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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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der Vater war. Angelinas Freund!«
    »Wer?«
    »Rafe – Geralds Bruder. Sie hat ihn sich genommen. Beatrice hat Rafe Angelina weggenommen.«
    »Nein, das hab ich nicht!«, rief Beatrice. »Hör auf, das ist Unsinn!«
    »Das ist kein Unsinn. Du hast Angelina das Baby gegeben und bist weggegangen, und Angelina musste sich um den Kleinen kümmern. Und dann bist du zurückgekommen und wolltest ihn zurückhaben, und Angelina hat ihn dir nicht gegeben. Geschieht dir nur recht!«
    Einen Moment schwiegen alle drei. Dann sagte Beatrice zu Lucy: »Ich glaube, sie ist nicht mehr ganz richtig im Kopf.«
    Hetty, die das gehört hatte, warf ihr einen wütenden Blick zu.
    Lucy dachte über etwas anderes nach und fragte: »Tante Hetty, glaubst du wirklich, dass Rafe Toms Vater war?«
    »Oh ja!«
    »Hast du … hast du Tom das erzählt?«
    »Ja, hab ich. Irgendwann nach Angelinas Begräbnis hat er mich besucht. Ich habe ihm die Wahrheit erzählt, die ganze Geschichte. Dass sie , Beatrice, ihn verlassen hat. Angie hätte nie mit mir oder irgendjemand anderem darüber gesprochen, aber ich kannte die Wahrheit.«
    Deshalb hat sich Dad so für Rafe interessiert, dachte Lucy.
    »Hetty, du warst die meiste Zeit nicht da«, sagte Beatrice müde. »Du hast gar nicht alles mitbekommen, das passiert ist.«
    »Mag sein, aber ich hab immer zugeschaut und gelauscht. Ich konnte es mir zusammenreimen. Auch hinterher hast du noch versucht, ihn zurückzubekommen, stimmt’s? Hast ihm all diese Geburtstagskarten und Briefe geschickt. Angelina hat sie ihm natürlich nie gegeben. Als sie gestorben war, hat er die Post von dir gefunden und aufgemacht. Hat sie mitgebracht, als er mich besuchen kam.«
    Beatrice keuchte leise auf. »Warum hat sie sie ihm nicht gegeben? Oh, das ist grausam!«
    »Vielleicht hatte Granny Angst, Beatrice«, sagte Lucy leise. »Dass er sie zurückweisen, weggehen und dich suchen würde. Ich glaube, sie liebte ihn sehr.«
    »Das hat er auch gesagt«, merkte Hetty an.
    »Könntest du mir bitte erklären, was du meinst?«, fragte Beatrice.
    »So hat er es mir erzählt. Er konnte nicht einfach hingehen und dich suchen, weil das bedeutet hätte, Angies Andenken zu verraten. Nach dem, was ich ihm erzählt habe, war er sich dessen noch sicherer. Viel sicherer!«
    »Ich habe diese Briefe nicht gefunden«, sagte Lucy zu Beatrice. »Sie waren nicht bei den Sachen, die meine Stiefmutter mir gegeben hat.«
    Hetty murmelte etwas.
    »Was? Sprich lauter!«, sagte Beatrice und runzelte die Stirn.
    Triumphierend wiederholte Hetty ihre Worte. »Er hat sie mir gegeben, und ich hab sie verbrannt!«
    Nach diesen Worten trat eine lange Stille ein.
    Lucy blickte zu Beatrice hinüber und sah, dass die Augen der alten Dame voller Tränen waren. Sie legte ihre Hand auf Beatrice’ Arm. »Oh, bitte nicht«, flüsterte sie.
    »Ist schon gut«, sagte Beatrice und holte ein Taschentuch hervor. »Ich hatte genug Zeit, mich daran zu gewöhnen, dass er nie zu mir gekommen ist. Es ist nur der Gedanke … Ich habe in meinem Kopf ein Bild davon, wie er all diese Sachen angesehen hat, die ich ihm geschickt habe – die Geburtstagskarten, die Luftpostbriefe, oh, mit den kleinen Zeichnungen, die ich gemacht habe –, und dass er sie alle gelesen und vielleicht erfahren hat, dass ich ihn geliebt habe.«
    Die Pflegerin kam mit einem Tablett Tee herein. Sie warf einen Blick auf die beklommenen Gesichter der Frauen und sagte zu Hetty: »Regen Sie sich wieder auf, Miss Wincanton? Das ist nicht gut für Sie, das wissen Sie doch. Ich hole Ihre Medizin.«
    Lucy folgte ihr hinaus. »Sie scheint sehr durcheinander zu sein. Ist sie immer so?«
    Die junge Frau prüfte das Etikett auf einer Flasche und schüttelte eine Tablette heraus. »Es hat sich leider verschlimmert seit ihrem leichten Schlaganfall«, erwiderte sie. »Ein frühes Stadium, glauben sie.«
    »Demenz? Aber sie hört sich so klar an. Das, was sie sagt, ist so besorgniserregend.«
    »Sie sagt, was immer ihr in den Sinn kommt, das ist das Problem. Manchmal ist sie auch ein bisschen grob oder verletzend. Ich darf Ihnen das eigentlich nicht erzählen. Sie sollten mit ihrem Arzt sprechen.«
    »Ich verstehe«, sagte Lucy.
    Als sie wieder in das Zimmer kam, stellte sie erstaunt fest, dass sich der Ton der Unterhaltung radikal verändert hatte. Beatrice und Hetty plauderten geradezu freundlich miteinander.
    »Erinnerst du dich an die Picknicks am Strand?«, fragte Beatrice gerade.
    »Und an das Angeln in den

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