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Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Titel: Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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schoss von ihrem Stuhl hoch. »Aber jetzt sollte ich besser gehen.«
    »Nein!«, rief Niki. »Sie bleiben! Für jemanden, der gern Eis isst, ist das folgende Dessert wie gemacht. Darf ich servieren?«
    Doktor Mannheimer sah missbilligend zur Decke, Fräulein Rottenmeier lächelte säuerlich, alle anderen waren hellauf begeistert. Niki ging in die Küche und holte das Orangenparfait aus der Eismaschine. Dann rührte sie das halbgestockte Sorbet noch einmal um, das im Gefrierfach gestanden hatte, und goss es mit etwas Champagner auf. Jeweils ein paar Löffel Parfait und einen Hauch Sorbet verteilte sie in flachen Cocktailgläsern und dekorierte die Ränder mit halben Orangenscheiben. Sie war so vertieft in ihre Arbeit, dass sie nicht bemerkte, wie Leo die Küche betrat.
    »Niki?«
    Sie fuhr herum. »Himmel, hast du mich erschreckt!«
    »Ich wollte dir nur sagen, dass du eine wunderbare Frau bist. Eine Traumfrau. Meine Traumfrau.«
    Oha, das klang brenzlig. Traumfrau. So was hatte noch nie jemand zu ihr gesagt. Mit zitternden Händen säbelte Niki an einer Orange herum, ohne aufzublicken.
    »Danke, Leo. Ich, na ja, weiß das sehr zu schätzen.«
    Was sollte sie auch sonst sagen? Sie gehörte nun einmal zu Wolfgang, obwohl sie Leo mochte. Sehr mochte. Die Erinnerung an seinen leidenschaftlichen Kuss brachte sie vollends ins Schlingern.
    »Du weißt das zu schätzen? Tja, mehr hatte ich auch nicht erwartet«, seufzte er. »Einer wie ich …«
    »Was heißt das? Einer wie du? Du bist ein großartiger Mann!«, brach es aus Niki heraus. »Du bist sensibel, gefühlvoll, hast Humor, kannst genießen, was will man denn mehr, kannst du mir das …?«
    Sie stockte, erschrocken über ihre eigenen Worte. In diesem Moment stampfte Walburga in die Küche.
    »Störe ich?«
    »Wie man’s nimmt«, erwiderte Leo und ergriff die Flucht.
    In Niki tobte ein Gefühlssturm der Stärke zwölf. War das gerade eine Liebeserklärung von Leo gewesen? Und hatte sie die nicht irgendwie erwidert, wenn auch mit ein paar Umwegen? Was war bloß in sie gefahren?
    Walburga nahm ein übriggebliebenes Stück Baguette und biss hinein. Sie kaute und kaute, während sie Niki zusah, die sich stumm dem Dessert widmete. Schließlich griff Walburga zur Champagnerflasche, setzte sie an die Lippen und trank sie bis auf den letzten Tropfen aus.
    »Irgendwelche Neuigkeiten?«, fragte sie und rülpste ausdauernd.
    »Wieso das denn?«, nuschelte Niki mit Unschuldsmiene.
    »Ich weiß ja nicht, was da mit dir und Leo abgeht. Aber was den Doc und mich anlangt, lagst du gar nicht mal so daneben«, sagte Walburga mit gedämpfter Stimme. »Oder meinst du, dass er nur deshalb seine nette Seite zeigt, weil er Angst vor Leo hat?«
    Niki dachte nach. »Schwer zu sagen. Am besten, du findest es selber raus.«
    Sie stellte die fertig dekorierten Gläser auf ein Tablett und drückte es Walburga in die Hand. »Viel Glück.«
    Als sie ins Esszimmer kamen, bot sich ihnen ein Bild des Friedens. Alle plauderten so entspannt, als ob es sich um eine Dinnerparty unter alten Freunden handelte. Doktor Mannheimer hatte seinen Mantel ausgezogen. In seiner Jeans und dem hellblauen Hemd hatte er viel von dem furchterregenden Halbgott in Weiß verloren. Er lächelte sogar, während er mit Tamara über Weine fachsimpelte.
    Walburga verteilte das Dessert, dann saßen alle unbehaglich da. In Doktor Mannheimers Gegenwart etwas Süßes zu essen, hatte irgendwie etwas Obszönes. So, als ob man in Gegenwart des Klassenlehrers rumknutschen würde. Doch der Arzt deutete das Zögern anders.
    »Ich glaube, ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig«, druckste er heraus, während er nervös mit der Orangenscheibe an seinem Glas herumspielte. »In der Tat habe ich ein paar Fehler gemacht. Aber das geschah aus purer Not, glauben Sie mir. Das Vitalis ist mein Leben. Doch die Kosten sind mir davongelaufen. Miete, Personal, das alles verschlingt ein Vermögen. Wegen der Finanzkrise kommen immer weniger Gäste, auch wenn wir stets behaupten, wir seien ausgebucht. Im letzten Jahr stand ich kurz vor der Insolvenz. Deshalb musste ich handeln.«
    »Niemand macht Ihnen einen Vorwurf«, sagte Tamara begütigend. »Wir halten dicht, ist doch Ehrensache.«
    Leo betrachtete Doktor Mannheimer nachdenklich. »Bei Gelegenheit würde ich mich gern mit Ihnen über das Vitalis unterhalten. Aber nicht heute Abend. Lassen Sie uns lieber diese Nachspeise würdigen. Auf Niki!«
    Alle prosteten sich zu. Dann gaben sie sich Nikis

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