Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
Pinaa und vor allem ihr Wolf waren noch nicht allen bekannt und so bildete sich in kurzer Zeit eine Traube Menschen, die Taros rotes Fell berühren und Pinaas Geschichte hören wollten. Taro war inzwischen an solche Aufläufe gewöhnt und blieb meistens ruhig, während überwiegend Tisgar schilderte, wie der Wolf in ihre Mitte gekommen war. Schließlich sorgte Tamboo dafür, dass sich die Menge zerstreute und führte seine Gäste zum Essen. Seine Frau begrüßte alle herzlich und stellte ihre drei Söhne vor, der älteste - Tiboo - hatte bereits eine Frau - Ishara - eine zarte Schönheit mit dunklerer Haut von einer fremden und -wie Tamboo betonte- weit entfernten Sippe. Ishara war in Erwartung eines Kindes. In Pinaa kam erneut das Gefühl auf, den Anforderungen eines zukünftigen Beschwörers nicht gerecht werden zu können. Tamboo war zwar nicht der Beschwörer und Anführer wie sie sich einen vorstellte, aber seine Frau hatte ihn mit drei ansehnlichen Söhnen ausgestattet. Und Tiboo, sein Nachfolger, durfte ebenfalls bald stolz auf sein erstes Kind blicken, sicher auch ein Sohn. Was ging wohl Tisgar bei diesem Anblick durch den Kopf?
Die Jäger hatten ein köstliches Wildschwein herangeschafft, dazu gab es Salat aus den Blättern des brennenden Krauts und geröstete Nüsse. Zudem war es Tamboo gelungen, einer anderen Sippe, die aus Richtung der untergehenden Sonne einen weiten Weg gekommen war, einen seltsamen Saft abzuschwatzen, der seinen Angaben nach süß und herb zugleich schmeckte und die Sinne berauschte. Tamboo war eine Händlerseele und viele Männer seiner Sippe schon weit gewandert, um besondere Dinge aufzutreiben. Er schilderte Telgar ausführlich ihre Begegnung mit den Männern der fremden Sippe, die den Rausch-Saft mitgebracht hatte. Sie hatten eine Sprache gesprochen, die kaum zu verstehen gewesen war. Ebenfalls aus Neugier und auf der Suche nach anderen Menschen und unbekannten Orten waren sie über eine hohe Bergkette gekommen und durch den dichten Wald bis in das Gebiet von Tamboo vorgedrungen. Sie waren zu dritt gewesen und hatten leider nur noch einen Behälter mit dem Saft gehabt. Tamboo hatte ihnen im Tausch dafür lediglich ein Essen spendiert. Er hatte ihnen die Besonderheiten der Gegend mit Händen und Füßen beschrieben und im Gegenzug erfahren, was ihn jenseits der Bergkette erwartete.
"Schon für dieses Zeug würde es sich lohnen, einmal die Berge hinter dem dichten Wald zu bezwingen." lachte er und Pinaa musste unwillkürlich an Asha denken, die Frau, die ihr geholfen hatte, im dichten Wald zu überleben und deren Sippe vermutlich auch hinter diesen Bergen lebte. "Ehrlich Telgar, jeder Mann würde den Saft lieben." Telgar nickte. "Der Transport über die Bergkette wäre jedoch zu aufwendig." wandte Tisgar ein. "Und man könnte nur wenig Saft mit zurückbringen." "Ja, ja, das stimmt schon." dröhnte Tamboo und schlug Tisgar auf die Schulter, der sich fast verschluckte. "Aber wer weiß, was es da noch Interessantes gibt, oder?" "Jedenfalls ..." fuhr er mit einer ausladenden Handbewegung fort. "... habe ich den größten Teil dieses wunderbaren Saftes nur für euch aufgehoben und diesen hoffentlich besonderen Abend." Er goss Telgar, Tisgar und sich selbst großzügig die Schalen voll. "Genießt es bitte." Telgar trank nur wenige Schlucke. Er kannte die Wirkung des Saftes nicht und wollte die Kontrolle über die sicher noch folgenden Verhandlungen mit Tamboo behalten. Tisgar verzog das Gesicht etwas, sagte aber nichts. "Das ist wirklich etwas Besonderes." lobte Telgar und Tamboos Freude darüber spiegelte sich in einem breiten Grinsen wieder. Pinaa hätte auch gerne von dem unbekannten Saft gekostet und hoffte, dass Tisgar ihr etwas aufheben würde. Taro lag ausgestreckt hinter ihr und schlief bereits.
Nachdem alle das Mahl beendet hatten, bat Tamboo Telgar um ein Gespräch unter vier Augen und zog ihn mit sich in die einzige fertige Hütte.
"Also ich komme gleich zur Sache, ich weiß ja, dass du das bevorzugst." säuselte Tamboo und Telgar hoffte inständig, dass er es ernst meinte und ihn nicht weiter mit endlosen Geschichten nervte. "Es geht natürlich um die Steine." Gut, das war nicht überraschend und tatsächlich Klartext." dachte Telgar. Er war gespannt, ob sich Tamboo schon eine komplette Strategie zurechtgelegt hatte oder je nach seiner Reaktion improvisieren würde. "Wir sind beide nicht dumm, haben gute Beziehungen und einen Blick fürs Geschäft." fuhr Tamboo fort und
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