Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)
von Julia.«
»Was soll das heißen?«, fragte ich. »Wo ist Julia?«
»Wir wissen es nicht. Sie ist nicht zu Hause. Und sie geht nicht ans Telefon.« Lollys Stimme schnappte vor Panik fast über. »Wesley ist losgefahren, um sie zu suchen.« Sie schien noch etwas hinzufügen zu wollen, doch bevor ich nachhaken konnte, klingelte mein Handy. Ich kramte es aus meiner Tasche. Ramirez .
»Hallo, Annie«, sagte er knapp. »Die Aufnahmen der Überwachungskamera haben uns ein Standbild des Brandstifters geliefert. Wir konnten ihn noch nicht identifizieren, aber vielleicht erkennen Sie ihn. Kann ich Ihnen das Bild mailen?«
»Ja, bitte. Ich kann es mir gleich auf meinem Mobiltelefon ansehen.«
»Gut. Ist Ms. St. Clair bei Ihnen?«
»Nein«, brachte ich mit Mühe hervor. »Wir wissen nicht, wo sie ist.«
Kurzes Schweigen. »Wann ist sie zum letzten Mal gesehen worden?«
»Das weiß ich nicht genau«, sagte ich. »Vor ein paar Stunden vielleicht?«
Ich hörte Ramirez ins Telefon atmen, während er überlegte. »Zuallererst sollten wir überprüfen, ob Sie den Typen kennen«, sagte er schließlich. »Ich schicke Ihnen das Foto jetzt gleich.«
Ich beendete den Anruf und sah in die fragenden Gesichter um mich herum. »Inspector Ramirez mailt mir ein Foto des Brandstifters.« Ogden trat auf mich zu und legte mir eine Hand auf die Schulter. Schweigend warteten wir in der nächtlichen Stille des leeren Hauses. Als mein Handy piepste, sog Lolly geräuschvoll die Luft ein und wurde noch eine Spur blasser.
Während das Foto lud, graute mir vor dem Moment der Wahrheit. Ich hatte bereits erraten, wessen Gesicht auf dem Display auftauchen würde. Im Tagebuch meiner Mutter stand alles, was ich wissen musste. Nicht nur, dass die Ursache ihres Todes eine ganz andere war, als ich immer geglaubt hatte, sondern auch, dass der Mensch, der fast so etwas wie eine Vaterfigur für mich gewesen war, uns all die Zeit über getäuscht hatte. Und ich hatte den furchtbaren Verdacht, dass Julia, wo auch immer sie steckte, in größerer Gefahr schwebte, als sie ahnte.
30 – Julia
Curtis schwieg schon seit einer gefühlten Ewigkeit. Sobald ich den Mund aufmachte, starrte er mich so lange an, bis ich von selbst wieder verstummte. Er war mittlerweile bei seinem vierten Bier angelangt, und jedes Mal, wenn er sich Nachschub aus der Küche geholt hatte, war ich aufgestanden und hatte mich beim Geräusch der zuschlagenden Kühlschranktür wieder auf das Sofa fallen lassen. Es ist doch nur Curtis! , versuchte ich meine flatternden Nerven zu beruhigen. Ich kannte ihn von Kindesbeinen an. Er war der Freund meines Vaters. Das alles war einfach nur ein riesiges Missverständnis. Es musste so sein, redete ich mir ein.
»Curtis, es ist wirklich spät«, probierte ich es noch einmal, als er ins Wohnzimmer zurückkam und sich mir gegenübersetzte. »Ich glaube, es ist am besten, wenn ich jetzt nach Hause fahre und wir morgen früh weiterreden.« Vorsichtig erhob ich mich ein Stück. Doch da stand Curtis so abrupt auf, dass sein Stuhl mit einem fürchterlichen Scheppern nach hinten umfiel.
»Setz dich«, sagte er.
Entmutigt sank ich zurück auf das Sofa, während er seinen Stuhl aufstellte und ebenfalls wieder Platz nahm. Ich presste die Zähne aufeinander, als meine Kiefer zu zittern begannen. Hielt mich Curtis tatsächlich hier fest? Das Wort »gefangen« kam mir trotz allem grotesk vor. Nachdem wir uns eine Weile eisern angeschwiegen hatten, versuchte ich es noch einmal.
»Ich verstehe das nicht ganz. Du willst mich die ganze Nacht hierbehalten, aber nichts sagen?«
Er zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck Bier.
»Ich bin es doch nur, Curtis«, sagte ich leise. Ich musste ihn irgendwie daran erinnern, dass ich nicht der Feind war. »Du kennst mich. Wir können das sicher klären. Ich gebe dir keine Schuld.« Da er nichts erwiderte, redete ich einfach weiter. »Weißt du noch, als ich klein war und du Annie, Lucia und mich nach der Schule zur Eisdiele gefahren hast? Wir haben dir immer eine Kugel Schokoladeneis in der Waffel mitgebracht. Du hast mir einmal erzählt, dass das deine Lieblingssorte ist, und ich habe es nie vergessen.«
Das Deckenlicht warf lange Schatten unter Curtis’ eingesunkene Augen. Er schien einen Moment zu schwanken, bevor er sprach. »Ich wollte sie nie verletzen«, brummelte er vor sich hin. Ich fragte mich, ob ihm überhaupt bewusst war, dass er laut dachte. »Das hätte nicht passieren dürfen.«
»Wen wolltest
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