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Das Auge des Kriegers

Das Auge des Kriegers

Titel: Das Auge des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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genug Wissen und Kraft gab, zu überleben, wenn er die Schwärze auch nicht bezwingen konnte. Er saß im Schädel des Körpers wie in einer belagerten Bastion.
    Der Körper krümmte sich und wand sich, und sein Gesicht verzerrte sich zu schrecklichen Grimassen von Pein und Wut, von Triumph und Verzweiflung. Die Gefährten beobachteten es mit wachsendem Grauen.
    Dilvoog vermochte nichts zu tun, aber er riet Nottr, wenn sie sahen, daß Mon’Kavaer verloren war, dem Körper mit Seelenwind ein Ende zu machen.
    Thonensen griff schließlich ein, bevor Nottr handeln konnte. Er berührte Mon’Kavaer, wie er es auch mit den anderen Verlorenen getan hatte, und raubte die Schwärze, bis das Gesicht sich entspannte und der Körper ruhig wurde. Als er ihn losließ, sank Mon’Kavaer mit klirrendem Rüstzeug in die Knie und war so schwach, daß er kaum sprechen konnte. Sie dachten, daß er sterben würde, und Nottr war bereit, ihn wieder aufzunehmen, wenn Dilvoog es zuwege brachte.
    Aber Dilvoog zögerte. »Er wird nicht mehr derselbe sein, wenn er freikommt. Wenn er flieht, wird die Finsternis mit ihm kommen. Willst du auch sie beherbergen?«
    Nottr starrte ihn hilflos an.
    »Es würde dir nicht anders ergehen als ihm.«
    »Vielleicht bin ich stärker. Wir wären dann zwei, um uns zu wehren. Und Horcans Geister wären mit uns.«
    Dilvoog nickte schließlich zustimmend. Aber da war es Mon’Kavaer, der den Kopf schüttelte und sich aufrichtete.
    »Wenn ich sterbe«, keuchte er, »dann, weil mich diese Rüstung umbringt. Das Eisen ist kalt wie Eis… und so schwer, daß ich mich nicht aufrecht halten kann, und ich habe manches Eisen getragen in meinem Leben. Helft mir heraus!«
    Sie öffneten die Spangen und Haken und nahmen Teil um Teil ab, beginnend mit den Arm- und Beinstücken. Sie waren grob und schwer, kaum gehämmert. Die Schmiede, die diese Krieger mit Rüstzeug versahen, hatten wohl wenig Zeit für ihr Werk gehabt. Lederriemen und Eisenringe hielten die Stücke zusammen, auch die schweren Platten an Brust und Rücken.
    Der Krieger hatte Kämpfe hinter sich, denn das Eisen hatte viele Dellen, und manche Stellen sahen aus, als wären sie mit Feuer in Berührung gekommen.
    Daß dieses Eisen keine Flecken von Rost zeigte, lag wohl an der Schwarzen Magie der Schmiede, ebenso wie der verblüffende Umstand, daß der Körper nackt in diesem rauhen und kalten Eisen steckte und die Haut keinen Schaden nahm.
    Mon’Kavaers neuer Körper zeigte allerdings frische Schürfstellen. Er hatte sie erhalten, als Thonensen ihm die Schwarze Kraft entzog. Ein Lebender konnte diese Rüstung nicht tragen. Allein ihr Gewicht machte ihn kampfunfähig. Zudem lag das Eisen so dicht am Körper, daß es selbst schwer gewesen wäre, ein seidenes Hemd unterzuziehen. Es blieb keinem verborgen, wie ähnlich diese Krieger im Grunde den Gianten waren. Aber es gab für sie eine Rückkehr ins Leben – Mon’Kavaer bewies es.
    Er stand nackt und frierend unter den Gefährten. Und er sagte: »Ich sterbe vor Hunger. Ich muß seit Tagen nichts gegessen haben.«
    »Seit Jahren vielleicht«, berichtigte Thonensen. »Das macht die Finsternis so stark, daß sie frei von den Bedürfnissen des Lebens ist. Ein Krieger, der jagen und essen muß, ist im Nachteil, wenn er einem Feind gegenübersteht, den zu keiner Zeit etwas ablenkt von seiner Absicht zu töten.«
    Mon’Kavaer, der sich in den Fellumhang hüllte, den Nottr ihm gab, und der die Reste eines halbrohen Fisches in sich hineinschlang, sagte kauend: »Mag sein, daß das ein Nachteil ist, Sterndeuter. Aber wir sind nicht nur Krieger. Ich habe lange Essen und Trinken entbehrt… doch wenn der Krieg erst aus ist, werde ich in fürstlichen Mahlzeiten schwelgen, und Wein wird…«
    »Wenn wir diesen Krieg verlieren«, sagte Thonensen düster, »werden wir alle wie die sein…« Er deutete auf die Vangorier. »Und Wein wird es nicht mehr geben.«
    Die Dämmerung brach herein.
    Die Luft war still. Die Gefährten standen vor einer fast zweimannshohen, rechteckigen Öffnung im Berg. Nottr starrte hinein und sah einen langen schachtartigen Gang, der sich ins Innere des Berges zog. Am Ende war eine viereckige Öffnung, hinter der er Licht wahrnahm.
    Thonensen beschwor sein Auge. Er sah mächtige Korridore, von gleißendem Licht erfüllt. Er befahl den Vangoriern vorzugehen, was sie stumm taten. Die Gefährten folgten.
    Es gab keine Türen und keine Wachen. Niemand verwehrte ihnen den Eintritt in die Bastion. Am Boden war

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