Das Beste aus 40 Jahren
berühmtesten Weingüter an der Loire und kann die Herkunft ihrer Familie bis sonst wohin zurückverfolgen. Und schön ist sie auch. Aber hochnäsig – sie behandelt mich wie die sprichwörtliche dumme Blondine, was ich nicht bin. Sie hätte all meine Bemühungen, Alex aufzutauen, zunichtegemacht. Elise hat keine Gefühle, sie ist ein Roboter.“
„Aber bestimmt fühlt sie sich verletzt …“
„Keine Spur. Sie liebt Alex nicht mehr als er sie. Irgendwann hätten sie sicher zusammen eine Dynastie gegründet, aus dem Reagenzglas, bestimmt nicht auf normale Weise. Ihre Frisur hätte ja dabei ruiniert werden können. Du hast Alex vor einem Schicksal gerettet, das schlimmer ist als der Tod“, versicherte Vivien.
Ihrem Wortschwall konnte Sarah entnehmen, was der älteren Frau erzählt worden war. Alex hatte zugegeben, dass er schnell habe heiraten müssen, um sein Kind zu legitimieren. Nun, zumindest war es dann nicht nötig, die glückliche und verliebte Braut zu spielen.
Vivien schob sie in ein großes, prächtig ausgestattetes Schlafzimmer. Zuallererst sah Sarah ein riesiges Himmelbett, das über und über mit Blumen geschmückt war und sie an eine Filmszene erinnerte. Der betäubende Duft nahm ihr fast den Atem.
„Das habe ich hinter Alex’ Rücken vorbereitet“, erklärte Vivien.
„Wunderschön“, sagte Sarah.
„Alex meinte, ich würde dich nicht mögen“, vertraute Vivien ihr an. „Und das nach allem, was ich getan habe, um Elise auf Distanz zu halten – ich war entsetzt! Überhaupt benahm er sich, als wäre er in eine Falle gelockt worden. Dabei bedürfte es dazu schon einer Amazone!“
Die Amazone befeuchtete sich die trockenen Lippen. „Nun, ein wenig Druck musste ich schon ausüben“, hörte Sarah sich sagen, verzweifelt bemüht, so offen wie möglich zu sein.
„Wirklich? Auf Alex?“, fragte Vivien erstaunt. „Dieser Schuft! Und ich dachte, auf Alex könnte man sich verlassen, zumal er Kinder sehr liebt!“
Sarah machte einen Rückzieher. „Oh, das kann man sicher …“
„Sein Gefühl für Ehre und Verantwortung grenzt manchmal schon an Frömmelei.“ Vivien verzog das hübsche Gesicht. „Und er hat sehr starre Ansichten. Seinen jüngeren Bruder Damon habe ich schrecklich verzogen. Er war so ein charmanter kleiner Junge … Aber heute macht er mir manchmal Kummer.“ Vivien blickte sorgenvoll vor sich hin. „Es ist lächerlich, aber als ich von Dimi erfuhr, dachte ich zuerst, Alex wollte Damon nur decken.“
Sarah erstarrte. „Ach?“, brachte sie nur heraus.
„Das hätte Andy das Herz gebrochen, wo sie in letzter Zeit doch ohnehin so nervös und angespannt war. Sie betet Damon an …“
„Andy?“
„Meine Tochter, Androula.“
„Deine Tochter ist mit Damon verheiratet?“
„Androula war noch klein, als mein erster Mann starb“, erklärte Vivien, einen versonnenen Ausdruck in den Augen. „Er war auch Grieche. Ich arbeitete damals als Sekretärin für Alex’ Vater. So haben wir uns kennengelernt. Dabei hatte Dimitrios anfangs gar keine ehrenhaften Absichten. Er betrachtete mich einfach als nächste Kandidatin für sein Bett …“
„Als was?“ Sarah war immer noch schockiert von der Tatsache, dass Androula die Tochter dieser Frau war, also mit den beiden Brüdern aufgewachsen sein musste. Doch gleichzeitig faszinierte Viviens Geschichte sie.
„Als seine Geliebte, ja.“ Vivien zog die Nase kraus. „Ich war sehr in ihn verliebt, widerstand aber seinen Annäherungsversuchen ein Jahr lang, bis er mich schließlich anflehte, seine Frau zu werden – obwohl er mich dafür hasste, wenn du verstehst, was ich meine. Also heirateten wir, aber ich brauchte noch zwei Jahre, um endlich das Gepäck seines früheren Lebenswandels loszuwerden.“
„Gepäck?“
„Seine Geliebte. Er wollte einfach nicht verstehen, warum er uns nicht beide haben konnte.“ Vivien betrachtete Sarah ein wenig reumütig. „Du weißt wahrscheinlich, dass Alex noch Gepäck in Athen und Paris hat?“
„Ich … ja.“
„Griechische Männer haben eben eine Doppelmoral“, sagte Vivien mitfühlend. „Willst du wissen, welche Strategie ich angewandt habe?“
„Sehr gern“, erwiderte Sarah ehrlich.
„Ich habe ihn eifersüchtig gemacht. Ein gefährliches Spiel, aber es hat gewirkt. Plötzlich konnte er meine Gefühle verstehen, und danach war er zu beschäftigt, jeden meiner Schritte zu beobachten, um mir untreu zu werden. Und was hast du vor?“
„Was ich vorhabe – wozu?“
„Um
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