Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)
Kaiserschmarrn mit Mandeln und Kirschsauce.
Schließlich schob Niki ihren Teller von sich. »Das war das letzte Mal. Ich zieh’s jetzt durch mit der Diät, bis zum bitteren Ende. Ohne Schokolade, ohne Fressattacken, ohne Extrawürste.«
»Hammer.« Walburga goss sich stilles Wasser ein. »Was ist mit dir los? Hast du dich mit deinem inneren Schweinehund unterhalten?«
»Ich denke über meine Zukunft nach«, sinnierte Niki. »Ich brauche mehr Leichtigkeit, da stört das ganze Fett nur. Und weißt du was? Ich werde das schaffen! Nicht für Wolfgang,nicht für irgendjemand anderes. Nur für mich! Ab jetzt gehört mein Leben mir.«
»Schon klar.« Walburga lutschte einen Rest Kirschsauce von ihrem kleinen Löffel. »Wenn du mich fragst – du solltest kochen. Richtig. Mach ein Restaurant auf. Mit allem, was antörnt. Nikis Sexrezepte. Food for love oder so ähnlich.«
Es war schon fast beängstigend, wie treffsicher Walburga Nikis Gedanken erriet. Ihr Menü am Vorabend war eingeschlagen wie eine Bombe. Seitdem ging ihr immer wieder durch den Kopf, wie sie daraus so etwas wie eine Zukunftsperspektive machen könnte. Doch dafür brauchte man Startkapital, das Niki nicht hatte. Leider würde alles ein Luftschloss bleiben.
Fräulein Rottenmeier rauschte heran. »Der Chef hat gerade in der Küche angerufen. Sie sollen sofort in sein Büro kommen, alle beide!«
Missmutig starrte Walburga die Oberkellnerin an. »Also, wenn der Doc uns jetzt rausschmeißt, filetiere ich ihn mit dem Brotmesser, und zwar ohne Betäubung.«
»Bitte nicht«, erwiderte Fräulein Rottenmeier angstvoll. »Sie wissen ja, dass ich … auch wenn der Herr Doktor für mich unerreichbar ist.«
»Sie sind eine Heldin«, flüsterte Niki. »Ich mag sie.«
Fräulein Rottenmeier zuckte unangenehm berührt zurück. »Vergessen Sie sofort, was ich gesagt habe. Das ist mir nur so rausgeschlüpft.« Wie von bösen Geistern getrieben, lief sie davon.
Niki und Walburga erhoben sich. Gerade kamen Tamara und Alexis in den Speisesaal, doch sie winkten den beiden nur von fern zu und machten sich auf den Weg zu Doktor Mannheimers Büro. Wenn der sofort sagte, meinte er sofort.
Reichlich unbehaglich war ihnen schon zumute. So glimpflich auch der Abend zuvor geendet hatte, mit dem Doc war nicht zu spaßen. Sie hatten ihn in seiner Berufsehre gekränkt, noch dazu hatten sie seine Privatsphäre kurz und klein getrampelt. Selbst sanftere Gemüter als Doktor Mannheimer hätten jetzt grässliche Rachepläne geschmiedet.
»Leo hat’s vergeigt«, sagte Walburga düster. »Und wenn nicht mal der es schafft, dieses Monster von einem Arzt ruhigzustellen, schmieren auch wir gnadenlos ab. Stell dich lieber auf eine abgefeimte Vernichte ein.«
»Das ertrage ich nicht«, hauchte Niki und blieb stehen. »Geh du allein.«
»Sind wir nun Freundinnen oder nicht, du Nervenbündel?«, raunzte Walburga. Herausfordernd schaute sie Niki an.
»Freundinnen«, sagte Niki fest.
Doch, sie musste da durch, was immer ihnen blühte. Das war sie Walburga schuldig. Und sich selbst.
Zaghaft klopften sie an die Tür des gefürchteten Medizinmannes und traten ein. Aber was war das? Auf dem Schreibtisch standen zwei halb geleerte Cognacgläser. Leo hatte es sich in einer der cremefarbenen Couchen am Fenster bequem gemacht und rauchte eine Zigarre, während Doktor Mannheimer rastlos hin und her wanderte.
»Da sind Sie ja endlich«, begrüßte er die beiden Frauen. »Setzen Sie sich.«
Wortlos sanken sie neben Leo auf die Couch.
»Möchten die Damen auch einen kleinen Schluck?« fragte Leo und zeigte auf die Cognacflasche, die auf dem Couchtisch stand.
»Nee, nee, wir sind lieber nüchtern, wenn die Einschläge näher kommen«, schnaubte Walburga. Zornig blitzte sie Doktor Mannheimer an. »Eins kann ich Ihnen schriftlich geben, Sie Schnitzel: Wer mir einen reindonnert, kommt nicht mit einem blauen Auge davon.«
Der Arzt betrachtete sie amüsiert. »Ich würde das Wort gern an Herrn Holst weitergeben.«
Leo nahm einen Zug aus seiner Zigarre und formte ein paar perfekt geformte Rauchkringel. »Das Kriegsbeil kannst du begraben, werte Walburga. Wir wollen euren Rat.«
»Hä?«, machte Walburga. »Versteh nur Kleister.«
»Dann sollten wir wohl deutlicher werden«, lächelte Leo. »Soeben hatte ich eine Unterredung mit unserer ärztlichen Fachkraft, die ja zugleich Verantwortung als Geschäftsführer dieser Klinik trägt. Wie ihr gestern selbst von Doktor Mannheimer erfahren habt, steht es
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