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Das Auge des Kriegers

Das Auge des Kriegers

Titel: Das Auge des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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eine dicke Schicht von Staub, in der sie zahllose Spuren von eisenbeschuhten Füßen sehen konnten. Keine verlief nach innen. Alle waren auf den Ausgang zu gerichtet. Es waren die Spuren der Verlorenen, der Vangorier, die aus den Tiefen der Bastion gekommen waren und sie durch diesen Schacht verlassen hatten.
    Der Gang mündete in ein großes Gewölbe, dessen felsige Wände fahl schimmerten.
    »Sagt der Stab, daß dies die Bastion der Alptraumritter ist?« fragte Nottr überrascht.
    Mon’Kavaer, der den Stab trug, schüttelte verwirrt den Kopf. Er streckte Nottr den Stab hin. »Faß an!«
    Nottr griff danach. »Was fühlst du?« fragte Mon’Kavaer.
    »Unbehagen«, erklärte Nottr zögernd. »Als ob jemand mich warnen will…«
    Mon’Kavaer nickte. »Ich traue diesem Körper noch zu wenig, doch ich habe dasselbe gefühlt wie du. Aber wir wissen beide zu wenig über diesen Stab, um alles zu deuten, was er uns sagt. Vor welcher Gefahr will er uns warnen? Vor der Finsternis hat er uns längst gewarnt.«
    »Vor einem alten Feind, glaube ich.« Nottr deutete auf die, schimmernden Wände. »Ich habe leuchtenden Stein wie diesen schon gesehen. Die Quader des Bodens und die Höhe der Wände…«
    »Die Straße der Riesen«, sagte Rujden heftig.
    Nottr nickte. »Der Titanenpfad. Er führt zu Gorgans Auge, wie der Meisterritter uns zeigte. Imrirr! Sie haben uns gewarnt, ihren Pfad noch einmal zu betreten! Und sie sind bestimmt rascher als die Schiffe gewesen.«
    »Nicht mit Duzella.«
    »Das ist wahr.«
    »Die Vangorier sind alle diesen Weg gekommen, ohne an die Tauren zu geraten…«
    »Wir werden das alles herausfinden, wenn wir weitergehen«, sagte Burra ungeduldig.
    Sie stiegen aus dem Schacht, der in halber Höhe der Wand mündete. Der Boden lag gut ein halbes Dutzend Mannslängen unter ihnen, doch war die Wand brüchig und Geröll hatte sich aufgehäuft, so weit das Auge reichte. Da und dort waren im Staub und Schutt die Fußstapfen der Verlorenen erkennbar. Ohne Schwierigkeiten erreichten sie den Grund.
    »Wohin jetzt?« fragte Burra.
    »Sie wissen den Weg, den sie gekommen sind«, erklärte Thonensen.
    Die vier Vangorier übernahmen die Führung, dicht gefolgt von Thonensen, der sichergehen wollte, daß er die Gewalt über sie behielt, auch wenn zu erwarten war, daß die Macht der Finsternis mit jedem Schritt, den sie nun taten, zunehmen würde.
    Rujden deutete plötzlich aufgeregt nach hinten.
    »Die Straße der Riesen ist… verschlossen.«
    Eine weiße, fugenlose, steinerne Wand erstreckte sich vom Boden bis zur Decke – ein Dutzend Manneslängen hoch. Sie sah aus, als wäre sie aus einem einzigen gewaltigen Block.
    »Das können nur Tauren selbst errichtet haben«, meinte Thonensen kopfschüttelnd. »Aber warum?«
    »Es geht hier nach Süden«, stellte Burra fest. »Wenn diese Wand das Ende ihres Weges ist, brauchen wir Duzellas Begleiter nicht zu fürchten.«
    Nottr nickte stumm. Dann fragte er den Sterndeuter: »Kannst du mit deinem Auge sehen, was hinter der Wand ist?«
    Nach einer Weile sagte Thonensen: »Diese Wand ist nicht aus Stein. Ich kann jenseits nichts erkennen.«
    »Nicht aus Stein?« entfuhr es Nottr.
    »Ich dachte es mir schon«, meinte Dilvoog. »Ich spüre eine Kraft.«
    »Finsternis?«
    »Nein. Eine andere Magie…«
    »Ist sie nur ein Trugbild?«
    Dilvoog zuckte die Schultern in menschlicher Hilflosigkeit.
    Thonensen schickte seine Vangorier vor und folgte ihnen. Auf seinen Befehl berührten sie die Wand und stemmten sich dagegen. Sie war so fest wie Stein.
    »Es gab schon einmal eine magische Wand am Titanenpfad«, erinnerte Dilvoog.
    »Ja, eine, die die Tauren errichtet hatten und in der die Seelen aller gefangen waren, die ihr zu nahe kamen. Seelenwind hat den Zauber gebrochen.«
    Er wog die Klinge bedächtig in der Hand.
    Burra schüttelte wütend den Kopf. »Männer!« rief sie ergrimmt. »Sag mir einer, weshalb ihr eine Mauer niederreißen wollt, für deren Dasein ihr eigentlich dankbar seid?«
    Nottr zögerte, dann nickte er. »Du hast recht, Kriegerin. Ich weiß gern, was ich im Rücken habe. Aber besser schützt uns das Wissen auch nicht, als diese Wand. Und der wirkliche Feind ist vor uns.«
    Die vier Vangorier übernahmen wieder die Führung. Die Gruppe durchquerte den Titanenpfad und erreichte nach einem kurzen Marsch an Geröllhalden entlang eine Stelle, an der drei gewaltige Quader aus der Wand gebrochen waren. Ein breiter Riß verlief von der riesigen Öffnung hoch bis zur

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