Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
ich sie mag, aber … mehr nicht.“ Eine Zeit lang sagte er nichts mehr. Schließlich untersuchte er ein letztes Mal die Zweige eines Busches und trat dann aus dem Wald hinaus auf eine kleine Wiese, hinter der eine Anhöhe begann. „Weißt du …“ setzte er wieder an. „… manchmal muss man einsehen, dass die Sippe wichtiger ist als man selbst. Und dass man eben auf Sachen verzichten muss zum Wohl der Sippe. Sie haben viel für mich getan, wie könnte ich sie da einfach verlassen. Wie könnte ich meine Bilder von Freiheit vor ihre Bedürfnisse stellen? Und wieso sollte ich das Recht haben, für einen anderen zu entscheiden? Wenn jemand fortgehen will, wie könnte ich ihn aufhalten? Aus welchem Grund sollte ich wissen, wo und mit wem er glücklich wird?"
Tisgar sagte nichts. Er dachte über die Worte nach. Haroo hielt ein Büschel Fell in die Höhe. Rotes Fell. Er zeigte auf die Anhöhe. „Hinter diesem Hügel, etwa einen Tagesmarsch entfernt, liegt ein kleines geschütztes Tal, von dort geht ein gut begehbarer Pfad in den dichten Wald." Er machte eine kurze Pause. "Ich hätte auch so gewählt.“ Der Wind heulte leise durch die Stille. Es klang fast wie ein Wolfsheulen. Haroo sah Tisgar an. Tisgar sah Haroo an. Haroo ließ das Stück Fell fallen. „Einfach nichts Brauchbares zu finden, so ein Jammer.“ sagte er. Tisgar atmete tief ein und blickte in Richtung des Hügels. „Schaffen sie es?“ fragte er leise. Haroo legte ihm eine Hand auf die Schulter und lächelte. „Sie schaffen es.“
Epilog
"Was ist das?" Tisgars zweite Frau Saria hielt eine kleine Figur in die Höhe. Sie hatte in der Ecke hinter ihren Schlaflagern nach alten Sachen gesucht, die sie für ihren gerade geborenen Sohn umarbeiten konnte. Tisgar nahm die Figur in die Hand und betrachtete sie lange. Es war der Wolf. Der Wolf aus roter Erde, den Pinaa ihm geschenkt hatte, nachdem sie sich gerade kennengelernt hatten. Tisgar hatte die Figur völlig vergessen.
Nachdem Pinaa ihn und die Sippe verlassen hatte, hatte es eine Weile gedauert, bis er ein neues Leben begonnen hatte. Das Sippenleben war weiter gegangen. Wie es eben immer weiter geht.
Mattoo und Lania hatten sich die Freude an ihrem großen Fest nicht nehmen lassen. Sie waren verbunden worden, und Mattoo hatte Lania in die Hütte seiner Familie genommen. Inzwischen hatten sie bereits ein Kind, eine entzückende kleine Tochter, und Lantan und Ilaa besuchten sie oft mit ihrem Sohn Kan.
Suur und Maar von den wilden Wassern hatten sich mit den Frauen der bei dem Überfall getöteten Jäger verbunden. Alle wohnten in einer Hütte zusammen mit dem alten Vaan. Maars Frau war noch jung und erwartete jetzt ihr erstes Kind, während Suur auch liebevoll für die beiden Töchter von Lassan sorgte.
Tiboo war einige Tage wütend gewesen, doch dann war er mit einem anderen Jäger losgezogen, um eine Sippe, deren Lager einen Tagesmarsch entfernt auf der anderen Seite des Sees lag, aufzusuchen und dort eine neue Frau zu finden. Und nur ein paar Tage später war er mit einer zurückgekehrt. Auch sie erwartete jetzt ein Kind.
Tisgar konnte sich nicht so schnell einer neuen Frau zuwenden. Bewerberinnen gab es genug. Einige waren schon an ihm interessiert gewesen, bevor Pinaa aufgetaucht war, und waren immer noch frei. Vielleicht hatten sie gehofft, dass die Frau mit dem Wolf aus der fremden Sippe sich als falsche Wahl erweisen würde. Andere waren erst jetzt in das richtige Alter gekommen. Und es gab auch Interessentinnen aus Tamboos Sippe. Als Nachfolger des Anführers hatte Tisgar die freie Wahl. Aber er wollte nicht wählen. Um den drängenden Mädchen und seiner mahnenden Mutter zu entkommen, war er viele Tage mit Haroo durch die Berge gezogen. Dann kündigte sich langsam der Winter an. Sein Vater hatte ihn zunächst in Ruhe gelassen, doch jetzt forderte auch er eine Entscheidung. Telgar wurde nicht jünger und wollte die Nachfolge gesichert wissen. Ein Beschwörer brauchte eine Familie.
Und schließlich erwärmte sich Tisgar für Rogars zweite Tochter, die junge und schüchterne Saria. Telgar und Rogar waren darüber äußerst erfreut und die Verbindung wurde ausgiebig gefeiert. Und bereits einen Winter später schenkte Saria Tisgar einen Sohn. Das Fest zu seiner Geburt übertraf alle Feste davor und Tisgar hatte, seit er seinem kleinen Nachfolger das erste Mal in die Augen geblickt hatte, nicht mehr an Pinaa gedacht.
Saria und er waren glücklich. Haroo und Mira waren oft bei ihnen. Sie
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