Das Band des Mykerinos (Adrian Pallmers magische Abenteuer, Band 2) (German Edition)
kein Wort. Gleichzeitig verbreiteten sich die Neuigkeiten über ihn schneller wie ein Lauffeuer in der Höhle. Hunderte Zwerge strömten aus allen Richtungen zu der Werkstatt Sa'Guors und im Handumdrehen war eine kaum mehr zu überschauende Menge zusammengekommen. Leise tuschelnd verbreiteten die Zwerge, die schon länger da waren, weiter alle möglichen Gerüchte über Sa'Guor, die sie bis jetzt aufgeschnappt hatten.
Plötzlich hob dieser seine rechte Hand in die Höhe und augenblicklich verstummte selbst das leiseste Flüstern. Unzählige kleine, leuchtende Käfer kamen durch die offene Werkstatttür gekrabbelt und formierten sich zu einer Art rundes Podest. Majestätisch stieg Sa'Guor darauf und erhob sich langsam in die Höhe, bis er über ihren Köpfen schwebte.
»JETZT beginnt die Zeit der Zwerge, der Zwerge von O'Ra!«, begann Sa'Guor selbstbewusst mit lauter und fester Stimme zu sprechen. Das Echo seiner Worte hallte durch die riesige, unterirdische Höhle der Zwerge. »Die Zeiten, wo Zauberer mächtiger waren als Zwerge, sind vorbei. Zwerge waren immer nur unterdrückt und wurden ausgenutzt. Doch das hat jetzt ein Ende!«
Mit einem Mal waren die Zwerge außer Rand und Band und jubelten Sa'Guor zu. Der stand mit verschränkten Armen auf seinem schwebenden Podest und blickte selbstsicher und überlegen in die Runde. Dabei lachte er nicht, sondern wirkte ruhig und beinahe ernst. Kein einziger der Zwerge schien mit dem, was er sagte, nicht einverstanden zu sein. Schon wurden die ersten vereinzelten Stimmen laut, dass eigentlich er ihr Druide sein müsste. Und bald riefen alle Zwerge im Chor seinen Namen. »SA'GUOR ... SA'GUOR ... SA'GUOR ...«
Schließlich befahl er alles übertönend, »BRINGT JETZT SOFORT CON'OR ZU SA'GUOR!«
Adrian stand noch immer wie angewurzelt da, während der Einsiedler bereits gut das erste Drittel der schwankenden Brücke hinter sich gebracht hatte. Erst jetzt schien er zu bemerken, dass der junge Zauberer ihm gar nicht folgte und winkte ihm zu. Als Adrian jedoch nicht darauf reagierte, kam er selbst zurück zu ihm gelaufen.
»Mir folgen möchtest du nicht?«, fragte er ihn überrascht.
»Ich ... ähh ... ich kann ... ähh ... ich kann nicht ...«, stammelte Adrian mit gesenktem Blick vor sich hin, doch der Alte schien auch ohne Erklärung und viele Worte zu verstehen, was das Problem war. Mit einer kurzen Handbewegung öffnete er ein Lichttor gleich neben Adrian.
»Dann durch das Tor mir folge!«, sagte der Einsiedler mit einem verständnisvollen Unterton in seiner Stimme und trat durch das Lichttor. Auch Adrian löste sich jetzt schnell aus seiner Starre und folgte ihm. Er war erleichtert, dass er um die Kletterei über die Brücke herumgekommen war.
Sie kamen in einem nur wenige Meter messenden Raum heraus. Außer ein paar Matten auf dem Fußboden, einer silbernen Metallschale in der Mitte und einer kleinen Truhe in der hintersten Ecke waren keinerlei Einrichtungsgegenstände zu sehen. Durch die Fenster konnte man den strahlend blauen Himmel und die entfernten Berge erkennen. An den Stirnseiten des Raumes befanden sich jeweils türlose Durchgänge in andere Zimmer.
Der Alte zeigte mit seiner Hand auf die Schüssel und vollzog eine leichte Bewegung nach oben. Von ganz allein füllte sich die Schüssel bis zum Rand mit Wasser und dünne Schwaden weißen Nebels kreisten langsam über der Schüssel. Ohne erkennbare Einwirkung des Alten entzündeten sich die Nebel, so dass eine nahezu farblose Flamme über der Wasseroberfläche hin und her zuckte. Der Einsiedler setzte sich schweigend auf eine der Matten. Da er nichts zu Adrian sagte, setzte dieser sich ebenfalls auf eine der Matten und wartete darauf, dass der Alte von sich aus anfangen würde zu sprechen. Doch der saß mit geschlossenen Augen da und schwieg. Anfänglich wartete Adrian ja noch geduldig, doch der eigenartige Einsiedler schien einfach eingeschlafen zu sein, da er nicht einmal dann reagierte, als Adrian sich laut und unüberhörbar räusperte.
Schließlich stand Adrian ungeduldig auf und näherte sich der Schale. Eigenartigerweise strahlten die Flammen keinerlei Wärme ab, so dass Adrian neugierig seine Hand ausstreckte und erst in die Nähe und dann sogar ganz in die Flamme hielt. Das Feuer war völlig kalt und fühlte sich an wie ein hauchdünnes Seidentuch. Gleichzeitig durchströmte Adrian aber ein Gefühl von Unruhe und Tatendrang. Da der Einsiedler immer noch zu schlafen schien und keinerlei
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