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Das Auge der Fatima

Das Auge der Fatima

Titel: Das Auge der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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uns auf die Spur der Frevler führt, und hat deshalb das Sternbild am Himmel erscheinen lassen. Vielleicht führt die Spur aber auch zu ibn Sina, der einen Schlupfwinkel in Qazwin hat.«
    »Ja, vielleicht«, erwiderte Hassan nachdenklich und strich sich durch den Bart. »Vielleicht liegen die Dinge aber auch anders. Vielleicht bedeutet es ja ...« Er brach ab. Dann wandte er sich abrupt zu Osman um. »Wir müssen mit der Möglichkeit rechnen, dass sich der Stein der Fatima immer noch in Qazwin befindet, Osman. Gleich nach dem Morgengebet, wenn du mit meinem Vater gesprochen und ihm von Nuraddin erzählt hast, wirst du wieder nach Alamut zurückkehren. Du wirst zwei Männer nach Qazwin schicken. Sie sollen dort nach dem Mädchen, dem Nomaden und natürlich dem Stein der Fatima suchen.«
    Osman verneigte sich.
    »Jawohl, Großmeister. Hattet Ihr an zwei bestimmte Männer gedacht?«
    »Nein, nicht ... doch, warte!« Hassan schnalzte mit der Zunge, als ihm plötzlich eine Idee kam. »Vor einiger Zeit hast du einen Jungen als Boten zu mir geschickt. Wie hieß er noch?«
    »Du meinst Mustafa?« Osman konnte seine Überraschung kaum verbergen. »Aber er ist noch sehr jung, nicht einmal dem Knabenalter entwachsen, und außerdem ist seine Ausbildung noch nicht abgeschlossen.«
    »Doch in ihm brennt das heilige Feuer, Osman. Er wird treu sein und seine Aufgabe für Allah erfüllen, da bin ich mir sicher. Wenn du in Alamut bist, ernennst du ihn zu einem Fidawi und schickst ihn nach Qazwin. Stelle ihm einen erfahrenen älteren Bruder an die Seite, einen, der die Mängel seiner Jugend ausgleichen und seine Ausbildung abschließen kann. Die Wahl überlasse ich dir. Die beiden sollen jeden Freitag eine Nachricht nach Alamut schicken. Ich werde in der Zwischenzeit die Suche nach ibn Sina verstärken.« Er lächelte grimmig. »In dieser Angelegenheit ist mein Vater ein guter Verbündeter. Er hält von ibn Sina ebenso wenig wie wir. Ich muss ihm nur von seinen neuesten Schandtaten berichten, und er wird ihn von seinen Soldaten suchen lassen. Vielleicht sollten wir sogar einen Steckbrief malen lassen ...« Hassan lächelte, als er Osmans erschrockenes Gesicht sah. Der Koran verbot die Darstellung von Mensch und Tier. So stark der Freund auch in seinem Glauben sein mochte, er besaß nicht die Gabe, falsch und richtig zu unterscheiden. Für treue, rechtschaffene Männer wie Osman hatte Allah Seinem Propheten die Worte des Korans diktiert. Er selbst hingegen wusste, dass Allah ihm verzeihen würde, wenn er von ibn Sina ein Bild anfertigen ließ, um endlich einer der schlimmsten, gefährlichsten Kreaturen der Hölle habhaft zu werden und dadurch hunderte Seelen vor der ewigen Verdammnis zu bewahren. »Komm jetzt, Osman, und mach dir keine Sorgen mehr«, sagte er und legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. »Die Sonne wird gleich aufgehen. Es ist Zeit, sich auf das Gebet vorzubereiten.«

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    12.
    I n dem großen, schlicht eingerichteten Saal hielten sich mindestens drei Dutzend Menschen auf. Es war ein buntes Gemisch von Männern und Frauen in Festtagsgewändern, Einheimischen und den Gesandten anderer Völker, die an ihrer ungewohnten Kleidung, der Hautfarbe oder ihren fremd klingenden Akzenten zu erkennen waren. Sie alle waren beladen mit Geschenken für Seine Exzellenz Mahmud ibn Subuktakin, den Emir von Gazna. Die meisten der Männer und Frauen mussten dabei wesentlich tiefer in ihre Taschen gegriffen haben, als sie es sich eigentlich leisten konnten. Einige von ihnen würden sicherlich eine Zeit lang hungern müssen. Allerdings kam jeder der Anwesenden mit einem Anliegen oder einer Bitte hierher. Und da war es sicherlich nicht schlecht, der Gnade und dem Wohlwollen des Herrschers durch eine besonders großzügige Gabe auf die Sprünge zu helfen. Beatrice machte keine Ausnahme. Sie hatte ebenso wie Malek einen Teppich bei sich, der für Subuktakin bestimmt war. Bestechung - eines der ältesten politischen Mittel und zu allen Zeiten und in allen Kulturen gleichermaßen wirksam.
    Beatrice klammerte sich an ihrem zusammengerollten Teppich fest und betrachtete einen Mann, der sich auf einem der Sitzpolster ausgestreckt hatte. Seine Kleidung war staubig und zerknittert, er machte einen atemlosen, erschöpften Eindruck - offensichtlich ein Bote, gerade zurück von einer langen Reise. Er war der Einzige, dem die Wartezeit höchst willkommen zu sein schien, denn eingewickelt in seinen langen Reisemantel schlief er so tief,

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