Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut der Medusa

Das Blut der Medusa

Titel: Das Blut der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Toten gemeint?«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Denke nach. Du bist länger hier, Clarissa.«
    »Das stimmt, aber den Namen habe ich nie gehört. Glaub mir. Ich weiß nicht, was er mit der Insel der Toten hatte sagen wollen. Es ist alles so schrecklich, so unfaßbar.« Ich hob den Arm, weil der Kellner in unserer Nähe vorbeischlich. »Zahlen, bitte!«
    Er kassierte die Rechnung und schaute uns dabei mit einem Blick an, der mehr als Worte sagte. Dieser Mann wußte Bescheid. Er hatte bestimmt mitbekommen, daß ich von Stavros bedroht worden war, enthielt sich aber eines Kommentars.
    Als er verschwunden war, fragte Clarissa: »Was machen wir jetzt?«
    Ich wartete mit der Antwort, weil ich erst den Beifall für den Sirtakispieler verrauschen lassen wollte. »Weißt du, wo Stavros wohnt?«
    Sie bekam erschreckte Augen.
    »Du weißt es nicht?«
    »Ja, aber…«
    »Ich möchte ihn besuchen. Die Insel der Toten interessiert mich. Ich will wissen, was es damit auf sich hat.«
    »Aber er hat ein Messer.«
    »Noch einmal lasse ich mich nicht von ihm überraschen. Außerdem wird er kaum Hilfe haben.«
    Sie stand auf, auch ich erhob mich. Clarissa ging vor, ohne mir eine Erklärung gegeben zu haben. Erst draußen, wo der Wind zahlreiche Gerüche durch die schmalen Straßen und Gassen wehte, begann sie wieder zu sprechen. »Hast du schon einmal Todesahnungen gehabt, John?«
    »Ja, schon öfter. Ich habe in Situationen gesteckt, die man als ausweglos bezeichnen konnte.«
    »So meine ich das nicht. Ich spreche von den Ahnungen, die einen Menschen plötzlich überfallen und von dem Wissen begleitet sind, daß bald endgültig Schluß sein wird.«
    »Nein, nicht direkt.«
    Clarissa hob die Arme und schlang sie um meinen Hals, bevor sie sich an mich preßte. »Aber ich habe sie gehabt, John. Ich kenne sie, auch jetzt habe ich sie gespürt. Es geht nicht gut, das weiß ich genau, glaube es mir.«
    Mein Blick fiel dorthin, wo die Boote der Schiffer dümpelten. Auf einigen Schiffen brannten die Bordlaternen. Sie schaukelten im Rhythmus der Wellen und warfen einen gelben Hauch über die Wasserfläche.
    Clarissa hatte Furcht. Ihr Körper zitterte. »Die Ahnung war noch nie so schlimm wie jetzt!« flüsterte sie dicht neben meinem Ohr. »Wirklich, John, ich kann es nicht…«
    »Aber wir müssen weitermachen. Vielleicht solltest du tatsächlich nach England zurückfliegen und…«
    »Nein!« Clarissa widersprach heftig und entfernte sich von mir. »Das auf keinen Fall. Ich käme mir vor wie eine Verräterin. Ich bin gekommen, um meinen Bruder zu finden, diesen Vorsatz will ich auch halten, verstehst du?«
    »Natürlich.«
    Die Luft war wunderbar. Die Menschen besaßen eine gewisse Fröhlichkeit, die von innen her kam und nicht aufgesetzt wirkte. Ob Tourist oder Einheimischer, in dieser herrlichen Nacht würde man sich verstehen, und der Wein würde in Strömen fließen, um die Gefühle anzuheizen.
    »Du hast mir noch nicht gesagt, Clarissa, wo Stavros wohnt.«
    Sie atmete seufzend. »Willst du noch immerzu ihm?«
    »Ich muß, Mädchen. Es ist unsere Spur. Die Insel der loten, denk daran. Er hat den Namen nicht umsonst genannt.«
    »Ja, das denke ich auch.«
    »Also, wo finde ich ihn?«
    »Nicht weit von hier. Menschen wie er wohnen auch in der Szene, wie man so schön sagt.«
    »Dann laß uns gehen.«
    Clarissa nickte. Es war ihr anzusehen, wie schwer ihr der Entschluß gefallen war. Sie nahm mich bei der Hand. Wahrscheinlich wollte sie Sicherheit haben. Wenn ich daran dachte, daß sie mir das Leben gerettet hatte und ich sie jetzt anschaute, so war dies schon ein gewaltiger Unterschied. Von ihrer Forschheit war nichts mehr geblieben. Sie mußte sich sehr stark fürchten.
    Der kleine Ort Galatas lag direkt am Meer. Hinter den Häusern stiegen die Felsen in die Höhe. Eine wilde Gebirgslandschaft, durch die schmale Straßen führten, um das Innere der Insel erreichbar zu machen. Es waren auch zahlreiche Häuser an den Hängen oder in die Felsen gebaut worden. Sie alle lagen über dem Hafen und dem Zentrum des Ortes, wo die unzähligen kleinen Läden noch bis zum späten Abend geöffnet hatten.
    Ich war in einer kleinen Pension abgestiegen, deren Lage man als sehr romantisch bezeichnen konnte. Das Haus stand auf einem kleinen Plateau. Vom Zimmerfenster aus fiel der Blick bis weit über das Meer und hinaus zu den kleinen vorgelagerten Inseln. Mit dem Auto hatte ich Mühe gehabt, das Plateau zu erreichen. Die Straße war sehr eng und entsprechend

Weitere Kostenlose Bücher