Das Beste aus 40 Jahren
Mutter.“
„Sie war Französin?“ Sarah konnte ihre Neugier nicht bezwingen.
„Ja. Sie starb, als ich sechs Jahre alt war.“ Alex klang, als wagte sie sich mit ihren Fragen auf verbotenes Gelände vor.
Sarah schämte sich ihrer kindlichen Erregung. Doch sie war noch nie im Ausland gewesen, und die plötzliche Änderung ihrer Lebensumstände erschien ihr wie ein Traum. Sollte sie wirklich in diesem Schloss wohnen?
Unvermittelt lehnte Alex sich vor und betrachtete ungläubig die Frau, die die Haupttreppe heruntereilte, als der Wagen zum Stehen kam. Er sagte etwas auf Griechisch und seufzte. Sarah beobachtete ihn erstaunt, denn er wirkte wie jemand, der darauf wartete, dass ein Zug ihn überrollt – und der nichts dagegen tun konnte.
„Auch nur eine Andeutung, dass Dimi nicht unser Kind ist, und ich bringe dich um“, zischte er.
So, wie er sie ansah, glaubte Sarah ihm. „Aber wer ist …“
Der Chauffeur öffnete die Wagentür, und im nächsten Moment fand Sarah sich in den Armen der kleinen blonden Frau wieder.
„Ich bin deine Schwiegermutter“, erklärte sie lebhaft.
„Sarah, dies ist meine Stiefmutter Vivien …“
„Präzise wie immer! Und dabei liebe ich ihn seit über zwanzig Jahren wie meinen eigenen Sohn“, seufzte Vivien.
„Du bist Engländerin“, brachte Sarah nur heraus.
„Ich weiß, es ist nicht gerade passend von mir, an eurem Hochzeitstag hier hereinzuplatzen“, sagte Vivien mit einem flehenden Blick auf Alex, der unbeweglich wie eine Statue vor ihr stand. „Aber ich konnte einfach nicht abwarten, Sarah kennenzulernen. Sie wird dich bestimmt sehr glücklich machen. Woher ich das weiß? Sie hat mich umarmt! Obwohl sie mich gar nicht kennt, hat sie mich umarmt, um meine Gefühle nicht zu verletzen!“
„Vivien …“, versuchte Alex, ihren Redestrom zu unterbrechen.
„Keine Umarmung?“ Vivien sah erwartungsvoll zu ihm auf, und er küsste sie flüchtig auf die Wange.
„Er betrachtet dich als Publikum, Sarah. Normalerweise ist er enthusiastischer. Nun, wo ist er?“
„Wer?“, stieß Alex hervor.
„Alex, was ist los mit dir? Dein Sohn! Ich kann es gar nicht erwarten, ihn zu sehen!“
Nanny Brown stieg gerade mit Dimi auf dem Arm aus dem zweiten Wagen. Vivien eilte hinüber, trat dann aber einen Schritt zurück.
„Komm, ich lasse dir dein Zimmer zeigen.“ Alex hatte es offensichtlich eilig, Sarah von seiner Stiefmutter wegzubringen.
Doch Vivien unterbrach ihn. „Das Kindermädchen sagt, er schläft und darf jetzt nicht geweckt werden.“ Sie zog ein Gesicht. „Das ist aber ein Drachen! Hast du sie ausgesucht, Alex?“
„Ja“, bestätigte Sarah.
„Dein Sohn ist wunderbar, Sarah.“ Vivien tätschelte Sarahs Arm. „Und dabei würde man bei deiner Figur gar nicht glauben, dass du erst vor Kurzem ein Kind geboren hast. Stillst du ihn?“
Sarah errötete. „Nein.“
„Ich bringe Dimi ins Kinderzimmer.“ Nanny Brown segelte an ihnen vorbei.
„Sie ist wie ein Panzer“, erklärte Vivien. „Wahrscheinlich errichtet sie Barrikaden, um uns auszusperren.“
Sarah kicherte. „Bestimmt!“
„Alex, ich verspreche dir, ich fliege noch heute Abend nach Hause zurück. Aber dieses liebe Mädchen hätte wirklich eine andere Hochzeit verdient als eine einfache standesamtliche Trauung“, schimpfte Vivien, während sie die Eingangstreppe hinaufgingen. „Kein Empfang, keine Flitterwochen – schäbig. Sarah, ich habe ihn angefleht, mir alles zu überlassen. Selbst mit nur drei Wochen Vorbereitung hätte ich eure Trauung zur Hochzeit des Jahres gemacht.“
Die Bediensteten standen in der riesigen Eingangshalle aufgereiht. „Etwas mittelalterlich, nicht wahr?“, flüsterte Vivien mitfühlend, als sie Sarahs entsetzten Gesichtsausdruck sah.
Alex stellte das Personal vor, doch Vivien durchbrach die Formalitäten, indem sie Sarah bei der Hand nahm und sie mit den Worten: „Du wirst dich sicher frisch machen wollen“, entschlossen die große Steintreppe hinaufführte.
„Da sind Spannungen zwischen euch, nicht wahr?“, stellte Vivien seufzend fest. „Ich bete Alex an, aber ich kenne ihn auch. Und ein solch großartiges Baby würde ich nie einen Unfall nennen. Eher ein Wunder … Du hast Alex kurz vor zwölf davor bewahrt, sich auf ewig mit dieser schrecklichen Elise einfrieren zu lassen – du weißt doch von ihr?“
„Ein wenig.“
„Das reicht auch. Sie ist schrecklich perfekt. Spricht sieben Sprachen, ist eine bekannte Künstlerin, Besitzerin eines der
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