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Das Baby vom Deich

Das Baby vom Deich

Titel: Das Baby vom Deich
Autoren: Angelika Friedemann
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heilfroh gewesen, wenn die ihn zu guter Letzt in Ruhe ließen, ihn nicht mehr belästigten.
Er schaute auf das kleine weiße Bündel, sah nur ein kleines Gesicht mit geschlossenen Augen und ein paar schwarzen Haaren. Bewegen tat es sich nicht. Er hob die Hand berührte das Gesicht, die Schläfe, da spürte er einen sehr langsamen, aber regelmäßigen Puls. Es lebte definitiv und bedrohlich langsam fühlte sich der Pulsschlag nicht an. Er spürte eine Art Erleichterung.
"Sie fassen ihn an und ich darf nicht? Eine Frechheit!"
"Sie nicht, ok."
"Bitte, nur einmal kurz auf den Arm nehmen", quengelte sie.
"Frau Schiller, es geht nicht und damit Ende der Diskussion", erwiderte er bereits erbost. Frauen und ihr Mutterinstinkt!
"Eine Frau weiß wesentlich besser, wie man mit einem Baby umgeht und wie ..."
"Haben Sie schon etwas von Vätern gehört? Das sind die Männer, die Kinder haben und zweifelsohne wissen, wie man einen Säugling trägt. Das ist keine Puppe, mit der irgendwer spielt, sondern ein Lebewesen, das sich nicht von jedermann betatschen lassen muss. Sie würden sich dagegen wehren, und da es das Baby nicht kann, sorgen wir dafür. Kein Angrapschen, nichts dergleichen. Da Sie keine Kinder haben, hat mein Kollege wesentlich mehr Ahnung davon, wie man einen Säugling behandelt. Ersparen Sie uns dieses bornierte Auftreten und Ihr Gekreische."
"Ich habe ihm schließlich das Leben gerettet und mir steht ..."
"Ich habe keine Zeit für Ihr monotones Gerede. Reichen Sie das schriftlich in 2-facher Form ein."
"Nun werden Sie nicht unverschämt", keifte sie. "Ich habe Rechte und die kenne ich genau. Als wenn Sie wüssten, wie man mit einem Baby umgeht. Eine Unverschämtheit!"
"Frau Schiller, gehen Sie endlich. Ich habe weder Zeit noch Lust mir so ein dümmliches Gequatsche anzuhören. Ihre Rechte umfassen nicht, fremde Säuglinge anzutatschen, noch Polizeiarbeit massiv zu behindern. Ich habe indes das Recht, Sie von einem Tatort wegzuschicken. Leisten Sie meinen Anordnungen nicht folge, habe ich sogar das Recht, Sie abführen zu lassen, daneben ist es ein Straftatbestand und wird geahndet."
"Ich will aber ..."
Er hörte den Wagen und trat von ihr weg. "Sie können gehen, Frau Schiller. Kommen Sie morgen kurz bei uns vorbei, da wir das protokollieren müssen. Bitte nicht vor zehn. Wissen Sie, wo die Polizei ist?"
"Ja, soweit kenne ich mich aus", erwiderte sie schnippisch.
Er folgte Olaf zum Krankenwagen, erkannte Holger und erklärte schnell, was passiert war. Der packte das leblose Bündel aus der bunten Wolldecke. "Es lebt, scheint geschwächt zu sein. Mehr kann ich dir noch nicht sagen. Ruf mich in einer Stunde an, dann weiß ich mehr."
"Wie alt?"
"Maximal zwei Tage. Ich muss es erst ausziehen."
"Er überlebt aber, oder?", mischte sich die Frau ein.
"Frau Schiller, gehen Sie bitte, da das Sie nicht betrifft. Es handelte sich um polizeiliche Maßnahmen und das geht Sie nichts an. Habe ich mich klar und verständlich ausgedrückt?"
"Ich mache mir Sorgen um das Kind. Verstehen Sie das nicht?"
"Gut, machen Sie das bitte entfernter. Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie angerufen haben, werden es lobend erwähnen, aber damit ist ihr Part beendet, ansonsten nennt man das Behinderung der Polizeiarbeit. Es reicht mir allmählich, dass ich zig Mal das gleiche sagen muss, weil Sie es nicht begreifen."
"Es wird überleben", meldete sich Holger aus dem Wagen. "Ist es ein Junge, nenne ich ihn Eike. Ein Mädchen nach der Finderin. Wie heißen Sie?"
"Serena."
"Hübscher Name. Fahren wir. Eike, bis später."
"Herr Doktor, darf ich ihn besuchen?", säuselte sie nun, taxierte dabei Holger.
Der schaute Eike an, der mit den Augen rollte. "Eventuell übermorgen. Es benötigt Ruhe. Es ist ein Säugling und keine Puppe."
"Danke, Herr Doktor, Sie sind ja so nett. Komme ich morgen Vormittag kurz bei Ihnen vorbei", säuselte sie und Eike schüttelte den Kopf. Sie verwandelte sich wie ein Chamäleon, aber alles wirkte gekünstelt.
"Nein! Das können Sie sich ersparen, da Sie keinen Zutritt erhalten werden."
"Nur um mich bei Ihnen zu erkundigen, wie es ihm geht."
"Nein! Hören Sie nie zu? Gehen Sie, sonst lasse ich Sie abführen." Er verabschiedete sich von der Frau.
"Wie ich solche bekloppten Weiber hasse", stöhnte er. "Sie weiß alles, kann alles und begreift nicht das Einfachste. Bornierte Angeberin."
"Sie will dich anbaggern, spielt sich deswegen in den Vordergrund", grinste Holger. "Normalerweise sind der Typ Frau doch dein Beute-
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