Das Blut der Akkadier - Serienspecial (German Edition)
schlagartig ihre innere Bestie. Naham brüllte und ließ Ellas Augen in einem weißen Glanz erstrahlen. Nur mit Mühe konnte sie ihr Tier davon abhalten, den Taryk kurz und klein zu hacken.
„Du willst mich finden?“, zischte eine weibliche Stimme und brachte die Ohren der Akkadia zum Bluten. Himmel noch eins, sie stand der Projektion einer Königin gegenüber! „Dazu hast du gar nicht den Mut!“
Die Illusion erlosch. Der Taryk zersprang in der Luft und mit ihm Ellas Spur. Übrig blieben eine schwarze Wolke und ein paar goldene Seelen. Nur langsam bekam sie ihren Herzschlag wieder unter Kontrolle. Sie biss die Zähne zusammen und ging mit weichen Knien zu dem Bewusstlosen hinüber. Ella überprüfte Atmung und Herzschlag, beides vorhanden, und ließ sich neben ihn an die Wand sinken.
Das war genug Aufregung für eine ganze Nacht. Wenn sich diese Königin der Körper ihrer Taryk derart bedienen konnte, hatten sie es mit einem mächtigen Exemplar zu tun. Denn alle Taryk, die von ein und derselben Königin abstammten, funktionierten wie ein einheitliches Gehirn. Jeder Seelenreißer übertrug alles, was er sah, hörte oder anderweitig wahrnahm, fast gleichzeitig an seine Mutter. Und diese reagierte auf das Gespräch mit Ella, indem sie ihren Nachwuchs umlegte. Was für ein liebreizendes Geschöpf.
Die Akkadia wischte sich das Blut von Ohren und Hals und wartete, bis sich Naham zurückgezogen hatte und ihre Augen wieder normal aussahen. In der Nähe einer Königin war jegliches Training umsonst. Wenn der Löwe erst die Witterung des Todfeindes aufgenommen hatte, gab es selten ein Zurück. Der Göttin sei Dank, dass es lediglich eine Projektion gewesen war. Normalweise verwandelten sich Akkadier dann automatisch, vor allem, weil sie in menschlicher Gestalt nie Chancen gegenüber einer Tarykkönigin hätten. Selbst in Gestalt der Bestie wäre es schwierig, lebendig aus der Sache herauszukommen. Ella zog eine Grimasse. Scheinbar gab es keine Möglichkeit, dieser Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Aber nicht heute. Solchen Welt verändernden Problemen würde sie sich ab nächster Nacht wieder stellen.
Ella brachte den Bewusstlosen zu den Türstehern der ‚Voodoo Lounge‘ und ging angespannt heimwärts. Sie fühlte sich machtlos und unfähig. Aber solange sie nicht wusste, wo sich dieses gruselige Exemplar von Mutter aufhielt, konnte sie nicht viel unternehmen. Beinahe freute sie sich auf das Gespräch mit Brix. Zumindest würde er sie von ihren Problemen ablenken können.
Kapitel 3
Kurz vor Sonnenaufgang saß Ella auf dem Dach der neu gebauten Mietwohnungen ‚Brewer Street‘ Ecke ‚Thorley Street‘ und blickte auf den Eingang zum Stadion ‚Perth Oval‘. Erst vor wenigen Tagen hatte Rod Stewart dort ein Konzert gegeben. Und Ella hatte genau an der gleichen Stelle wie jetzt gelegen und begeistert zugehört.
Der dämliche Akkadier war bislang nicht aufgetaucht. Sie wollte sich keine Sorgen machen, konnte es aber kaum verhindern. Sie hätte ihn nicht allein lassen sollen, verfluchter Mist! Wenn er nun heulend vor dem Grab zusammengebrochen war und … Ella schüttelte den Kopf. Er hatte zwar mitgenommen gewirkt, aber so ein Weichei war er dann wohl doch nicht. Die harten Linien in seinem Gesicht ließen eher das Gegenteil vermuten. Genauso wie die Stoppeln und der Bart, die angenehm scheuern mussten, wenn man sich daran rieb.
„Ella, du brauchst dringend einen Kerl“, flüsterte sie sich selbst zu. So scharf war sie seit Ewigkeiten nicht gewesen. Lag sicher nur an der Hitze und der andauernden Trockenheit.
Am Horizont kündete sich der Morgen in einer gelborangenen Linie an. In zehn Minuten würden die ersten Sonnenstrahlen zu sehen sein. Dann durfte die Akkadia nicht mehr hier herumsitzen.
„Tja. Pech gehabt, Brix.“ Sie hatte ihm gesagt, dass sie nicht warten würde.
Ella sprang vom Dach und kehrte dem Stadion den Rücken zu. Doch plötzlich ertönte ein Schrei hinter ihr. Sie schnellte herum. Eine Joggerin starrte entsetzt auf einen dunklen Berg, der am Boden lag und sich krümmte. „Brix?“ Er musste gerade erst dort aufgetaucht sein.
Die Akkadia brauchte nur ein Augenzwinkern, um sich zu entscheiden. Sie würde ihn sicher nicht der Sonne überlassen.
Ella rannte blindlings über die Straße, ignorierte das wütende Hupen des Autofahrers und ging neben dem Riesen auf die Knie.
Sie faselte der Joggerin irgendetwas zu, das sie dazu brachte, wegzulaufen. Sollte ihr recht sein.
„Brix,
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