Das Beste aus 40 Jahren
wüssten alles besser“, fügte sie bissig hinzu.
Er sah aus, als könnte er nicht glauben, was er eben gehört hatte. Noch so eine bittere Wahrheit, und er würde in die Luft gehen vor Zorn. Am liebsten hätte sie laut aufgelacht. Dieser Mann war so wenig an Widerspruch gewöhnt, dass er bei der leisesten Kritik die Beherrschung verlor.
„Bist du lesbisch?“
Sarah betrachtete ihn sprachlos, während ihr das Blut in die Wangen stieg. Und dann – sie war selbst erstaunt darüber – lachte sie plötzlich laut heraus. Dieser eingebildete Macho konnte einfach nicht akzeptieren, dass sie ihn nicht unwiderstehlich fand.
„Das dachte ich auch nicht.“ Alex erwiderte ihren Blick ohne eine Spur Verlegenheit, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. „Aber warum bekämpfst du mich dann so zwanghaft?“
In gespielter Unschuld öffnete Sarah weit die smaragdgrünen Augen. „Tue ich das? Und du hast es sogar bemerkt?“
Alex betrachtete sie träge und lauernd wie eine Raubkatze. Sein Verhalten verunsicherte Sarah, und so fuhr sie fort: „Weißt du, ich mag dich nicht, Alex …“
„Das musst du auch nicht – aber ich verlange Respekt.“
Sarah genoss das Prickeln in der Atmosphäre. „Man sollte immer ein Ziel haben, auf das man hinarbeiten kann – auch wenn es unerreichbar ist.“
„Nicht einmal meine mächtigsten Feinde würden wagen, so mit mir zu reden.“
Ein verräterischer Schauer lief ihr den Rücken hinab. Doch ein Blick in Alex’ kalt blickende dunkle Augen ließ sie ihre Schwäche vergessen. „Ich habe keine Angst vor dir.“
Alex betrachtete beiläufig ihre schlanke Hand, die die Armlehne ihres Sitzes umklammerte. „Dein Körper sagt etwas anderes. Wenn die Kinderfrau und die Stewardess nicht hier wären, würdest du fliehen wie ein Hase vor den Hunden.“
Sie wurde blass. „Das verrät mir einiges über dich. Wenn du eine Frau nicht zur Anbetung erniedrigen kannst, greifst du zur Einschüchterung – oder zu Schlimmerem, nur um nicht mit einer Frau auf gleicher Ebene reden zu müssen …“
„Bei einer wie dir, ja“, entgegnete Alex so boshaft, dass seine Worte ihr durch Mark und Bein gingen. „So habe ich mir meinen Hochzeitstag nicht vorgestellt.“
Sarah erstarrte, als ihr ein ganz neuer, schrecklicher Gedanke kam. „Und wie hast du ihn dir vorgestellt?“
„Dass ich ihn mit einer Frau teilen würde, die meines Namens würdig ist. Mich stört deine Herkunft keineswegs, sondern deine fehlende Moral.“
„Wie bitte?“
„Die Frau, die ich geheiratet hätte, hat die höchsten moralischen Prinzipien.“
Das war etwas, womit sie nicht gerechnet hatte, was ihr nicht im Traum eingefallen wäre. „Willst du damit sagen, dass du verlobt warst?“, flüsterte sie unsicher.
„Ich dachte an Heirat, ja.“
„Hast du sie geliebt?“ Sarah bebte vor Entsetzen.
„Mit dir werde ich mein Privatleben bestimmt nicht diskutieren …“
„Hat sie dich geliebt? Oh nein, warum hast du mir nichts gesagt?“, fragte Sarah.
Alex streckte die langen Beine aus und kippte seinen Whisky in einem Zug hinunter.
„Es ist nicht meine Schuld, wenn du mir nicht erzählt hast, dass es in deinem Leben jemanden gibt – ich meine, jemanden außer …“
„Den Frauen, die ich für Sex bezahlen muss?“, unterbrach er sie betont.
Sarah errötete tief. Das fehlte ihr zu ihrem inneren Aufruhr gerade noch! Der Gedanke, das Herz der Frau gebrochen zu haben, die Alex Terzakis liebte – warum auch immer –, bedrückte sie zutiefst.
„Ich habe nie mit Elise geschlafen.“
Sarah überlegte, dass es dann wohl doch keine so leidenschaftliche Romanze gewesen sein konnte.
„Wir haben nie darüber geredet, aber irgendwann hätten wir sicher geheiratet. Für die Terzakis ist die Ehe eine ernste Angelegenheit. Wir heiraten nicht aus einer romantischen Stimmung heraus.“
„Natürlich nicht“, flüsterte Sarah. Wie berechnend er war! Heimlicher Sex mit seinen Geliebten, in der Öffentlichkeit eine passende Ehefrau – von Liebe keine Rede. Aber überraschte sie das? Aus diesem Grund war Callie zurückgewiesen worden. Sarah bezweifelte nicht, dass auch Androula aus reicher, vornehmer Familie stammte, genau passend für die Terzakis.
Dennoch erstaunten seine Worte sie. Obwohl er es zu verbergen suchte, war seine emotionale und sinnliche Ausstrahlung überwältigend. Widerwillig musste sie zugeben, dass er starker Gefühle fähig war und seine Familie ihm sehr am Herzen lag. Er hatte Damon von
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