Das Blumenorakel
Champagner, die er im Forellenhof hatte mitgehen lassen, und sprang vom Wagen.
Was für ein Tag ⦠Grinsend nahm Konstantin zwei Treppenstufen auf einmal. Vielleicht würde er sich gleich aufs Bett legen, den Champagner trinken und danach einschlafen.
Andererseits: Eine Kartenrunde bei Iwan war nicht zu verachten! Die Spieler waren allesamt erfahrene alte Füchse, und der Wodka floss dort in Strömen. Doch waren die Einsätze extrem hoch, weshalb er â
»Flora! Was machst du denn hier?« Wie vom Schlag getroffen blieb er im Türrahmen stehen.
»Konstantin â endlich!« Völlig durchnässt und zitternd wie Espenlaub warf sich Flora in seine Arme, heulte, nuschelte und würgte und war gar nicht mehr zu beruhigen. Mit gerunzelter Stirn spähte Konstantin über ihren Kopf hinweg auf das Gepäck neben dem Bett. Das sah nicht gut aus ⦠War das nun die Quittung für ein bisschen Amüsement?
Verflixt noch mal, wie kam der Portier eigentlich dazu, Flora in sein Zimmer zu lassen?
Wie sie sich an ihn klammerte und erwartete, dass er alles richtete! Dabei plapperte sie so hastig drauflos, dass er Mühe hatte, ihren Worten zu folgen.
»⦠vor verschlossener Tür ⦠nicht einmal Alexander durfte ich sehen ⦠so schrecklich wütend ⦠Wie hatte er uns nur gefunden? ⦠noch nie so schrecklich gefühlt â¦Â«
»Mein armes Blumenmädchen.« Konstantin bemühte sich um einen mitfühlenden Gesichtsausdruck und nahm Flora in den Arm. »Beruhige dich doch! Dein Mann wird sich gewiss auch bald wieder beruhigen. Alles wird wieder gut. Aber jetzt zieh erst einmal deine nassen Sachen aus. Wenn du zu allem Ãbel noch eine Lungenentzündung bekommst, ist niemandem geholfen.« Mit geübten Händen machte er sich an der festgezurrten Schleife ihres Rockes zu schaffen. Unter dem nassen, kalten Stoff fühlte sich Floras Körper verheiÃungsvoll warm an. Wie ein herrlich reifer Pfirsich. Ihre Brustwarzen waren rosig und fest, ihr Leib drängte sich an seinen â¦
Auf einmal fand Konstantin den Gedanken, das Kartenspiel zu verpassen, gar nicht mehr so schlimm.
55 . K APITEL
P ünktlich am Dienstag fuhr wie immer der Wagen von Gärtner Flumm vor. Natürlich wusste auch er längst, dass Flora weggegangen war. Klatsch und Gerüchte hatten sich in Baden-Baden seit jeher mit dem Wind verbreitet. Doch er zog es vor, den Ahnungslosen zu spielen. Noch waren die Sonnenscheins gute Kunden, daher würde er einen Teufel tun und es sich mit der Familie verscherzen, indem er über die Dame des Hauses herzog. Am Ende renkte sich womöglich alles wieder ein, und die, die beim Ehemann über die Frau oder umgekehrt geschimpft hatten, waren die Esel. Also arrangierte er seine Blumen hübsch in ihren Kübeln und begann, seine Ware in den höchsten Tönen anzupreisen. Ernestine Sonnenschein und die Hausmagd standen etwas verloren um den Wagen herum.
Sabine runzelte die Stirn. Calendula, Rudbeckia, Phlox â wovon sprach der Mann überhaupt? Und warum schickte die gnädige Frau den Gärtner nicht einfach wieder fort? Sie hob Alexander von ihrer linken auf die rechte Hüfte. Was bildete sich Frau Sonnenschein ein? Dass sie Floras Arbeit übernehmen sollte? Sie hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als sie die ersten Kunden in den Laden marschieren sah.
Der Gärtner, der ihrem Blick gefolgt war, räusperte sich. »Ich würde Ihnen heute zu frühen Astern raten, dazu noch ein, zwei Dutzend dieser herrlichen Sonnenblumen, ein paar Bund Grünzeug â alles sehr unkompliziert.«
»Ich weià nicht ⦠Vielleicht sollten wir Friedrich holen und um Rat fragen?« Ernestine schaute mit groÃen Augen von dem Gärtner zu Sabine, während Else Walbusch in der Ladentür stand und aufgeregt Handzeichen machte. »Sabine?«
»Ihr Herr Sohn â¦Â« liegt seit Sonntagabend betrunken im Bett , lag es Sabine auf der Zunge zu sagen. »Ihr Herr Sohn ist leider anderweitig beschäftigt«, sagte sie stattdessen. »GnädigeFrau, glauben Sie wirklich, wir beide sollten versuchen, den Laden in Floras Abwesenheit weiterzuführen? Ich meine, wir haben doch gar keine Ahnung â¦Â« Da stiefelte schon wieder eine Kundin durch die Ladentür. Und was für eine feine Dame dies war!
»Ich weià doch auch nicht«,
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