Das Beste aus 40 Jahren
um viel zu essen. Das Haus war ungeheuer beeindruckend: die geschmackvolle Einrichtung, die gepflegten alten Möbel, die frischen Blumen überall und die Diensteifrigkeit der Angestellten. Im Wohnzimmer betrachtete sie sprachlos den Canaletto über dem Marmorkamin und fühlte sich völlig fehl am Platz.
Das Mädchen schenkte ihnen Kaffee ein. Sobald sie wieder allein waren, sagte Alex: „Und nun zum Geschäft. Sie werden natürlich einen Ehevertrag unterschreiben müssen. Meine Rechtsanwälte arbeiten ihn bereits aus.“
War sie bereit, ihn zu heiraten? Es würde keine normale Ehe sein, sondern eine Abmachung, um die Rechte und das Wohlergehen ihres Neffen zu sichern. Dimi hat mich – und ich habe Dimi, dachte sie und fühlte sich plötzlich erleichtert. Alex würde ohnehin die meiste Zeit auf Reisen sein, warum sollte sie ihn also nicht heiraten? Callie hätte das Beste für ihren Sohn gewollt, und nur so konnte Sarah das sicherstellen. Ihm nicht nur materielle Vorteile auf diese Weise verschaffen, sondern auch Liebe und Fürsorge.
Was hatte sie zu verlieren? Ihre Freiheit – aber hätte sie die überhaupt gehabt, mit einem so kleinen Kind? Einen Mann in ihrem Leben hatte sie nie vermisst. Alex würde seine Geliebten in Athen und Paris behalten und sie sich Dimi widmen. Der einzige Unterschied wäre, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben keine finanziellen Sorgen haben würde.
„Ohne diesen Vertrag werde ich Sie nicht heiraten.“
„Kein Problem“, erwiderte Sarah, ohne ihn anzusehen. Natürlich dachte er nur an sein Geld.
„Sie werden einige Formulare ausfüllen müssen. Ich informiere Sie rechtzeitig über Termin und Ort der Hochzeit. Haben Sie noch Fragen?“
„Warum haben Sie sich einverstanden erklärt?“
„Um Dimis willen.“ Alex warf ihr einen undurchdringlichen Blick aus golden glitzernden Augen zu, der sie erschauern ließ. „Weil ich möchte, dass er bekommt, was er braucht: Sicherheit, Liebe und ein schönes Zuhause.“
Warum zweifelte sie daran? Warum sagte ihr eine innere Stimme, dass er ihr nicht die Wahrheit sagte? Außer Dimi hatte er nichts zu erwarten in dieser Ehe, die ohne Liebe, ohne Begehren, ohne die leiseste Zuneigung geschlossen wurde. Plötzlich stieg Bitterkeit in ihr auf, und sie konnte nicht mehr klar denken.
Eigentlich hätten es Callie und Damon sein sollen. Alex Terzakis sollte bezahlen für alles, was er Callie angetan hatte, für den Schmerz und die Verachtung und die Tatsache, dass er sie von dem Mann getrennt hatte, den sie liebte. Sarah hatte mit einem Mal das Gefühl, einen Stein im Magen zu haben. Ja, sie würde ihn für alles bezahlen lassen!
„Anscheinend haben Sie mir nicht viel zu sagen“, erklärte er weich.
„Ich habe, was ich wollte.“ Sarah lächelte boshaft.
Er saß da wie eine Marmorstatue. Nicht ein Muskel zuckte in seinem harten Gesicht. Sarah überlegte, dass er einen guten Pokerspieler abgeben würde. Innerlich musste er vor Wut über diese erzwungene Ehe kochen. Doch er war zu stolz, um es sich anmerken zu lassen. Und diesen Mann wollte Sarah demütigen, genau wie er Callie damals gedemütigt hatte.
„Sie scheinen sich ja sehr sicher zu sein.“ Er studierte ihr zartes, feines Profil, einen merkwürdig gelangweilten Ausdruck in den dunklen Augen.
„Das bin ich auch.“ Ein übermächtiges Triumphgefühl erfüllte sie. Es gab doch noch Gerechtigkeit. Sie hatte Alex Terzakis genau dort, wo sie ihn haben wollte – in ihrer Hand.
„Nun, was meinst du?“ Sarah warf ihre Einkaufstaschen beiseite und drehte sich im engen Flur einmal um sich selbst. „Steht mir das?“
„Dein Haar …“, flüsterte Gina mit einem Blick auf die dichte silberblonde Mähne, die Sarah über die Schultern fiel. „Du hast es schneiden lassen – und dieses Kostüm, die Schuhe …“ Verblüfft betrachtete die ältere Frau das elegante grasgrüne Kostüm, das Sarahs schlanke Figur betonte. „Du siehst aus wie eine reiche Frau. Auf der Straße hätte ich dich nicht wiedererkannt!“
„Gut.“ Sarah ging die Treppe hinauf.
„Meinst du, du solltest schon vor der Heirat Alex’ Geld ausgeben?“, wandte Gina ein.
„Ich liebe es, sein Geld auszugeben“, erklärte Sarah. „Er hält mich ohnehin für geldgierig. Denk mal an den Ehevertrag! Zwanzig Seiten Beleidigungen. Ich muss seine Erwartungen doch erfüllen, oder?“
„Aber du wirst mit ihm leben müssen!“
„Ich habe nicht die leiseste Absicht“, versicherte Sarah ihr. „Vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher