Das Blut der Rhu'u (German Edition)
genug, um eure geheimen Rituale zu spüren, Dad. Außerdem habe ich dich und Tante Kay gestern nach unserem Gespräch im Wohnzimmer gehört. Was soll ich erst später erfahren? Warum habt ihr mir nicht gesagt, dass ich noch einen Cousin habe und außer ihm noch drei weitere Mitglieder zur Familie gehören? Was hat es mit den Fürsten auf sich, die Kay erwähnte? Und wer ist Arrod’Sha?«
Ihr Vater starrte sie einen Moment verblüfft an. Schließlich lächelte er. »Du hast recht, Carana. Es gibt ein paar Dinge, die wir dir noch nicht gesagt haben. Aber ich bitte dich, uns zu vertrauen. Ich gebe dir mein Wort, dass du alles erfahren wirst. Es ist schließlich auch ein Teil deiner eigenen Geschichte. Wir haben es bisher nur noch nicht erwähnt, weil wir dachten, dass es für dich zu viel auf einmal wäre.«
» Cal dachte, dass es zu viel für dich sein könnte«, korrigierte Kay mit einem Seitenblick auf ihren Bruder.
»Und davon bin ich immer noch überzeugt, Cayuba«, konterte er scharf. »Ich darf dich mal daran erinnern, dass ich über die Belastbarkeit von menschlicher Psyche besser Bescheid weiß als du.« Er wandte sich an Kara. »Was den Rest der Familie betrifft: Sie lebt in Ägypten und nennt sich Bashir. Wir haben seit sehr langer Zeit schon keinen Kontakt mehr zu ihnen gehabt. Sie sind Rhu’u, kein Zweifel, denn das Band des Blutes bestätigt das, aber mit unserem Zweig der Familie sind sie nur entfernt verwandt. Catunua und ich haben dieselben Urgroßeltern. Ihre Großmutter und mein Großvater waren Geschwister. Wir sind also Cousin und Cousine zweiten Grades. Ihre beiden Söhne sind meine Neffen dritten Grades. Oder so.« Er lächelte. »Ich habe keine Veranlassung gesehen, dir von einem Familienzweig zu berichten, mit dem wir schon seit Jahrhunderten nichts mehr zu tun haben.«
»Mit dem wir aber garantiert in absehbarer Zeit wieder zu tun kriegen werden«, warf Kay ein. »Es wird Catunua nicht entgangen sein, dass wir nun wieder neun sind.«
Cal warf ihr einen warnenden Blick zu. »Halt den Mund, Cayuba.«
Kay hob abwehrend die Hände. »Sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
Cal ignorierte sie und wandte sich wieder an Kara. »Du musst erst deine innere Stabilität zurückgewinnen, ehe du alles erfahren kannst. Bitte, glaub mir. Es gibt Dinge, die zu erfahren deine Seele noch nicht bereit ist. Und ich möchte dir auf keinen Fall noch mehr aufbürden, als du ohnehin schon tragen musst.«
Kara blicke ihn zweifelnd an. Seine Worte klangen aufrichtig, und wahrscheinlich hatte er recht. Vielleicht war dieses Geheimnis im Moment wirklich zu viel für sie, um es verarbeiten zu können, und sie sollte mehr Geduld haben.
»Ich stelle mir gerade vor«, sagte Kay in süffisantem Ton, »wie belastet Carana sein wird, wenn sie durch Intervention von anderer Seite plötzlich und unerwartet mit dem geballten Wissen dessen konfrontiert wird, was wir ihr gegenwärtig schonend verschweigen.«
Cal schlug mit der Faust auf den Tisch. »Letzte Warnung, Cayuba!«
»Dad, bitte«, wandte Kara ein. »Die Ungewissheit ist für mich schlimmer zu ertragen.«
Er funkelte Kay wütend an, ehe er einen tiefen Atemzug tat und sich Kara zuwandte. »Die Rhu’u waren von Anfang an neun. Diese Zahl ist von gewisser Bedeutung. Es gibt niemals mehr als neun Rhu’u gleichzeitig. Manchmal weniger, aber niemals mehr. Wir alle zusammen sind die rechtmäßigen Erben eines Artefakts, das Arrod’Sha genannt wird. Durch gewisse Umstände, die ich dir später erklären werde, müssen wir zwingend neun sein, um dieses Erbe antreten zu können. Das Problem ist, dass mit diesem Erbe eine gewisse Macht verbunden ist.«
»Eine wirklich sehr große Macht«, warf Kay ein.
Cal ignorierte sie. »Dass wir die erlangen, passt gewissen Leuten nicht – die Zusammenhänge erkläre ich dir ebenfalls später –, weshalb sie versuchen werden, uns daran zu hindern, unser Erbe anzutreten. Das ist im Groben alles, worum es geht.«
Kara blickte ihn besorgt an. »Sag nicht, wir haben noch mehr Feinde als die Gemeinschaft des Lichts.«
Ihr Vater nickte. »Leider ja. Die Gemeinschaft des Lichts ist deren Handlanger. Aber solange wir das Erbe nicht antreten – und das können wir noch nicht –, besteht keine Gefahr; außer der, die uns seit Jahrhunderten durch die Gemeinschaft droht. Doch sobald du deine magischen Kräfte vollständig beherrschst, können sie dich nicht wieder aufspüren.« Er beugte sich vor und legte ihr die Hand
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