Das Band des Mykerinos (Adrian Pallmers magische Abenteuer, Band 2) (German Edition)
durch ein kleines Loch und einen langen, schmalen Gang erreichbar waren. Rund um die Uhr standen fünf Wachen davor, so dass es unmöglich war, unbemerkt dort einzudringen oder auszubrechen. In diesen Höhlen versteckten die Noxuren ihre besonderen Schätze. Neben Haufen von alten Schädelknochen, deren Herkunft man besser nicht wissen wollte, und einigen Körben voller schwarzer Steine waren dort auch mehrere Kisten, die wie hastig gezimmerte Särge aussahen. Niemand, nicht einmal die Noxuren selbst, durften die Schatzkammern betreten. Nur deren Anführer, die Alphanoxuren, trafen sich dort ab und zu und verschwanden dann für einige Zeit in den Kammern.
In einer der geheimnisvollen Kisten befand sich der bislang größte Schatz der Noxuren. Da drin lag Isebelle, die Tochter der schwarzen Hexe. Sie war nicht tot. Doch lebend war sie auch nicht. Ein heimtückisches Gift der Noxuren, das sie mit ihren Krallen übertragen konnten, hatte sie in einen tiefen Schlaf versetzt. Wie versteinert lag sie regungslos in ihrem hölzernen Gefängnis, ohne die geringste Hoffnung auf Rettung. Sie hörte nichts und sie sah nichts um sich herum. Und sie konnte sich weder bewegen noch irgendein Geräusch von sich geben. Aber sie war wach, sie konnte grübeln und grübeln und nochmals grübeln. Das war alles. Noch nicht einmal weinen konnte sie - und geweint hätte Isebelle jetzt gern, so traurig und verzweifelt war sie.
Von ihrer Mutter brauchte sie keine Hilfe erwarten. Schließlich hatte die nicht einen winzigen Augenblick gezögert, sie, ihre einzige Tochter, diesen Bestien auszuliefern, um ihre Macht zu stärken und zu festigen. Und niemand sonst wusste, wo sie war. Wahrscheinlich wurde sie von ihren angeblichen Freunden noch nicht einmal vermisst!
Das Schlimmste von allem war aber, dass sie nicht wusste, was diese schwarzen Wesen mit ihr vorhatten. Warum wohl hatten die sie in diese Kiste gesteckt und schauten nur ab und zu hinein und kratzten mit ihren scharfen Krallen an ihrem Arm? Wenigstens spürte Isebelle dann für eine Weile, dass da überhaupt noch ein Arm war, auch wenn es fürchterlich brannte und weh tat! Aber so sehr sie auch darüber nachgrübelte, es schossen ihr nur grausige Gedanken durch den Kopf. Es war einfach zum Verzweifeln!
Wenn sie jemals frei kommen sollte, dann würde sie sich an ihrer herzlosen Mutter rächen! Und dieser Gedanke hielt dann doch ein klitzekleines Fünkchen Hoffnung am Leben.
Mit zugekniffenen Augen erwartete Adrian den Aufprall des schwer verletzten Pegasos. Es freiwillig ausgehalten zu haben, durch die Luft zu fliegen, war ja für Adrian bereits eine große Leistung. Aber aus großer Höhe abzustürzen, war dann doch zu viel. Unfähig, sich zu bewegen, klammerte er sich an der Mähne des Tieres fest und hoffte entgegen jeder Vernunft, dass es irgendwie doch nicht zu schlimm werden würde. Doch auch der Schildzauber, den er noch ausgeführt hatte, könnte den Aufprall nur leicht abmindern.
Kurz bevor sie auf dem Boden aufschlugen, spürte Adrian plötzlich, wie der Sturz stark abgebremst wurde. Erschrocken und überrascht zugleich öffnete er seine Augen. Auf der Wiese unter ihnen standen Camille mit Magnus und noch ein paar anderen Magistern und weiteren Leuten vom Orden von Arlon. Cami und ihr Großvater hatten ihre Zauberstäbe auf Adrian und den abstürzenden Pegasos gerichtet und stoppten den ungebremsten Fall mit einem Auffangzauber.
Sobald der Leithengst jedoch den Boden berührte, brach er zusammen und Adrian landete unsanft, aber unverletzt, im Gras neben ihm. Sofort und ohne sich auch nur bei seinen Rettern zu bedanken, rannte er zu dem verunglückten Tier. Die Wunde am Hals blutete so stark, dass sich schnell eine Blutlache bildete, in der der Pegasos schwer atmend lag. Ohne Hilfe würde es höchstens noch ein paar Minuten dauern, bis er verblutet wäre. Doch von dem Wildhüter war weit und breit nichts zu sehen. Und ob der ihm überhaupt helfen könnte war auch alles andere als sicher. Schockiert kniete Adrian neben dem Tier und konnte noch immer nicht fassen, was passiert war.
»Du kannst ihm nicht mehr helfen, er ist zu schwer verletzt!«, sagte Esfanya, die neben Camille stand, mit gebrochener Stimme und Tränen in den Augen.
»Aber ich muss es versuchen!«, antworte Adrian und nahm das Tuch, mit dem er schon einmal versucht hatte, die Blutung zu stillen, und bedeckte damit die Wunde. Das rötlich glänzende Blut durchweichte den Stoff jedoch so schnell,
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