eines Wolfes an. Die Sprache der Wölfe kam mit der Gestalt und blieb mir erhalten, als ich mich zurückverwandelte. Das ist nichts Besonderes.«
Und dann saßen wir und warteten darauf zu erfahren, was unser Meister und seine Brüder wegen Torak unternehmen würden. Als sie herunterkamen, waren ihre Gesichter ernst, und die Besucher gingen, ohne ein Wort an uns zu richten.
»Es wird Krieg geben«, teilte unser Meister uns mit. »Meine Brüder sind gegangen, um ihre Anhänger um sich zu scharen. Mara und Issa werden sich Torak vom Süden her nähern, Nedra und Chaldan aus dem Westen, Belar und ich vom Norden. Wir werden sein Volk, die Angarakaner züchtigen, bis er den Stein zurückgibt. So muß es geschehen.«
»Dann wird es so geschehen«, sagte ich und sprach für uns alle.
Wir bereiteten uns auf den Krieg vor. Da wir nur sieben waren, befürchteten wir, daß unser Meister von den anderen Göttern gering geachtet würde, sobald unsere Zahl den Heerscharen der anderen Götter bekannt wurde, aber dem war nicht so. Wir machten uns daran, gewaltiges Kriegsgerät zu bauen und Trugbilder zu schaffen, welche die Angarakaner, das
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