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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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stolperte, machte einen ungeschickten Schritt nach vorn, schrie auf, als er das unwirkliche Glimmen berührte. Jähes Feuer - Amadeo konnte nicht hinsehen.
    Wenigstens war es diesmal schneller vorbei.
    »Käfer, verdammt! Wir brauchen Käfer!« Aus dem Treppenschacht die Stimme des Generals, donnernd wie Gottvater persönlich. »Kommando an die fünfte! Hochkommen und Käfer mitbringen!«
    Stoltenbeck war nicht zu sehen, wohl aber seine Männer. Zwei von ihnen lagen jetzt reglos am Boden, doch ständig drängten weitere Soldaten nach, gaben Schüsse ab.
    Fabio war nicht mehr zu sehen. Er hatte die Verletzte
hinter den aufgemauerten Treppenabgang in Deckung gezogen. Rebecca und der commandante wichen mit langsamen Schritten ebenfalls zurück, geduckt, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.
    Rebecca. Hatte sie gesehen, was mit ihrer Schwester passiert war? Amadeos Herz schlug bis zum Hals. Sie war so nah - doch unerreichbar. Er würde den tödlichen Energieschild nie wieder verlassen. Dies war das letzte Mal, dass er sie …
    Ihre Blicke trafen sich. »Rebecca«, flüsterte er, richtete sich vorsichtig auf. Als kauerndes Bündel sollte sie ihn nicht in Erinnerung behalten.
    »Verdammt, komm her!«, fauchte sie. Ihre Pistole zuckte. Eine Kugel pfiff Zentimeter an seinem Ohr vorbei. Ein dumpfes Uff! hinter seinem Rücken. Treffer.
    Amadeo schüttelte den Kopf. Begriff sie nicht? Der Energieschild …
    Eine Hand an seiner Schulter. Görlitz. Eindeutig, die Augen eines Wahnsinnigen: »Los!«
    »Was…« Amadeo hatte sich eben erst aufgerappelt.
    Görlitz’ Schulter rammte gegen seine Brust. Der Stoß kam völlig unerwartet. Ächzend stieß Amadeo den Atem aus, taumelte.
    Wahnsinnig, jagte es durch seinen Kopf. Der wahre Görlitz war zurück, der die letzte Chance für seine Rache nutzen wollte, ehe er selbst …
    Amadeo stemmte sich gegen ihn an, vergeblich. Noch einen Schritt.
    Und mit einem Mal war er im Feuer, im phosphoreszierenden, violetten Licht, und er sah …
    Es ging zu schnell.
    Es war vorbei, im selben Moment. Es war ein winziger Eindruck gewesen, blitzartig, der doch keine Zeit zu kennen
schien: ewig - und eigentlich gar nicht da. Wie die Babylonier, ihr Turm und ihr Geheimnis, das jeder und keiner Zeit gehörte.
    Amadeo sah, hatte gesehen und würde sehen.
    Was immer es war, existierte nur in der Erinnerung.
    Er war hindurch, auf der anderen Seite, Görlitz mit ihm. Keine Flammen, keine Schmerzen. Nichts! Er lebte!
    »Wie …«
    Mit zusammengebissenen Zähnen stieß Görlitz ihn weiter.
    »Das Feuer«, flüsterte Amadeo. »Warum sind wir nicht …?«
    Noch drei Schritte, zwei … Die Deckung. Stolpernd warf er sich voran, rutschte halb besinnungslos die Stufen runter, Görlitz neben, halb auf ihm.
    Rebecca, die sich noch mal umdrehte, Schüsse abgab. Duarte schon die Treppe hinab, Fabio, die Verletzte.
     
    »Alyssa!«
    Es war zu schnell gegangen, es war zu nahe. Eine Etage über ihnen noch immer Lärm und Geschrei, sogar Schüsse, obwohl niemand mehr dort war, auf den Stoltenbecks Männer hätten feuern können.
    Sie waren in Sicherheit.
    Doch das machte keinen Unterschied.
    Bedrohlich knirschte das Deckengewölbe, Staub rieselte herab. Fugen waren entstanden, von denen Amadeo sich nicht erklären konnte, woher sie stammten, wenn der Turm doch aus einem einzigen, gigantischen Block von Käfersekret geschaffen war, eine monströse, schwarze Skulptur für die Ewigkeit.
    Und jetzt war er im Begriff, über ihnen einzustürzen. Gewaltige, nachtdunkle Quader begannen sichtbar zu werden,
die sich gegeneinander verschoben, millimeterweise zunächst, doch während Amadeo noch hinsah …
    Wie lange noch? Minuten? Augenblicke nur?
    Der Weg in die Tiefe war ihnen versperrt. Stoltenbecks Verstärkung stürmte die Treppen empor. Schon war das Poltern zu hören.
    Sie waren gefangen. Gefangen in dem Raum mit den Spiegeln, die Amadeo und Görlitz kompliziert auf einen bestimmten Punkt hatten ausrichten müssen.
    »Alyssa!«
    Diesen Ton hatte Amadeo bei Rebecca noch nie gehört. Einmal, ansatzweise, in der Sixtinischen Kapelle, als Pedro de la Rosa, ihr väterlicher Freund, zu ihren Füßen gelegen hatte - sterbend, wie sie glaubten.
    Doch das hier … Amadeo war unfähig, etwas zu sagen. Alles, was er tun konnte, war, die Hand auszustrecken, sie auf ihre Schulter zu legen. Sie sollte spüren, dass er bei ihr war, auch wenn es nichts gab, das er hätte tun können, das irgendjemand von ihnen hätte tun können.
    Sie

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