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Das Auge der Fatima

Das Auge der Fatima

Titel: Das Auge der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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sie entdecken, sich auf sie stürzen und ermorden würden, als plötzlich der Wind auffrischte. Er blies ihr direkt ins Gesicht. Und seltsamerweise wurde der beißende Geruch der Asche überlagert von einem anderen, wesentlich angenehmeren Duft, der ihr ebenfalls bekannt vorkam. Es dauerte, bis sie ihn identifiziert hatte, weil sie alles erwartet hätte, nur nicht das, nicht hier, nicht zu diesem Zeitpunkt. Im selben Moment erkannte sie auch die Silhouette eines der beiden Männer. Das Sternenlicht schimmerte auf seinen langen schwarzen Haaren. Es gab keinen Zweifel. Hier mitten in der Steppe, keine zehn Meter von ihr entfernt stand Saddin gemeinsam mit einem anderen Mann und sah sich das Feuer an. Aber wie war das möglich? Träumte sie etwa immer noch? Stand sie gar nicht hier am Feuer, sondern lag noch zwischen den Resten der Lehmziegel in der Ruine? Oder waren er und sein Begleiter diejenigen, die das Feuer angezündet hatten? War sie Zeugin geworden, wie Saddin ein Verbrechen vertuscht hatte? War dies hier einer seiner Aufträge? Sie wusste ja, dass Saddin in kriminelle Machenschaften verwickelt war. Und sie hatte nicht vergessen, wie gefährlich er werden konnte, wenn man ihm dummerweise in die Quere kam.
    Vorsichtig und wie in Zeitlupe ging Beatrice Schritt für Schritt zurück, ohne die beiden Männer aus den Augen zu lassen. In dem Bestreben, nur ja kein Geräusch zu machen, wagte sie noch nicht einmal normal zu atmen. Trotzdem waren ihre Bemühungen vergebens. Vielleicht war sie doch zu laut gewesen, vielleicht hatte er ihre Schritte gehört oder die des Pferdes. Sie hatte sich kaum drei Meter vom Feuer entfernt, als Saddin sich zu ihr umdrehte. Beatrice blieb fast das Herz stehen. Jetzt war es endgültig vorbei mit ihr.
    Er sah ihr direkt in die Augen und schüttelte den Kopf - tadelnd, so als würde er ihre Gedanken kennen. Dann lächelte er. Es war wieder dieses unwiderstehliche Lächeln, für das man ihm beinahe jedes Verbrechen verzeihen konnte. Er nickte ihr kurz zu, dann wandte er sich an seinen Begleiter.
    »Komm, es wird Zeit. Wir müssen gehen«, sagte er leise.
    Trotzdem konnte Beatrice seine Worte so deutlich hören, als hätte er direkt neben ihr gestanden und mit ihr gesprochen. Und dann traute sie ihren Augen nicht. Vor ihnen, nur ein paar Meter jenseits des Scheiterhaufens, strahlte plötzlich ein gleißend helles Licht.
    Das Licht hatte die Umrisse einer riesigen Tür. Beatrice hielt sich geblendet eine Hand vor die Augen, als der Lichtschein zunehmend heller und heller wurde, während sich langsam die beiden Flügel eines gigantischen Tors öffneten. In der Mitte konnte Beatrice die Umrisse einer Gestalt erkennen. Sie kam ihr ungewöhnlich groß vor, und sie hätte schwören können, dass sie etwas in der Hand hielt, das an eine brennende Waffe erinnerte - ein Flammenwerfer zum Beispiel, nur viel größer und irgendwie anders. Träumte sie noch? Was ging hier vor? Wurde sie etwa gerade Zeugin der Landung von Außerirdischen? Hoffentlich war Saddin nachher, wenn alles vorbei war, bereit, ihr die Fragen zu beantworten.
    Doch bevor sie auch nur ein Wort sagen oder etwas tun konnte, hob das riesige Geschöpf seine seltsame Waffe empor. Im selben Augenblick wurde Beatrice schwindlig. Alles schien sich um sie herum zu drehen - die Sterne, die Überreste des Feuers, die langen dürren Grashalme, der Boden, die Dunkelheit ...
    Als Beatrice wieder zu sich kam, war es immer noch dunkel.
    Was für ein verrückter Traum, dachte sie und rieb sich die Augen. Offensichtlich hast du dir zu viele Mystery-Serien im
    Fernsehen angeschaut. Allerdings wäre Fox Mulder bestimmt stolz auf dich. Ob die beiden Männer schon fort sind?
    Beatrice setzte sich auf. Der Schrei stieg ihr so plötzlich und unerwartet in die Kehle, dass sie ihn nicht mehr unterdrücken konnte. Wenn jetzt nicht innerhalb der nächsten zehn Minuten Menschen angerannt kamen, dann gab es hier auch keine. Diesen Schrei musste jeder im Umkreis von mehreren Kilometern gehört haben.
    Keuchend wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Sie hatte erwartet, in der Ruine zu liegen, in der sie sich versteckt hatte, als sie am frühen Abend die beiden Männer beobachtet hatte. Doch tatsächlich lag sie neben dem Feuer, fast hundert Meter von der Ruine entfernt und genau an der Stelle, wo sie im Traum Saddin und seinen Begleiter gesehen hatte und wo dieses seltsame Licht erschienen war. Hatte sie etwa so lebhaft geträumt, dass sie im Schlaf

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