Das Blut der Rhu'u (German Edition)
auf den Arm. »Alles Weitere, Carana, erfährst du, wenn du dich an deine veränderte Natur gewöhnt hast. Zumindest weitgehend. Okay?«
Kara gab nach. »In Ordnung, Dad. Aber wenn ich ein Teil dieser Familie werden soll, dann dürft ihr mich nicht mehr ausschließen.«
»Das werden wir nicht. Versprochen. Wir werden dich in so vieles wie möglich einbeziehen.«
Sie gab sich damit zufrieden. Aber sie hatte trotzdem ein ungutes Gefühl.
»Du solltest deine Wohnung in Edinburgh auflösen«, schlug Cal vor. »Du wirst sie nicht mehr benutzen können. Die Gemeinschaft des Lichts hat sicher längst die Adresse rausgefunden. Deine Wohnung ist nicht mehr sicher.«
»Wir sollten ein Umzugsunternehmen beauftragen, sie zu räumen«, schlug Kyle vor. »Dann musst du dort nicht mehr hin. Wenigstens vorläufig solltest du untertauchen. Und wir haben hier mehr als genug Platz.«
Karas erster Impuls war Ablehnung. Sie konnte doch nicht einfach untertauchen wie eine Verbrecherin. Verschwinden und ihr ganzes Leben zurücklassen, ihre Arbeit, ihre Wohnung, ihre Bekannten. Doch auf dem Hintergrund dessen, was ihr Vater ihr gerade gesagt hatte, und der Tatsache, dass sie gegenwärtig und noch auf längere Zeit, deren Dauer sie nicht abschätzen konnte, nicht in der Lage war, allein zurechtzukommen, blieb ihr wohl nichts anderes übrig.
»Ich muss mich aber von Dr. Mortimer verabschieden.«
»Wer ist Dr. Mortimer?«
»Mein Chef. Kurator des Museums, in dem ich arbeite. Er ist für mich immer wie ein Vater gewesen. Wenn ich einfach untertauche, wird er sich solche Sorgen machen, dass er die Polizei informiert. Allein schon, weil er Jarods Onkel ist.«
Ihr Vater seufzte. »Du hast gefährliche Freunde, Carana.« Er nickte. »Cayelu wird dich begleiten. Du solltest deinem Chef allerdings auf keinen Fall sagen, wo du jetzt wohnst. Die Gemeinschaft könnte es aus ihm herauspressen.«
Kara schüttelte den Kopf. »Wie könnt ihr so leben? Ständig in Angst vor den Verfolgern.«
»Wir leben nicht in Angst vor ihnen«, erklärte Kay. »Wir haben uns gut genug geschützt, dass sie uns nicht aufspüren können. Da sie nicht in der Lage sind, unsere dämonische Aura durch unseren magischen Schutz hindurch zu erkennen, könnten wir direkt vor ihrer Nase herumtanzen, ohne dass sie unsere wahre Natur bemerkten.« Sie lächelte. »Wenn du erst so weit bist, wirst du auch vor ihnen sicher sein und kannst ohne Angst leben.«
»Hoffentlich bald«, wünschte sich Kara. »Hoffentlich sehr bald.«
*
Jarod stattete Onkel James und Tante Linda mal wieder einen Besuch ab. Vordergründig, um mit seinem Onkel eine Partie Schach zu spielen, was zu ihren lieben Gewohnheiten gehörte, seit Jarod nach dem Tod seiner Eltern bei den Mortimers eingezogen war. In erster Linie diente sein Besuch jedoch dem Zweck zu erfahren, ob Kara sich bei ihnen gemeldet hatte. Seit ihrem letzten Anruf aus Lochinver war sie verschwunden. Jarod hatte herausgefunden, dass sie seit damals ihr Konto nicht benutzt hatte. Außer den routinemäßigen Abbuchungen gab es keine Bewegung darauf. Langsam machte er sich ernsthafte Sorgen. Onkel James interpretierte seine Frage nach Kara jedoch ganz anders.
»Sie interessiert dich wohl, wie?«, fragte er mit einem wissenden Lächeln.
»Das kann ich nicht leugnen«, antwortete Jarod wahrheitsgemäß. Wenn sie ihn auch auf ganz andere Weise interessierte, als sein Onkel vermutete. Nun ja, nicht ganz. Die Nacht mit ihr ging ihm nach wie vor nicht aus dem Kopf. Er hätte gegen eine Wiederholung nicht das Geringste einzuwenden gehabt.
Es klingelte an der Tür, und wenige Augenblicke später führte Tante Linda einen weiteren Gast herein. »Seht mal, wer gekommen ist!«
In der Tür stand Kara. Jarod erstarrte bei ihrem Anblick ebenso wie sie bei seinem.
»Kara!« Onkel James sprang auf und begrüßte sie mit einer Umarmung. »Sie sind schon zurück? Ich hatte Ihnen doch Urlaub befohlen, wenn Sie mit Ihrer Arbeit in Lochinver fertig sind.« Er drohte ihr mit dem Finger. »Und ich werde nicht dulden, dass Sie schon wieder arbeiten.«
Er bemerkte, dass sie die ganze Zeit Jarod ansah, und nötigte sie, sich in den Sessel neben ihn zu setzen.
»Hallo Kara.«
»Hallo Jarod.«
»Ist alles in Ordnung?«
Sie nickte. »Mehr oder weniger.« Sie blickte Onkel James an. »Ich habe meinen von Ihnen befohlenen Urlaub nur unterbrochen, um Sie zu fragen, wie lange Sie mich entbehren können. Ich ...« Sie seufzte. »Ich habe bei meinem Besuch bei
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