Das Blut der Rhu'u (German Edition)
fragte Rhu’Ca vorsichtig, »was wäre der Preis dafür?«
»Nur dass ihr danach mir dient und niemandem sonst. Dass ihr mir absoluten Gehorsam und Treue schwört.«
»Ein interessantes Angebot, Daruluk. Aber unser Herr dürfte damit kaum einverstanden sein. Er hat uns schließlich erschaffen, damit wir ihm dienen.«
»Als seine Sklaven. Ihr seid nicht die Einzigen, die seine Reservoirs füllen. Er hat so viele Buhldämonen erschaffen, dass er nicht bemerken wird, wenn neun von ihnen nicht mehr da sind.«
Davon war Rhu’Ca keineswegs überzeugt. Sie war sich im Gegenteil sicher, dass ihr Herr es auf der Stelle bemerken würde. Spätestens wenn, falls Daruluk sein Wort hielt, plötzlich neun mächtige neue Dämonen aus dem Nichts auftauchten. Selbst der Herr der Unterwelt konnte es sich nicht leisten, das zu ignorieren.
»Ich sehe, ihr seid interessiert«, interpretierte Daruluk ihr Schweigen vollkommen richtig. »Ich verlange nicht von euch, dass ihr euch gegen euren Schöpfer stellt. Ich will euch als Leibwächter. Ihr sollt mir meine Feinde vom Hals halten. Und ich werde euch mit aller dafür erforderlichen Macht ausstatten.«
»Heißt das, du willst uns mächtig genug machen, dass wir gegen deinen schlimmsten und stärksten Feind, Fürst Naguruth, bestehen können?«, fragte Rhu’Cas Bruder Cabu dazwischen. Sie strafte ihn mit einem kalten Blick für seine Eigenmächtigkeit.
»Genau das heißt es«, bestätigte Daruluk. »Natürlich wird keiner von euch allein gegen ihn bestehen können. Aber ich kann jedem Einzelnen so viel Macht verleihen, dass ihr gemeinsam sogar eurem Herrn trotzen könntet.«
Rhu’Ca schnitt mit einer Handbewegung das aufgeregte Flüstern ihrer Geschwister ab, das Daruluks Behauptung auslöste. »Wir werden beraten«, entschied sie.
»Tut das. Ich werde auf eure Antwort warten.«
Die Rhu’u brachten genug Abstand zwischen sich und den Fürsten, dass selbst seine guten Ohren ihr Gespräch nicht mehr hören konnten.
»Wir sollten sein Angebot annehmen«, drängte Caia, die Jüngste von ihnen. »Stellt euch vor, wir hätten eine Macht, groß genug, sogar unserem Herrn zu trotzen!«
»Närrin!«, schalt Rhu’Ca. »Er lügt. Wenn wir eine so große Macht hätten, könnten wir sie auch gegen ihn wenden, ihm alles entreißen und seinen Thron einnehmen. Das wird er auf keinen Fall riskieren. Eher wird er uns vernichten, sobald wir ihm seine Feinde aus dem Weg geräumt haben.«
»Ich glaube schon, dass er uns Macht verleihen will«, vermutete Cabu. »Sonst ergäbe sein Angebot keinen Sinn.«
»Dem stimme ich zu«, bestätigte Cafu. »Aber es wird mit Sicherheit nicht die große Macht sein, die er uns versprochen hat, um uns zu ködern.«
»Ca hat sicher recht mit ihrer Vermutung, dass Daruluk uns am Ende auch vernichten will«, warf Cada ein. »Aber wer sagt denn, dass wir seine Feinde schnell vernichten müssen? Mein Vorschlag ist, dass wir nehmen, was er uns anbietet. Wir halten ihm seine Feinde vom Leib, lassen uns aber mit deren Vernichtung viel Zeit. In dieser Zeit arbeiten wir an einem Plan, mit dem wir uns schützen können, falls er uns tatsächlich töten will, sobald seine Feinde alle erledigt sind.«
Der Plan fand allgemeine Billigung.
»Was aber tun wir, wenn der Herr der Unterwelt uns für unseren Verrat bestraft?«, wandte Castu ein. »Das würden wir wohl kaum überleben.«
»Na und?«, schnaufte Cafu verächtlich. »In dem Fall sterben wir wenigstens als mächtige Dämonen und nicht als machtlose Buhldämonen, deren Magie gerade mal ausreicht, um schwache Menschen anzulocken und ihnen vorzugaukeln, was sie sehen wollen.«
Dem Argument konnte sich auch Rhu’Ca nicht verschließen. Sie kehrten zu Daruluk zurück. »Wir nehmen dein Angebot an, Daruluk. Wir werden dir dienen, solange du uns Macht gibst.«
Der Dämon grinste. »Ich habe nichts anderes erwartet. Wir werden sofort beginnen.«
Er sprang von seinem Thron und bedeutete ihnen, sich im Kreis um ihn herum aufzustellen. Auf ein Wort von ihm öffnete sich zu seinen Füßen ein tiefes Loch im Boden. Daraus stieg feuriges Gestein empor. Daruluk ergriff eine Handvoll davon. Die Rhu’u spürten, wie er große Macht zusammenballte und in das Gestein fließen ließ. Daruluk trat zu Rhu’Ca, stach ihr mit einer Klaue in die Handfläche und ließ ihr Blut in den flüssigen Stein tropfen, der langsam die Gestalt einer Kugel annahm. Dasselbe tat er mit den übrigen Rhu’u. Sie fühlten, dass ihr Blut den Stein
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