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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Mund zusammen. »Odersollen wir die Festgesellschaft einfach ignorieren und uns hier ein Plätzchen suchen?«, schlug er mit hoffnungsvoller Stimme vor und nickte mit dem Kinn in Richtung der ebenfalls gut besuchten Terrasse.
    Die Engländerin schüttelte den Kopf. »Ich habe doch Unterlagen vorbereitet, Baupläne, Zeichnungen! Soll ich die etwa inmitten all des Trubels ausbreiten? Nein, nein …« Sie biss sich auf die Unterlippe, schien mit sich zu kämpfen. »Ich wüsste vielleicht was, also, bitte … verstehen Sie mich nicht falsch … Aber könnten Sie sich eventuell vorstellen, mit in mein Zimmer zu kommen? Es hat große Fenster, und wir hätten dort unsere Ruhe. Ich würde übrigens zuvor ein paar große Krüge Bier bestellen. Ein herzhafter Trunk hat noch niemandem geschadet, nicht wahr?«
    Friedrich musste sich ein Grinsen verkneifen. Lady Lucretia falsch verstehen? Er konnte sich vieles vorstellen, aber dass sie ihn zu einem Schäferstündchen verführen wollte, gewiss nicht.
    Â»Von mir aus gern«, sagte er und schaute einem Serviermädchen nach, das gerade Teller mit goldgelb gebratenen Forellen an einen Tisch trug. »Wenn es nicht zu unverschämt ist – zu einem kleinen Imbiss würde ich auch nicht nein sagen!«
    Â»Sehr gut, sehr gut, eine zünftige Mahlzeit hat noch niemandem geschadet.« Lady Lucretia klopfte ihm burschikos auf die Schulter und reichte ihm einen Schlüssel. »Zimmer 6  – gehen Sie einfach vor. Ich sage noch kurz der Wirtin Bescheid.«
    Fröhlich vor sich hin pfeifend, stieg Friedrich die Treppe in den ersten Stock des Hotels hinauf. Ehrlich gesagt war er jetzt doch ziemlich gespannt auf Lady Lucretias Eröffnungen, Notizen, Bauzeichnungen – ihre Pläne, das Hotel Marie-Eluise betreffend, schienen weiter fortgeschritten zu sein, als er dachte.
    Auf dem Treppenabsatz angekommen, blieb Friedrich kurz stehen, um sich zu orientieren. Auf jeder Seite des Flures gab es vier oder fünf Zimmer, die Nummer 6 lag direkt neben der Treppe. Täuschte er sich oder drang da eine Männerstimme durch die Tür? Würden noch mehr Leute an diesem Gespräch teilnehmen? Das hätte Lady Lucretia ihm doch sicher gesagt.
    Schwungvoll stieß er die Tür auf.
    Der Schlag in seinen Magen kam völlig unvermittelt. Jemand zog ihm den Boden unter den Füßen fort. Eine Faust umklammerte schmerzhaft sein Herz, von einem Wimpernschlag zum anderen blieb ihm die Luft weg.
    Ungläubig starrte er auf das Bild, das sich ihm bot.
    Â»Flora …?«

54 . K APITEL
    I hre elenden Nachthemden! Die Unterröcke und Schlüpfer sowieso. Hurenwäsche! Die Taschentücher. Blusen. Strickjacken. Was war das hier? Brutal zerrte Friedrich einen Ballen Stoff aus dem Schrank. Ha – als ob Flora je Zeit gefunden hätte, sich daraus etwas zu nähen. Seine Frau vergnügte sich lieber anderweitig!
    Wie alles andere landete der Stoff in einem Leinensack. Bald stieg Floras Geruch aus dem Sack empor, nach Sämereien, Rosenwasser und sonnenwarmen Äpfeln. Alles zusammen schnürte Friedrich die Luft ab.
    Â»Friedrich, Bub! So rede doch mit mir. Warum packst du Floras Sachen?« Ein tränennasses Taschentuch in der Hand, zerrte Ernestine an seinem Arm. »Wo ist sie eigentlich? Was ist passiert? Ich verstehe gar nichts …«
    Ihre Worte wurden von einem gewaltigen Donnerschlag verschluckt. Ein Blitz fuhr gleißend hell durchs Zimmer und ließ selbst Friedrich zusammenzucken. Aus dem Nebenzimmer drang markerschütterndes Kindergeschrei, auf der Treppe war Sabines polternder Schritt zu hören.
    Ruckartig fuhr Friedrich zu seiner Mutter herum. »Schau nach dem Kind! Und lass mich in Ruhe!«
    Â»Was ist denn los?« Sabine steckte den Kopf durch die Tür,auf dem Arm Alexander, dessen Augen vor Angst geweitet waren.
    Â»Hau bloß ab, bevor ich dich auch noch rauswerfe!«, schrie Friedrich sie an und hasste sich dafür. Blindwütig wandte er sich wieder an seine Mutter. »Flora hier und Flora da – wie du ihr immer nach dem Mund geredet hast, entsetzlich war das! Sämtliche ihrer Flausen hast du noch unterstützt!« Friedrich schüttelte seine Mutter ab wie eine lästige Fliege, dann riss er die nächste Schranktür auf. Die Schuhe. »Ich war für euch beide nur noch der Simpel mit seinen Wässern …«

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