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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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voran, aber zu langsam, zu langsam …
    Wir schaffen es nicht!
    Rebecca war direkt hinter ihm.
    »Verflixt!«, brummte sie. »Derselbe Mist wie vorhin - jetzt mach ich’s schon freiwillig!«
    Er sah über die Schulter. Ein blitzender, kleiner Gegenstand in ihrer Hand.
    »Festhalten!«, brüllte sie, als sie mit einer einzigen heftigen Bewegung das Seil durchtrennte.
     
    Was folgte, sollte für immer verschwommen bleiben.
    Es waren Momentaufnahmen, einzelne Bilder, die sich in seiner Erinnerung nicht zu einem fortlaufenden Film fügen wollten.
    Der Schock des Sturzes durch die Dunkelheit.
    Das Glitzern des Chitins unter ihnen.
    Die gemauerte Balustrade um die Käfergrube.
    Der Boden der Höhle, der auf sie zuraste.
    Und der Aufprall.
    Amadeo wusste, dass sie alle beide reif fürs Krankenhaus waren, doch irgendwas in ihrem Innern gab ihnen die Kraft, wieder auf die Beine zu kommen.
    Sollte man es ein Wunder nennen? Wie durch einen Nebel sah er Duarte, Görlitz. Hinter ihnen weitere Gestalten, die sich aus den Schatten der Höhlenwand lösten, mit raschen, teilweise humpelnden Schritten auf sie zukamen. Einige
von ihnen trugen Uniformen, und intuitiv wusste Amadeo, dass ein vierschrötiger Kerl mit Glatze Oberst Merthes sein musste. Doch auch die geisterhafte Erscheinung des jungen Niccolosi war dabei, Alyssa auf seine Schultern gestützt, noch weniger bei Bewusstsein als Amadeo selbst, aber eindeutig am Leben.
    Um sie her war Staub und Lärm, war das Bersten und Grollen, mit dem das unterirdische Vermächtnis der Babylonier nach Tausenden von Jahren in Trümmer fiel. Am Durchgang zur größeren Höhle, die einmal das Haus der Spinne beherbergt hatte, drängte sich eine wimmelnde Masse von … nein, nicht von Käfern. Soldaten. Stoltenbecks dritte Kompanie? Die fünfte? Alle beide? Der größte Teil der Männer des Generals musste die einzig vernünftige Entscheidung getroffen und den Befehl verweigert haben. Eben noch rechtzeitig: Risse entstanden im Gewölbe, und Sekunden später sausten Felsbrocken in die Tiefe, schnitten den Weg in die größere Höhle ab.
    Nun gab es nur noch einen einzigen Weg nach draußen.
    Amadeo spähte in die Dunkelheit. Dort! Er hatte es gefunden. Stufe um Stufe schleppten sie sich nach oben. Keiner von ihnen, der nicht die eine oder andere Verletzung davongetragen hatte.
    Ein Notausgang, dachte Amadeo. Wie dumm war er gewesen, als er sich gefragt hatte, wozu diese Treppe gut sein sollte, auf die Verholen so unverhofft gestoßen war?
    Nichts in diesem Spiel, nichts in diesem uralten Plan, war einfach nur so da. Alles hatte seinen Sinn.
    Aber wie war das möglich? Wie hätten die Babylonier vor fünftausend Jahren wissen sollen, dass der Geschäftsführer einer römischen Bücherrestauratorenwerkstatt heute auf diese Treppe angewiesen sein würde?
    Alles ist relativ, dachte Amadeo. Schon Einstein und auch
Helmbrecht hatten das erkannt. Was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Das Prinzip von Ursache und Wirkung: War es in Stein gemeißelt wie die Keilschrift der Babylonier?
    Die Dinge, dachte er, sind so, wie sie sind.
    Wie sonst war es zu erklären, dass er noch am Leben war?
    Kurz bevor der zerbröckelnde Fels ihm die Aussicht auf die Höhle nahm, blickte er ein letztes Mal zurück, wurde Zeuge, wie der zweite Turm von Babel wie in Zeitlupe in sich zusammensackte.
    Nein, Stoltenbeck hatte keine Chance gehabt, gefangen hinter dem Energieschild. Jetzt war er mit seinen Käfern vereint. Es war mehr, als er verdient hatte.
    Der Restaurator wandte sich ab.
    Licht vor ihnen, dämmriges Abend- oder Morgenlicht. Amadeo war es gleichgültig. Ihm kam es vor, als hätte er Jahre seines Lebens in diesen Höhlen verbracht.
    Die ersten - oder letzten - Strahlen der Sonne brachen sich auf dem Chrom des CH-53-Transporthubschraubers.
    Amadeos Blick suchte Duarte: »Können Sie so was fliegen?«
    Der commandante hob eine Augenbraue. »Ich könnte es mal versuchen.«
    Amadeo nickte, zu erschöpft für irgendeine Regung.
    Sie hatten es geschafft. Sie waren draußen. Und doch …
    Müde beobachtete er, wie sich Rebecca an ihm vorbeischob und mit ein paar Handgriffen - und ohne Schlüssel oder programmierte Chipkarte - die Verriegelung des Einstiegs öffnete.
    Einer nach dem anderen kletterten die Überlebenden in den Helikopter, Alyssa wurde vom jungen Niccolosi ins Innere gehoben. Als Rebecca einsteigen wollte, bot ihr ein semmelblonder Junge in Uniform weltmännisch die Hand.
Amadeo selbst folgte als

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