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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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süße Leben doch nicht ganz so süß? Friedrich schnaubte unwirsch auf. Geschah ihr ganz recht. Ihn ging diese Frau, die so zart und zerbrechlich wirkte und gar nicht mehr groß und stark, nichts mehr an. Wahrscheinlich wartete sie gerade auf ihren Geliebten und hoffte darauf, dass er,
    Friedrich, endlich verschwinden möge!
    Die Bienen summten weiter in Friedrichs Kopf, während sein Herz so heftig schlug, dass er glaubte, es würde im nächsten Moment aus seiner Brust springen. Flora …
    Â»Und wie geht es dir?«, kam es so unvermittelt aus seinem Mund, dass er nichts dagegen tun konnte.
    Â»Wie soll es mir schon gehen …« Sie kratzte mit ihrer Fußspitze einen kleinen Kreis in den Kiesboden. »Ich werde Baden-Baden verlassen.«
    Friedrich hatte nicht mit dem Schlag gerechnet, den ihre Worte ihm versetzten. Dabei lag es doch auf der Hand: Die Saison war vorüber, woanders warteten neue Abenteuer. Natürlich ging sie mit ihrem Geliebten auf und davon – hatte er ernstlich etwas anderes von ihr erwartet? Eine heiße Woge stieg ihm in den Kopf. Nur wie durch einen Nebel vernahm er ihre Worte.
    Â»â€¦ Reise … Gönningen … meine Familie … kann ich nur hoffen und beten, dass sie mich aufnehmen …«
    Friedrich runzelte die Stirn. Wovon sprach sie?
    Â»Vielleicht, wenn ich im Winter wegen des Samenhandels in die Stadt komme … Ob ich da wohl Alexander sehen dürfte? Ich weiß, dass ich kein Recht darauf habe, aber es wäre meine größte Freude. Wenn du es also erlaubst?«
    Was sollte er erlauben? Friedrich verstand gar nichts mehr.Was war mit diesem bulgarischen Maler? War die Sache womöglich aus und vorbei?
    Flora schaute ihn mit ihren verheulten Augen an. »Ach Friedrich, was habe ich nur getan? Ich habe alles falsch gemacht. Wenn ich daran denke, was ich dir angetan habe … Und unserem Sohn. Deiner Mutter …« Sie schlug beide Hände vors Gesicht, und ihr Oberkörper bebte erneut vor Schluchzen. »Was würde ich dafür geben, wenn ich den Lauf der Dinge rückgängig machen könnte! Aber es gibt wohl Fehler im Leben, die lassen sich nicht rückgängig machen. Oder wiedergutmachen. Was habe ich nur getan!«, wiederholte sie und schaute auf, die Augen tränennass. Ihre Wangen trugen hochrote Flecken.
    Friedrich zog sein Taschentuch hervor, reichte es ihr. Mit weichen Knien setzte er sich neben sie auf die kalte Bank, kämpfte gegen den Impuls an, sie in den Arm zu nehmen. Bist du verrückt?, schalt er sich stumm.
    Â»Diese Einsicht kommt leider etwas spät«, sagte er steif.
    Für so vieles war es zu spät! Sogar für Lady Lucretia und ihr Hotel, ging es ihm durch den Kopf, als er von weitem die Kirchenglocken sechsmal schlagen hörte.
    Flora schnäuzte sich, dann knüllte sie das Taschentuch zusammen. »Tausendmal habe ich mich im Geiste schon bei dir entschuldigt, tausendmal habe ich mir die richtigen Worte zurechtgelegt. Und jetzt? Jetzt fällt mir gar nichts mehr ein. Ach Friedrich, ich vermisse euch so schrecklich! Jeden Tag muss ich an euch denken, so sehr, dass es wehtut …« Sie schluchzte jetzt stumm in sich hinein.
    Er nickte müde. Was sollte er sagen? Dass er sie auch vermisste? Täglich? Täglich mehr? Dass er sich dafür verachtete und alles tat, um seine Gefühle für sie zu verdrängen? Dass ihm dies nicht gelang?
    Sie tippte ihm an den Ärmel. Er zuckte zusammen, als habe er sich verbrannt.
    Â»Erinnerst du dich noch an den Tag, als du mir das erste Mal die Trinkhalle gezeigt hast?«
    Eine Windböe fuhr über sie hinweg. Friedrich fröstelte. Warum stand er nicht einfach auf und ging?
    Â»Das Bild von Merline … Du hast mir erzählt, wie sie mit ihren Gesängen die Ziegenhirten anlockt. Und wie diese ihr trotz aller Warnungen hinab in die Tiefe folgen.« Flora lachte bitter auf. »Damals verstand ich nicht, wie jemand so dumm sein kann, alles hinter sich zu lassen und zu springen. Heute …« Sie knetete das Taschentuch mit beiden Händen. »Heute weiß ich, wie verführerisch es sein kann, in fremde Gewässer einzutauchen. Am Anfang tunkt man nur eine Zehenspitze hinein … Das fühlt sich gut an und es kann einem ja nichts passieren, denkt man … Und der verheißungsvolle Gesang erklingt weiter. Die Vorstellung, ihn nicht mehr zu

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