Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes
Strategie, die nicht nur die Geländegegebenheiten, sondern auch die jeweiligen Stärken der höchst unterschiedlichen Armeen des Westens ausnutzte.
ANMERKUNG Zu dieser Zeit wurden gewisse diskrete Erkundigungen bezüglich der Identität von Brands Beratern angestellt, jedoch ohne Erfolg. Der Mann schien betagt, aber rüstig zu sein und besaß ein nahezu enzyklopädisches Wissen nicht nur über den Westen, sondern auch über die angarakanischen Königreiche. Die Frau, eine auffallend schöne Dame mit einer silbernen Schläfenlocke, besaß die unheimliche Fähigkeit, Vor- und Nachteile einer jeden erdenklichen Situation klar zu erkennen. Obwohl ihre herrische Art viele Generäle vor den Kopf stieß, lernten sie doch rasch, ihrer Intuition in diesen Dingen zu vertrauen. Man nahm allgemein an, die beiden seien rivanische Adlige, doch Zeichnungen, die man heimlich während der langen Beratungen von ihnen anfertigte, zeigten, daß sie keine der Rassenmerkmale der Rivaner besaßen. Unglücklicherweise wird ihre Identität nun auf ewig in den dunklen Verliesen der Zeit verborgen bleiben. *
Im Frühsommer des Jahres 4875 nahmen die Angarakaner Gefechtsformation für den Sturmangriff auf Vo Mimbre ein. Das war die Festlegung, auf die Brand und seine Armeen gewartet hatten. Obwohl tolnedrische Strategen lange Zeit geglaubt hatten, eine zweite angarakanische Streitmacht werde über die Südliche Karawanenstraße von Cthol Murgos nach Westen vorstoßen, und eine Kette von Festungen im Gebirge errichtet hatten, um dieser Bedrohung zu begegnen, erwiesen solche Befürchtungen sich als grundlos. Ganz wie die Frau, die Brand beriet, herausgestellt hatte: »Große Heere können nicht im Gebirge kämpfen – sie benötigen offenes Terrain. Und Torak ist zu hochmütig, um in einer Kriegslist Zuflucht zu nehmen. Er wird euch zermalmen, nicht überlisten.« Deshalb zog Kaiser Ran Borune IV. tatsächlich im letzten Moment
Dies ist eine jener ›internen Fußnoten‹, die ich eingangs erwähnte.
den Hauptteil seiner Streitmacht aus den östlichen Bergen von Tolnedra ab und verlegte seine Legionen zurück nach Tol Honeth. * Damals wurde zum erstenmal in der Geschichte ein gewaltiges Landheer über Wasser zum Ort des Kampfes transportiert. Eine riesige cherekische Flotte traf in Tol Honeth ein, und die Legionen gingen an Bord. Die schnellen cherekischen Schiffe verfrachteten die Legionen nedraneabwärts, nach Norden an der Küste entlang und von dort den Arendfluß hinauf bis zu einer Stelle zehn Leagues westlich von Vo Mimbre. Der zweihundert Leagues lange Gewaltmarsch von Tol Honeth nach Vo Mimbre hätte mehr als eine Woche gedauert, und die Legionen wären erschöpft auf dem Schlachtfeld eingetroffen. Die Chereker setzten frische Truppen am Nordufer des Arendflusses ab, beinahe in Sichtweite der Schlacht, die in zwei Tagen stattfinden sollte.
Am Morgen des dritten Tages der Schlacht stießen die Truppen des Westens auf die der Angarakaner. Die Schlacht von Vo Mimbre ist bis ins kleinste Detail analysiert worden, und das Studium der Truppenbewegungen, die Gegenzüge, Aufmärsche und so weiter werden eingehend von der Fakultät des Amtes für Kriegskunst und – Wissenschaften dargestellt werden. Für den Historiker mag eine grobe Skizze genügen.
Auf ein verabredetes Zeichen hin stürmten die mimbratischen Ritter aus der Feste heraus und griffen die angarakanische Horde frontal an. Dann, als die Angarakaner sich diesem Angriff zuwandten, griffen algarische Kavallerie, drasnische Infanterie und die Ulgo-Irregulären Kal-Toraks linke Flanke an; die tolnedrischen Legionen, unterstützt von den cherekischen Berserkern, griffen seine Rechte an. Von drei Seiten attackiert, warf Kal-Torak seine
Das war, wie sich später herausstellen sollte, nur die halbe Wahrheit. Kal-Torak (kein anderer als Torak) hatte eine zweite Armee, doch sie kam von Süden, nicht von Osten, und wurde in der Wüste von Araga durch einen widernatürlichen Schneesturm aufgerieben.
Reserven in die Schlacht. Erst dann fielen die Rivaner, die Sendarer und die asturischen Bogenschützen von hinten über ihn her. Die Schlacht tobte stundenlang, und ihr Ausgang war noch ungewiß, als Brand Kal-Torak seine Herausforderung zum Zweikampf entgegenschleuderte. Das Duell war schlachtentscheidend. Der Verlust des Anführers hätte sein Heer dermaßen demoralisiert und durcheinandergebracht, daß der Sieg dem Überlebenden zufallen mußte. Am Ende taumelte Kal-Torak zurück,
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