Das Beste aus 40 Jahren
sehen wir uns ab und zu beim Essen – aber da wir uns verabscheuen, wird das nicht so oft vorkommen, denke ich.“
„Warum dann diese Verwandlung?“
Sarah warf ihr einen zornigen Blick zu und lachte dann auf. „Ach, Gina – natürlich nicht für Alex, sondern für Dimi. Jeder wird mich für seine Mutter halten – ich will nicht, dass er sich meiner schämen muss. Außerdem hat Alex mir selbst geraten, mich in fachmännische Hände zu begeben, damit ich einigermaßen aussehe …“
Gina schluckte. Sarah sah mehr als nur „einigermaßen“ aus, sie war wunderschön. Ihre schlanke, grazile Figur, früher unter unvorteilhafter Kleidung verborgen, kam nun voll zur Geltung. Doch keiner wusste besser als Gina, dass Sarah ablehnend reagieren würde, wenn man sie darauf aufmerksam machte. Sie hatte sich immer für ein graues Mäuschen gehalten und würde nicht glauben, dass sie selbst sich dazu gemacht hatte.
Nicht gerade eine Gefängniswärterin, dachte Sarah, während sie sich im Schlafzimmerspiegel betrachtete. Mit Geld konnte man tatsächlich Schönheit kaufen. Mit seinem Geld. Dieser unverschämte Ehevertrag hatte sie zur Weißglut gebracht, zumal er ihr zunächst in griechischer Sprache vorgelegt worden war. Sie hatte eine englische Übersetzung verlangt, bevor sie sich einverstanden erklärte, die griechische Version an verschiedenen Stellen zu unterschreiben. Als Belohnung für ihre Fügsamkeit händigte man ihr dann einige Kreditkarten aus.
„Du kannst immer noch sagen, du wärst geistig weggetreten gewesen und hättest es gar nicht so gemeint“, schlug Gina vor.
Sarah stöhnte. Die ganze letzte Woche hatte Gina ihr damit zugesetzt. „Nein. Ich bereue nichts, denn ich tue es für Dimi.“
„Aber es macht dir nichts aus, dass du Alex Terzakis damit ein ziemliches Opfer abverlangst?“
Sarahs grüne Augen funkelten. „Was glaubst du wohl?“
„Dass er ein Mann ist, den ich nicht zum Feind haben möchte. Ich glaube, du bist verrückt, und er ist noch verrückter, weil er sich einverstanden erklärt hat …“
„Also“, sagte Alex hart, „wie hast du das geschafft?“
Was geschafft? Sarah betrachtete den Mann neben sich. Obwohl sie so weit wie möglich von ihm entfernt im Fond des Wagens saß, fühlte sie sich in seiner Gegenwart äußerst unbehaglich. Es war das erste Mal, dass er seit der Trauung auf dem Standesamt überhaupt mit ihr sprach.
Dafür hatte er sie ständig beobachtet. Bei jedem anderen hätte sie gesagt, dass ihre Verwandlung ihn buchstäblich sprachlos gemacht hatte. Doch sie konnte sich nicht vorstellen, dass modische Kleidung, eine neue und ziemlich lächerliche Frisur und etwas Make-up eine solche Wirkung auf einen Frauenkenner haben sollte. Sie vermutete, dass er sich insgeheim lustig machte über ihren in seinen Augen mitleiderregenden Versuch, ihrem neuen Status als Dimis Mutter gerecht zu werden.
„Was geschafft?“ Sarah vermisste Dimi. Ohne ihren frischgebackenen Ehemann zu beachten, drehte sie sich nach dem Wagen um, der ihnen folgte. In ihm saß eine Kinderfrau mit dem Kleinen. Eine richtige Kinderfrau in Uniform. Sarah hasste sie.
Als Alex den wild schreienden Dimi unsanft in die Arme der ältlichen Frau legte, verzog sie den Mund und sagte: „Du bist wohl ein ziemlich verzogener kleiner Junge.“ Und Sarah hatte den Eindruck, Nanny Brown meinte es wirklich so. Sie fragte sich, ob sie Alex gleich jetzt sagen sollte, dass sie sich selbst um Dimi kümmern würde und keine Kinderfrau brauchte.
„Dich buchstäblich über Nacht so zu verwandeln“, sagte Alex langsam.
Sarah errötete. Was sollte dieser Sarkasmus? Sie hob das Kinn. „Ich habe mich von einem Fachmann beraten lassen, genau wie alle, die nicht wissen, wie sie etwas tun sollen.“
„Und was wusstest du nicht?“
Was war nur mit ihm los? Warum stellte er so dumme Fragen? Schließlich hatte er sie doch erst darauf gebracht. „Mit Geld, etwas Geduld und fachmännischem Rat könnten Sie sogar ganz attraktiv sein …“, hatte er gesagt.
„Ich wusste nicht, wie ich das Beste aus mir machen sollte, was Kleidung und all das angeht. Bisher hatte ich weder die Zeit noch das Interesse dafür“, sagte sie abweisend. „Oder das Geld.“
„Das waren doch nur Pennys.“
Das konnte nicht sein Ernst sein. Sie hatte ein Vermögen ausgegeben! Nicht für Designermodelle, sondern für klassische, zeitlose Kleidung und eine Kollektion von Schuhen, Handtaschen und Unterwäsche.
„Pennys“, wiederholte
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