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Das Blut der Rhu'u

Das Blut der Rhu'u

Titel: Das Blut der Rhu'u Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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Erscheinung knien. Camur stockte der Atem.
    Er erkannte die Erscheinung sofort als einen Wächterdämon. Wächterdämonen wachten und verteidigten, was sie zu bewachen und verteidigen übernommen hatten. Darüber hinaus waren sie neutral. Sie griffen niemals aus eigener Initiative an, nicht einmal, wenn man es ihnen befahl. Deshalb wurden sie auch als Boten zum Aushandeln von Allianzen und Überbringen von Nachrichten eingesetzt. Dieser Wächterdämon hatte sich unter einer Illusion verborgen, die die geflügelte Lichtgestalt eines Boten des Christengottes zeigte.
    Camur zog seine magischen Schutzschilde so fest um sich zusammen, wie er nur konnte. Besonders den, der seine Ausstrahlung verdeckte, damit der Wächterdämon ihn nicht wahrnehmen konnte. Danach schlich er unter einem Mantel der Unsichtbarkeit näher.
    »Dies sind die Worte eures Herrn«, donnerte der Dämon und umfasste die versammelten Krieger mit einer Handbewegung. »Ich, der Herr, habe euch aus der Hand eurer Feinde gerettet, denn ich habe euch dazu auserwählt, die Höllenbrut zu vernichten, die unter den Menschen weilt! Das ist von heute an eure einzige Aufgabe! Als eine Gemeinschaft des Lichts sollt ihr sie bekämpfen und zu diesem Zweck jeden Krieger in euren Reihen aufnehmen, der die Geschöpfe der Hölle nicht fürchtet. Ebenso sollt ihr eure Söhne zu Kriegern des Lichts erziehen, damit sie die finstere Brut bekämpfen. Vor allen anderen sollt ihr und alle, die nach euch kommen, jedoch die neun Rhu’u-Dämonen vernichten, die ihre Kraft aus einem Kristall beziehen.«
    Er machte eine Handbewegung. In der Luft vor ihm erschien in einer Sehersphäre das Abbild der neun Teile des Arrod’Sha. »Der Herr hat ihre Macht zersplittert und ihre Splitter vor ihnen verborgen. Ihr müsst verhindern, dass sie sie jemals wiedererlangen. Ihr sollt nicht eher ruhen, als bis diese abscheulichen Kreaturen bis auf den Letzten vom Antlitz der Welt getilgt sind! Vernichtet die Rhu’u, dann kann ihr Kristall der Macht endlich zerstört werden. So lautet der Wunsch des Herrn!«
    Die Krieger neigten gehorsam die Köpfe.
    »Hier sind Waffen, mit denen ihr sie aufspüren und töten könnt«, fuhr der Wächterdämon fort. Er machte eine Handbewegung. Im nächsten Moment lagen vor den Kriegern neun silberne Dolche, deren Ausstrahlung Camur deutlich spüren konnte.
    Er hielt überrascht die Luft an. Es handelte sich zweifellos um Waffen, die magisch darauf eingestellt waren, die Rhu’u und nur sie aufzuspüren. Suchdolche, die wie ein Hund unfehlbar die Spur jedes Wesens fanden, dessen »Witterung« man ihnen magisch eingebrannt hatte. Camur fragte sich, wer dafür verantwortlich war. Die Frage nach dem Warum stellte sich ihm dagegen nicht. Sollten die Rhu’u jemals die verschollenen Teile des Arrod’Sha finden, dann konnten sie, sobald ihre Zahl wieder neun betrug, den Kristall zusammenfügen und durch ihn die Macht erlangen, die ihre Vorfahren mit seiner Hilfe errungen hatten.
    Offenbar gab es jemanden in der Unterwelt, der das unter allen Umständen verhindern wollte, indem er dafür sorgte, dass diese vierzehn Krieger eine Armee aufstellten, die bevorzugt Rhu’u jagte. Dass der Wächterdämon ausgerechnet in Tunga aufgetaucht war, konnte nur bedeuten, dass der Feind im Hintergrund wusste, dass die Rhu’u hier lebten. Zumindest Camur und seine beiden Schwestern. Drei weitere Rhu’u lebten im Land der Pharaonen.
    Camur erkannte einen kleinen Vorteil. Die Suchdolche konnten ihn offenbar nicht erspüren, weil er sich magisch geschützt hatte. Andernfalls hätten sie längst verräterisch zu leuchten begonnen und ihre Spitzen in seine Richtung gedreht. Da auch seine Schwestern sich ständig magisch schützten, waren sie im Moment in Sicherheit. Trotzdem würden sie noch heute Nacht verschwinden. Aber vorher musste er herausfinden, wer danach trachtete, die Rhu’u so vollständig zu vernichten.
    »Erfüllt eure Aufgabe, und der Segen des Herrn wird immer mit euch sein!«, versicherte der Wächterdämon und verschwand.
    Camur folgte ihm in die Unterwelt, immer noch unsichtbar unter seinem magischen Schutz. Der Dämon kehrte, wie er erwartet hatte, zu seinem Auftraggeber zurück, um ihm Bericht zu erstatten. Camur blieb fast das Herz stehen, als er sah, um wen es sich handelte: nicht nur ein einziger missgünstiger Dämon, sondern die Zehn Mächtigen Fürsten, Luzifers Vasallen, sein persönlicher Hofstaat, und nach ihm die mächtigsten Dämonen der Unterwelt. Dass

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