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Das Baby vom Deich

Das Baby vom Deich

Titel: Das Baby vom Deich
Autoren: Angelika Friedemann
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Sehnsucht nach einem Kind. Ich träume nicht nachts davon, Mutter zu werden, oder Sonstiges in der Richtung. Haben Sie Kinder?"
Er überhörte die Frage. "Seit wann sind Sie vor Ort?"
"Keine Ahnung. Achtzehn Uhr schätze ich."
Eike bemerkte, wie sie sich über die Oberarme rieb. "Ist Ihnen kalt?"
"Ein wenig. So lange wollte ich ursprünglich nicht bleiben."
Er zog seine Jacke aus, entfernte das Handy, die Pistole und steckte sie hinten in seine Jeans, entnahm den Ausweis. "Ziehen Sie die über, sonst sind Sie morgen erkältet. Die Kollegen werden gleich kommen, dann können Sie fahren."
"Ich würde gern warten, wenn ich darf."
Er stöhnte innerlich, da er gehofft hatte, dass man diese Suche bald abbrechen könnte. Diese Frau sah zwar süß aus, war aber anscheinend etwas verwirrt.
"Rauchen Sie Pfeife?"
"Warum?"
"Ihre Jacke riecht danach. Ich liebe diesen Geruch, da mein Vater Pfeife raucht. Merkwürdigerweise im Winter öfter, als im Sommer."
"In der warmen Jahreszeit ist man mehr draußen beschäftigt, mehr abgelenkt."
Sie schaute ihn an. "Es ist sehr nett, dass Sie mir Ihre Jacke geben", säuselte sie, unterbrach seine Gedanken und er fragte sich, was das sollte. "Sie sind ein richtiger Kavalier der alten Schule."
"Die Polizei versucht nur, nett zu sein."
"Sind Sie zu Ihrer Frau auch immer so nett und lieb?"
Er schüttelte den Kopf. Apenkatt! Er schlenderte einige Meter von ihr weg. Diese Fruunslüüd hatte eine Macke. Nun versuchte sie noch, ihn anzubaggern. Er wanderte hin und her, wartend.
Endlich sah er die zwei Kollegen kommen und atmete erleichtert auf. Nun konnte er den Spuk beenden. Er ging ihnen entgegen.
"Eike, das war ein Scherz, oder?"
"Gebt mir bitte eine Lampe. Nein! Eine Frau hat vor über drei Stunden Babygeschrei gehört."
"Da ruft sie jetzt erst an? Dumm Tüch!"
"Ist sie blau?"
"Den Anschein macht sie nicht, man riecht nichts. Geht in die Richtung. Einer diesseits, der andere jenseits und sucht. Ich möchte nur sicher- gehen, dass nicht faktisch jemand ein Kind ausgesetzt hat."
"Snaksch, nicht bei uns."
"Vielleicht hat sie ihr Kind selber abgestellt und nun spielt sie Finderin. Kommt keiner auf sie."
"Hans, hör auf. Da hätte sie um halb sieben angerufen. Ich vermute, sie spinnt."
Sein Handy meldete sich und er zog es aus der Hosentasche. "Martin, was gibt's?" "Wie bitte?" "Gunnar, einen Krankenwagen, fix! Sie haben einen Säugling gefunden. Es lebt." "Martin, einer bringt das Baby her, der andere bleibt dort. Gunnar und Hans kommen hin. Hans, öffne bitte vorne das Gatter, damit sie herfahren können."
Die Frau stand plötzlich neben ihm.
"Sie haben es gefunden und es lebt. Ich muss mich entschuldigen, da ich das für Spinnerei gehalten habe."
"Ist gut. Hätte ich vermutlich ebenso gedacht. Nur wer macht das? Was passiert mit ihm? Ach, so ein armes Gör!"
"Das werden wir versuchen herauszufinden. Zunächst muss das Kind gerettet werden. Ein Krankenwagen wird gleich vor Ort sein."
"Ist er denn so schwer krank?"
"Krank kann man das wohl eher nicht nennen. Ein Säugling muss schließlich versorgt werden, und wenn er hier längere Zeit gelegen hat, benötigt er nicht nur etwas zu trinken, sondern medizinische Betreuung."
"Was passiert eigentlich mit so einer abartigen Mutter?"
"Zerbrechen Sie sich nicht Ihr Köpfchen darüber. Das können Sie in der Zeitung nachlesen."
"Ich bin seine Lebensretterin und da interessiert es mich schon, wie das weitergeht, was mit ihm geschieht, wo er hinkommt und ob er das überlebt", beharrte sie, und abermals klang ihre Stimme kreischender.
Langsam begann sie zu nerven.
"Wie ich sagte, lesen Sie Zeitungen."
Er sah den Scheinwerferkegel auf und ab hüpfen, erkannte Olaf, der mit dem Kind im Arm angerannt kam. Die Frau drehte sich um, schaute dem Mann entgegen, bewegte sich auf ihn zu. "Lebt er wirklich?", erkundigte sie sich leise. "Geben Sie ihn mir", wollte sie sofort zugreifen, aber Eike hielt sie am Arm zurück. "Nein, nicht anfassen."
"Ich will doch nur ..." Im Licht der Taschenlampe glitzerten einige Tränen und er legte den Arm um ihre Schulter. "Es geht nicht. Ein Arzt ist da und es wird überleben. Das hat es Ihnen zu verdanken", schmeichelte er, nur um sie zu beruhigen und loszuwerden. Sie roch nach Mandel und Vanille, nahm er wahr. Irgendwie duftete sie nach mehr. Eike nicht jetzt, mahnte er sich selbst. Außerdem ist sie eine Frau, die danach lästig fällt. Bekam sie ihren Willen nicht, flippte sie aus. Er kannte einige der Sorte Frauen und er war stets
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