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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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der Länge nach in den salzigen Morast oder zwischen faulendes Röhricht.
    Das Dämmerlicht hielt an, bis er wankend die Hänge der östlichen Hügel erreichte, wo ihn neues Ungemach erwartete. Halbmenschliche Banditen hatten seine Annäherung beobachtet, und nun griffen sie ihn an. Alle Müdigkeit vergessend, floh er über die Hänge aufwärts, verfolgt von den Wegelagerern.
    Die Ruine eines Turmes erhob sich in den dunkelnden Himmel. Cugel kletterte über moosbedeckte Steine, zog den Degen und trat in die Bresche, die einmal als Eingang gedient haben mochte. Im Innern herrschte Stille; es roch nach Moder. Cugel kauerte nieder und sah die Silhouetten der drei grotesken Gestalten vor dem rotvioletten Horizont. Sie hatten am Rand der Ruinen haltgemacht.
    Seltsam, dachte Cugel. So willkommen ihm ihr Zögern war, es mochte eine verderbenbringende Ursache haben. Anscheinend fürchteten die Kreaturen den Turm.
    Die letzten Spuren von Zwielicht schwanden. Verschiedene Zeichen deuteten darauf hin, daß es in dem Turm spukte. Gegen Mitternacht erschien ein Gespenst, das mit fahlen Gewändern und einer silbernen Kopfbinde bekleidet war, die zwanzig Mondsteine auf langen silbernen Stielen trug. Es glitt nahe an Cugel heran und starrte aus leeren Augenhöhlen auf ihn herab. Cugel drückte sich rückwärts gegen die Wand, unfähig, einen Muskel zu regen.
    Das Gespenst sprach: »Zerstöre diesen Turm. Solange Stein auf Stein gefügt ist, muß ich bleiben, selbst wenn die Erde kalt wird und durch die Dunkelheit kreist.«
    »Sehr gern«, krächzte Cugel, »wenn die dort draußen nicht wären, die mir nach dem Leben trachten.«
    »Vom hinteren Kellerraum führt ein Gang ins Freie. Mit Heimlichkeit und Stärke wirst du sie überwältigen. Dann tue, wie ich dir geheißen habe.«
    »Der Turm ist so gut wie geschleift«, erklärte Cugel inbrünstig. »Aber welche Umstände banden dich für immer an diesen Ort?«
    »Sie sind vergessen; ich bleibe. Führe meinen Auftrag aus, oder ich verfluche dich zu einer immerwährenden Langeweile wie meiner eigenen.«
    Cugel erwachte in der Dunkelheit, verkrampft und durchgefroren. Der Geist war verschwunden. Wie lange hatte er geschlafen? Er blickte durch die Türöffnung und sah, daß der Osthimmel vom ersten Hauch des anbrechenden Tages verfärbt war.
    Nach langer Wartezeit erschien die Sonne und schickte einen flammenden Lichtstrahl durch die Tür. Cugel fand eine steinerne Wendeltreppe, die in einen feuchten Keller hinabführte. Ein verfallener Gang brachte ihn nach fünf Minuten langsamen Vorantastens außerhalb der Trümmer ins Freie. Aus einem Versteck beobachtete er die Umgebung und sah die drei Banditen an verschiedenen Stellen. Sie hatten sich hinter Mauerresten verborgen und warteten offensichtlich auf ihn.
    Cugel zog seinen Degen und schlich mit größter Behutsamkeit vorwärts. Unbemerkt erreichte er die erste Gestalt und stieß zu. Der Bandit warf die Arme hoch und fiel lautlos vornüber, seine Finger krallten sich in den Grund, und er starb.
    Cugel riß die Klinge mit einem drehenden Ruck heraus und wischte sie am Leder des Toten ab. Mit leichtfüßiger Verstohlenheit kam er hinter den zweiten Banditen, der im Sterben einen Klagelaut von sich gab. Der dritte Bandit kam, um nachzusehen.
    Cugel sprang aus einem Versteck vor und durchbohrte ihn mit dem Degen. Der Wegelagerer kreischte, zog seinen Dolch und stürzte sich auf ihn, doch Cugel wich dem Taumelnden aus und schleuderte einen schweren Stein, der ihn fällte. Der Bandit blieb auf dem Rücken liegen, blutend, das Gesicht von Haß und Schmerz entstellt. Cugel kam vorsichtig näher. »Da du sowieso sterben mußt, sag mir, was du von verborgenen Schätzen weißt.«
    »Ich weiß von keinen«, antwortete der Bandit. »Gäbe es welche, so würdest du als letzter davon erfahren, denn du hast mich getötet.«
    »Das ist nicht meine Schuld«, sagte Cugel. »Du verfolgtest mich, nicht ich dich. Warum hast du es getan?«
    »Um zu essen, zu überleben, obwohl Leben und Tod gleich unfruchtbar sind und ich beide gleichermaßen verabscheue.«
    Cugel dachte nach, dann sagte er: »In diesem Fall brauchst du mir nicht die Rolle übelzunehmen, die ich in deinem Übergang vom Leben zum Tod spielte. Die Frage nach verborgenen Wertsachen wird wieder relevant. Vielleicht hast du dazu ein letztes Wort zu sagen?«
    »Ich habe ein letztes Wort. Ich zeige dir meinen einzigen Schatz.« Der Unhold suchte in seinem Beutel und zog einen runden weißen Stein

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