Das Baby vom Deich
dass es ihm gut geht." Er zauberte hinter seinem Rücken den kleinen Löwen hervor und reichte ihr den. "Der ist mir zugelaufen, weil er zu einem kleinen Jungen möchte, der demnächst auf die Welt kommt."
"Ach du bist lieb", stand sie auf und gab ihm einen Kuss.
Er goss Kaffee ein und setzte sich, legte die Papiere auf den Schreibtisch. "Vadding faxt uns noch eine Liste von weiteren Frauen. Das sind die vom Klinikum, dem Personal, was jedem so einfiel. Ich wusste gar nicht, dass so viele Frauen in Husum gerade Babys bekommen."
"Ich habe eine Liste, wer den Kollegen, Holger und mir eingefallen ist. Zwei habe ich heute Morgen gesehen und deren dicker Bauch ist noch vorhanden. Sie wurden gestrichen. Wie sieht er aus?"
"Nüddelich! Dicke Bäckchen, blaue Augen, dunkle Haare, kann fest zupacken. Die Schwester sagt, er hätte großen Hunger, schläft jetzt vermutlich. Andrea, er ist puddelgesund. Ergo keine Aufregung."
"Wie kann man ein Kind aussetzen?"
"Alle wollen mir was von Kurzschlussreaktion erzählen, weil Schwangere teilweise eine Macke haben. Die Sachen müssen untersucht werden, eventuell findet man etwas. Muss nachher einer hinbringen. Wer ist da?"
"Alle unterwegs."
"Ruf bitte Jochen an, dass sie das einschieben. Eventuell haben wir sogar großes Glück und sie finden etwas für eine DNA."
"Hansen hat angerufen. Er will, dass du etwas für die Medien fertigmachst. Sie nerven wohl schon. Das soll heute Abend gesendet werden und morgen in den Zeitungen stehen."
"Auch das. Wird wieder ein schönes Wochenende. Vergleiche ich zunächst die Namen, streiche die ich doppelt habe und mache einen Vermerk von denen, die noch schwanger sind, in den letzten drei Tagen entbunden haben, die Winzlinge bei den Müttern sind. Andrea, du kannst alle Hebammen anrufen. Nimm die Nachbardörfer bitte dazu. Ich kümmere mich um die Gynäkologen. Um zehn kommt diese Frau, die das Geschrei gehört hat."
"Fange ich an zu telefonieren."
"Bleib hier, da können wir das schneller abgleichen."
Pünktlich erschien Serena Schiller. Er begrüßte sie, stellte Andrea vor, bevor er ihr einen Kaffee hinstellte.
"Frau Schiller, erzählen Sie uns bitte nochmals den gestrigen Ablauf, wenn möglich sehr genau. Wir nehmen das für ein Protokoll auf."
Unterdessen sie berichtete, musterte er sie, da er sie heute das erste Mal richtig betrachten konnte. Sie sah wirklich nett aus. Ein ebenmäßiges Gesicht, nur wenig geschminkt. Braune Augen, eine etwas zu breite Nase, ein gut gezeichneter Mund und strahlendweise ebenmäßige Zähne. Die Fingernägel nicht übermäßig lang, waren mittelblau lackiert, was er lustig fand. Andrea hatte sogar Grüne oder Gelbe gehabt, ihn aufgeklärt, man würde alle Farben als Nagellack bekommen. Serena Schiller trug Shirt und Jeans, ganz schlicht. Das Einzige, was nicht zu ihrem eher normalen Aussehen passte, waren die zwei Ringe. Entweder war es sehr guter Modeschmuck, aber er schätzte sie eher als echt ein und die waren sehr teuer gewesen. Ansonsten war sie schmucklos.
Er konnte keinen Widerspruch zu dem feststellen, was sie gestern Abend erzählt hatte. Sie sah nicht so aus, als wenn sie einen Tag zuvor ein Kind bekommen hätte. Den Busen fand er normal für ihren schmalen Körperbau.
"Seit wann sind Sie in Husum?", leitete er die folgende Frage ein.
"Seit Montagmittag."
"Aus privaten oder beruflichen Gründen?"
Sie schaute ihn an, schmunzelte. "Ich lasse mich gern von einem Arzt untersuchen. Ich habe kein Kind auf die Welt gebracht."
"Wird eventuell notwendig sein", erwiderte er jovial. "Wo waren Sie vorgestern am Vormittag?"
"In einem Modeladen, etwas bummeln, ab halb eins mit zwei Frauen essen. Ich kann Ihnen gern die Namen geben, damit Sie nachfragen können", gab sie schnippisch zum Besten. "Sie machen sich das etwas zu einfach, Herr Klaasen."
"Wie man hört, kennen Sie sich auch in der Polizeiarbeit aus. Ihr Wissen ist erstaunlich oder hatten Sie schon öfter mit der Polizei zu tun? Wir müssen das nachprüfen. Geben Sie uns die Namen der Damen und des Restaurants."
Sie reichte ihm einen Zettel. "Habe ich bereits notiert."
"Danke! Wie war Ihr Tagesablauf gestern, sagen wir ab Mittag?"
"Bummeln, einkaufen und so."
"Kann das wer bezeugen?"
"Sicherlich, da ich nicht unsichtbar oder gar unscheinbar, Mittelmaß bin."
"Besonders sind Sie nicht zu überhören. Bleiben Sie länger im Ort?"
"Nein, ich fahre mittags zurück oder wollen Sie noch mit mir sprechen? Ich würde dann selbstverständlich gern bleiben." Sie warf
Weitere Kostenlose Bücher