Das Biest in ihm (German Edition)
Klaue auf der Haut trug? Als sie an ihm vorbeigeführt wurde, folgte er ihr mit seinem Blick. Zwischen den hochschlage n den Flammen tauchte ein Gesicht auf. Das Tier sah sie an, wartete, bis sie vor ihm stand. Es blieb hocken. Ihm vor den Knien lag Vi n cent. Seine Brust hob und sen k te sich. Er lebte.
„Zwei Männer wollen dich.“ Die Tierstimme kratzte die Worte in die Luft. „Einer , um dich zu töten, einer , um dich zu lieben.“
Das Biest nickte Jakub zu, der die Hand von ihr nahm.
„Setz dich zu ihm. Erinnere ihn daran, wie hoch der Preis ist, den ihm seine Verweig e rung kosten wird.“ Es erhob sich und winkte Jakub mit sich.
Nina kniete bei Vincent. Als sie seinen Kopf auf ihren Schoß legte, zuckte er zusa m men. „Bist du wach?“ Es wäre ein Wunder, wenn er sie verstanden hätte. Mehr als ein Wispern hatte sie nicht gewagt. Das Biest hockte auf der anderen Seite des Feuers wie eine Krähe. Sein Buckel überspannte den gesamten Rücken. Jakub saß neben ihm. Sie redeten miteinander. „Vince?“
Vincent nickte kaum merklich.
„Geht es dir gut?“
Ein winziges Lächeln zuckte über seinen Mund. „Jetzt schon. Und du?“ Er tastete nach ihrer Hand und drückte sie fest.
„Lass die Augen besser zu.“ Ihre Braue fühlte sich so dick an wie eine Banane.
Ein Lid flatterte, ging auf. „Wer war das ?“
Als ob das jetzt wichtig wäre. Sie strich über sein Haar, Vincent lebte. Alles würde gut. Sie würden einen Weg finden.
„Was ist passiert?“
„Ein Familientreffen.“ Vincent verzog den Mund. „Plötzlich will mich mein Vater mit Fell. Früher bin ich dafür im Keller gelandet.“
An seinem Hinterkopf fühlte sie eine dicke Schwellung. Die Haare darum waren nass. „Ein Kampf?“
Vincent lächelte traurig. „Eine unsanft unterbrochene Transformation. Mein Schädel platzt.“ Er führte ihren Kopf zu sich h in unter , küsste sie zärtlich. „Ich bin so froh, dass du da bist. Gleichgültig, wie das hier ausgeht, wir sind zusammen.“
Ein paar Tränen konnte sie runterschlucken, ein paar tropften auf Vincents Wangen.
„Hör auf.“ Er streichelte sie ihr von den Lidern. „Ich kann selbst weinen.“
„Nicht so gut wie ich.“ Der Kloß in ihrem Hals wurde immer dicker. „Geht unsere G e schichte gut aus? Wie im Märchen?“
„Und sie liebten sich bis in alle Ewigkeit, bekamen zehn Kinder und steckten die Welt mit ihrem Glück an, bis sie sang und tanzte?“
„Ja, genau so.“ Das war nicht zu viel verlangt. Das war das Mindeste. Warum lächelte Vincent so traurig, warum schüttelte er den Kopf? Warum konnte er sie nicht anlügen? Sie hatte n sich erst ein M al geliebt. Das war zu wenig. Sie wol l te ein Leben mit ihm. Lang, glücklich , ohne Kampf, ohne Leichen im Wald und ohne Biester in Lederjacken.
„Wie viele?“ Vincent schielte aus den Augenwinkeln.
„Zu viele für dich.“
Vincents Mundwinkel zuckte. „Sagt wer?“
„Ich hänge an dir. Mach nichts Dummes.“ Sie würde nicht zulassen, dass er sein Leben riskierte. Als sich Vincent aufsetzte, schloss er für einen Moment die Augen. Er wurde blass. „Vergiss es. Du kannst nicht kämpfen.“
„Noch nicht. Gib mir nur einen Augenblick, dann geht es mir besser.“
Der Mann mit dem kantigen Gesicht lachte laut. Er zeigte mit dem Finger auf sie und raunte dem Biest etwas ins Ohr.
„Nein, Bronco. Sie ist hübsch , aber nicht für dich.“
Jakub stieß ihn an. Auch er flüsterte. Die Miene des Kantigen wurde immer grimmiger.
„Vincent, mein Sohn!“
Neben ihr zuckte Vincent zusammen. „Paps?“
Das keuchende Geräusch war Lachen. „Freiheit heiß t leben ohne Hüterin.“ Die gelben Augen lauerten. „Freiheit heißt leben ohne Anker.“
Bei jedem Wort des Biestes krümmten sich Vincents Finger stärker zusammen.
„Nicht. Du darfst nicht transformieren.“
Er hörte ihr nicht zu, starrte nur das Biest an.
„Es fällt leichter, den Rausch der Freiheit zu genießen, wenn man keine Wahl hat.“ Er winkte hinter sich in die Dunkelheit. Hinter einem Mauerstück trat Egmont in den Lich t kreis.
„Sie hat ihren Zweck erfüllt. Nimm dir, was dir gehört und dann verschwinde aus me i ner Gemeinschaft.“
Jakub sprang auf. Gregor zog ihn wieder runter. Egmont schritt auf sie zu. Der Wunsch nach Rache brannte in seinen Augen. Nina musste wegsehen. Ganz lan g sam richtete sich Vincent auf. Egmont schüttelte den Menschen ab wie eine alte Jacke. Die Transformat i on ging rasend schnell. Vincent
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