Das Beste aus 40 Jahren
Kind, das sie liebte. Alex Terzakis würde darin nur eine Nebenrolle spielen. Sie hatten sich nichts zu sagen, hatten keine Gemeinsamkeiten, bis auf die Sorge um Dimis Wohl. Warum betonte Alex also immer wieder, dass sie jetzt seine Frau war? Sie war es ja nur dem Namen nach.
„Du bist so siegestrunken, dass du mit Scheuklappen durch die Gegend läufst“, erklärte Alex wie nebenbei.
Gereizt fuhr Sarah sich mit einer Hand durchs Haar, das ihr in schimmernden Wellen über den Rücken fiel. Sie wünschte sich, sie hätte es ganz kurz schneiden lassen. Sie hatte schon früher bemerkt, dass Alex es immer wieder betrachtete, und das verunsicherte sie.
„Ich mag es nicht, wenn ich ignoriert werde.“
„Wenn du schon reden musst – wie wäre es mit einer normalen Unterhaltung?“, erwiderte Sarah. Seine ständigen dubiosen Bemerkungen zermürbten sie.
„Über das Wetter? Die Landschaft? Wäre das dein Niveau?“
„Es grünt so grün, wenn Spaniens Blumen blüh’n?“, schlug sie honigsüß vor.
„Wie alt bist du?“
„In einem Monat ist mein fünfundzwanzigster Geburtstag – ich habe also noch einige Jahre, bis ich dreißig werde.“ Sarah konnte nicht anders, sie musste ihn daran erinnern.
„Meine Bemerkung damals hat dich getroffen, nicht wahr?“
„Nichts, was du sagst, könnte mich treffen“, erklärte Sarah überzeugt.
„Da scheinst du dir ja sehr sicher zu sein.“
„Das bin ich auch.“ Sarah hatte lange genug darüber nachgedacht. Was konnte er ihr schon antun? Sein Geld brauchte sie nicht. Er konnte sie ignorieren, aber das wäre gerade in ihrem Sinne. Er konnte sie beleidigen. Sie würde es ihm heimzahlen. Er konnte sich jede Nacht öffentlich mit einer anderen Frau amüsieren – das störte sie nicht, außer dass er damit nicht gerade ein gutes Vorbild für Dimi abgab. Er konnte sie schlagen. Dann würde sie sich von ihm scheiden lassen, aber erst nachdem sie ihn gründlich fertiggemacht hätte. Auch nur die Andeutung von Gewalttätigkeit, und er würde sich nicht mehr lange seines Lebens erfreuen!
Sie gingen an Bord des Flugzeugs, das sie zu Alex’ Haus in Frankreich bringen sollte. Als Nanny Brown die Maschine betrat, hörte Sarah Dimis durchdringendes Schreien und eilte besorgt zum Eingang.
„Alles in Ordnung“, versicherte ihr die ältere Frau lächelnd. „Seit dreißig Jahren kümmere ich mich um Kinder. Auch Dimi wird sich bald an mich gewöhnen.“
„Wir sollten es langsam angehen lassen. Er fürchtet sich vor Fremden.“ Sarah streckte die Hände aus.
„Vielleicht ist er krank.“ Alex beugte sich besorgt über seinen brüllenden Neffen.
„Er hat nur schlechte Laune“, versicherte ihm Nanny Brown. „Babys müssen sich eben an einen bestimmten Tagesablauf gewöhnen.“
Sarah konnte es nicht länger mit ansehen. Sie nahm Dimi einfach auf den Arm, presste ihn an sich und flüsterte ihm beruhigende Worte zu, während sie zu ihrem Sitzplatz eilte. Dimi blickte aus geschwollenen Augen zu ihr auf, den Mund schon zu einem weiteren Schrei geöffnet. Doch dann entschied er sich anders und kuschelte sich stattdessen in ihre Arme.
Zufrieden setzte Sarah sich. Alex betrachtete sie beide aus zusammengekniffenen Augen. „Er kennt dich.“
„Natürlich – nicht wahr, mein Liebling?“ Sie strich dem Kind liebevoll über den Kopf und fragte sich, warum Alex sie so merkwürdig ansah, misstrauisch und gleichzeitig anerkennend. Ob es ihm gefiel oder nicht, sie würde sich um Dimi kümmern, und wenn Nanny Brown sich nicht ein sanfteres Verhalten angewöhnte, würde sie ihn nicht unter ihrer Aufsicht lassen.
Sie gab ihm die Flasche, während die Kinderfrau sie vom anderen Ende der Kabine argwöhnisch beäugte.
„Willst du mich damit beeindrucken?“, fragte Alex verächtlich.
Sarah blinzelte. „Wovon redest du eigentlich?“
„Von deiner vorgetäuschten Liebe zu Dimi. Weshalb, glaubst du wohl, habe ich eine Kinderfrau engagiert?“
„Meine Liebe ist nicht vorgetäuscht“, erwiderte Sarah erbost und bezwang ihren Zorn. In Gegenwart des Babys wollte sie sich nicht mit Alex streiten, um Dimi nicht zu erschrecken. „Und ich sage lieber nicht, was ich von dieser Kinderfrau halte.“
„Sie hat die besten Referenzen.“
Sarah verzog den Mund. „Ich will ja nicht ungerecht sein, aber du hast dich genauso verhalten, wie ich es erwartet habe – dich in Dinge eingemischt, von denen du keine Ahnung hast. Kein Wunder, denn du gehörst zu den Männern, die meinen, sie
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