Das Auge des Sehers (German Edition)
den Tipp. Alterssiedlungen sind ein profitables Geschäft.»
«Und da mischten Sie nicht mit, als es um die Vergabe des Auftrags ging?»
«Wie käme ich dazu? Ich weiss nicht einmal, welcher Architekt dort baut. Das ist Yvos Sache. Jeder von uns hat seinen Bereich. Ich verwalte die Stiftung treuhänderisch, Andrea ist für die Finanzen zuständig und Yvo für die Liegenschaften, die uns gehören. Bei Mangold mischte ich mich ein, weil es über das Tagesgeschäft hinausging. Ich konnte unmöglich zulassen, dass jemand den Auftrag bekommt, der uns aus der Stadt vertreiben will. Aber das ist ja inzwischen geklärt. Haben Sie noch weitere Fragen? Ich fühle mich wirklich nicht gut.»
«Wir sind schon weg.»
Schwegler begleitete sie zum Ausgang.
«Ich möchte mich bei Ihnen noch für Ihr Eingreifen auf dem Friedhof bedanken. Das war alles andere als selbstverständlich.»
«Keine Ursache. Alura Randa geht es anscheinend nicht besonders gut.»
«Leider nein. Ich telefonierte vor einer Stunde mit ihr. Im Moment ist sie auch psychisch etwas labil. Sie nimmt das Ganze viel zu schwer. Die Gedenksendung will sie aber in jedem Fall durchziehen.»
«Grüssen Sie sie von uns. Wir wünschen ihr und Ihnen natürlich auch gute Besserung.»
«Danke. Bevor ich es vergesse. Gestern war dieser Mangold bei mir. Er tischte mir ein unverschämtes Märchen auf. Arian habe ihm Geld versprochen. Sehr viel Geld, um das Unrecht, das ihm angetan worden sei, wiedergutzumachen. Dass ich nicht lache. Wer hat hier wem Unrecht zugefügt? Das war eine bodenlose Frechheit! Ich warf ihn hochkant raus, diese fiese, kleine Kröte.»
«Zum Stichwort fies hätte ich auch noch eine Frage. Ist es üblich, dass ein Notar zu zweifelhaften Methoden greift, um bessere Einschaltquoten zu erreichen?»
«Wie meinen Sie das, Herr Kommissär?»
«Das wissen Sie ganz genau.»
«Es … es war eine spontane Idee. Sie kam Irion, Jason und mir bei einem Kaffee. Ich schwitzte Blut und Wasser, ob es klappt. Ich war so nervös, dass ich mir die Sendung nicht anschauen konnte. Darum bin ich mit einer Freundin ins ‹Stadtcasino› gegangen. Fragen Sie mich aber nicht, was wir uns anhörten. Meine Gedanken waren im Studio. Einfach schrecklich, was an diesem Abend passiert ist. Ich konnte ja nicht vorhersehen, dass Arian wirklich ermordet würde.»
«Würden Sie uns bitte noch den Namen Ihrer Bekannten geben, mit der Sie in der Mordnacht im Konzert waren?»
«Verdächtigen Sie mich?»
«Wir gehen jeder Spur nach.»
Er hustete stark.
«Kommen Sie bitte nochmals ins Büro. Hier ziehts grausam.»
Schwegler notierte einen Namen auf ein Stück Papier.
«Eine Kollegin von mir», krächzte er. «Sie wird Ihnen meine Aussage bestätigen. Sie sollten sich an diesen Mangold halten. Ein gefährlicher Spinner … Jetzt muss ich aber dringend weg, sonst verpasse ich meinen Termin bei Andrea Grossen. Heute Abend muss ich noch einen Vortrag bei den Rotariern halten. Da muss ich durch, trotz der Erkältung.» «Mangold, immer wieder Mangold.»
«Ein hintertriebener Bursche. Zieht seine Freunde über den Tisch und versucht noch, aus dem Tod von Arian Kapital zu schlagen.»
«Vielleicht ist doch etwas dran an der Story zwischen Alura und Mangold.»
«Das glaube ich nicht.»
«Weibliche Intuition?»
«Nenn es, wie du es willst. Alura ist nicht der Typ, der sich mit einer solch schmierigen Figur einlässt.»
«Was sagt deine Intuition zu Schwegler?»
«Er wirkt glaubwürdig. Das mit den beiden anderen Bauten war keine Show. Da war er echt überrascht.»
«Dann hast du ja heute Abend genug Diskussionsstoff für dein Rendez-vous. Du könntest …»
«Vergiss es! Ich versaue mir doch nicht den Abend mit einem Verhör.»
Ferrari blickte auf seine Armbanduhr.
«Es ist schon spät. Sonst würde ich sagen, packen wir Mangold. Morgen ist ja auch noch ein Tag. Wo geht ihr essen?»
«Ins … he! Womöglich tauchst du noch dort auf. Ganz zufällig, versteht sich. Das würde ich dir echt zutrauen»
«Du denkst aber schlecht über mich.»
«Ich bin nur realistisch, eine meiner Stärken. Und morgen würde es die ganze Welt wissen, inklusive Paps.»
«Jetzt hör aber auf. Gestern … ich meine …»
«Du hast gestern mit ihm telefoniert?»
«Nur kurz. Er wollte wissen, wie es mit unserem Fall vorwärtsgeht.»
«Blödsinn! Wenn du schon lügst, dann bitte nicht so offensichtlich. Soll ich dich nach Hause fahren?»
«Nicht nötig, danke. Ich wünsche dir einen schönen
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