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Das Blut der Rhu'u

Das Blut der Rhu'u

Titel: Das Blut der Rhu'u Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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sprichwörtlich intensive geistige Beziehung, die man Zwillingen nachsagte und die angeblich manchmal an Telepathie grenzte. Für den Fall, dass dem so wäre, dachte sie unablässig wie ein Mantra seinen Namen und stellte sich sein Gesicht vor, das sie im Spiegel gesehen hatte. Aber sie fühlte nichts.
    Demon’s Leap.
    Je näher sie Lochinver kam, desto mehr drängte sich der Ort in ihre Gedanken. So sehr, dass sie nicht wie geplant in Lochinver ihre Sachen holte und abreiste, sondern durch den Ort hindurch und nach Mount Canisp fuhr, um die Höhle zu suchen. Das Suchen erwies sich jedoch als überflüssig, denn der geheimnisvolle Ort zog sie magisch an.
    Sie erreichte den Mount Canisp zwanzig Minuten später und parkte ihren Wagen am Seitenrand der sehr schmalen Canisp Road. Von hier aus kam sie nur zu Fuß weiter. Ein kaum erkennbarer Trampelpfad wies ihr zunächst den Weg, der jedoch bald mitten im Wald aufhörte. Trotzdem wusste Kara, in welche Richtung sie gehen musste.
    Nach einer halben Stunde war sie am Ziel und stand vor einem Felsvorsprung, der eine breite Spalte aufwies, die teilweise von den tief angesetzten Zweigen einer Eberesche verdeckt war. Dahinter war es dunkel. Kara hatte ihre Taschenlampe aus dem Auto mitgenommen, schaltete sie ein und zwängte sich durch den Spalt. Der Raum dahinter war etwa doppelt so groß wie das Wohnzimmer in Caitlins Haus. Der gesamte Boden war mit Moos und Laub bedeckt, das unter Karas Füßen raschelte. Dies war definitiv die Höhle aus ihren Visionen, von denen eine sie jetzt ohne Vorwarnung überfiel.
    Sie sah einen fast überirdisch schönen Mann vollkommen nackt vor der hinteren Höhlenwand stehen. Sein Anblick war eine einzige Verlockung. Er lud sie mit einer Handbewegung und einem unwiderstehlichen Lächeln ein, zu ihm zu kommen. Sie kam seiner Einladung nach, ohne zu zögern. Ebenso wenig zögerte sie, ihm zu erlauben, sie auszuziehen und sie auf dem moosbedeckten Höhlenboden zu lieben. Er tat das mit einer Leidenschaft und Intensität, die Kara noch nie zuvor verspürt hatte. Sie stillte den nagenden Hunger in ihr und ...
    »Höllenbrut!«
    Kara brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass die hasserfüllte Stimme nicht zu ihrer wunderbaren Vision gehörte. Sie stellte fest, dass sie auf dem Boden saß und die Taschenlampe neben ihr lag. In ihrem Schein erkannte sie die drei Männer und die beiden Frauen, die sie in Edinburgh angegriffen hatten. Wieder hielten sie die glühenden Dolche in den Händen. Ihre Gesichter drückten unglaubliche Befriedigung aus.
    »Diesmal entkommst du uns nicht.«
    Kara sprang auf und wich zurück, bis sie gegen die Höhlenwand stieß. Sie hatte keine Chance. Die fünf verstellten ihr den Weg zum Ausgang und würden sie kaum vorbeilassen. Aber sie würde sich nicht kampflos von ihnen abstechen lassen.
    »Stirb endlich«, wünschte sich der Sprecher und hob wie seine Kumpane seinen Dolch, um ihn auf Kara zu schleudern.
    »Nein, heute nicht«, erklang eine Männerstimme hinter ihnen.
    Bevor sie begriffen, dass sie es nun mit zwei Gegnern zu tun hatten, flammten fünf kugelartige Blitze auf und trafen Karas Angreifer. Sie stürzten lautlos zu Boden.
    Kara starrte ihren Retter an und blickte in die männliche Version ihres eigenen Gesichts. Mit wenigen Schritten war er bei ihr und nahm ihre Hände in seine.
    »K... Kyle?«
    Er nickte, riss sie in die Arme und drückte sie an sich. »Oh Carana!« In seiner Stimme lag eine unglaubliche Bandbreite von Gefühlen, die von Erleichterung, tiefer Rührung und Ergriffenheit bis zu Staunen und Liebe reichte. »Was bin ich froh, dass ich dich rechtzeitig gefunden habe.« Er sah ihr in die Augen. »Ich habe dich rufen gehört und bin deiner Stimme gefolgt.«
    Rufen? Dann hatte er tatsächlich »gehört«, dass sie intensiv an ihn gedacht hatte. Sie umarmte ihn und klammerte sich an ihm fest. Ihr kamen die Tränen.
    Er streichelte ihr Haar und hielt sie fest und sicher. Er gab ihr ein so intensives Gefühl von Geborgenheit, wie sie es noch nie erfahren hatte. Mehr noch: Als wenn etwas in ihr einschnappen würde, fühlte sie sich schlagartig vollständig und spürte erst durch diese ungewohnte Vollkommenheit, dass ihr zeit ihres Lebens etwas Wichtiges gefehlt hatte: ihr Zwillingsbruder. Sie konnte kaum fassen, dass sie ihn in den Armen hielt, dass er real war.
    Doch in die Freude dieses Wunders mischte sich die drohende Gefahr. Sie warf über seine Schulter hinweg einen Blick auf die fünf Menschen,

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