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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Ewigkeit vor, ehe er sich brüsk abwandte, um Olek zuzunicken und Gérards Leiche mit ihm hinter den nächsten Sarkophag zu schleifen.
    Stumm sah ich ihnen dabei zu – und folgte ihnen ebenso stumm, als sie dann die Treppe hinaufstiegen; die Bahre mit Juliens reglosem Körper vorsichtig zwischen sich.
    Am Ende der Stufen blieb ich jedoch erschrocken stehen: Im Korridor erwarteten uns vier schwarz gekleidete Lamia, Vourdranj. Ich erkannte nur Ramon. Doch da Adrien und Olek ungerührt weitergingen, schloss ich hastig zu ihnen auf. Wortlos nahmen die Vourdranj uns zwischen sich. Zwei knapp vor Adrien, der das vordere Teil der Bahre trug, die anderen beiden einen Schritt hinter Olek. Mein Herz klopfte wie verrückt. Waren sie so etwas wie eine Wache zum Totengeleit? Oder sollten sie einfach nur dafür sorgen, dass alles so verlief, wie der Rat es wollte? Hoffentlich stöhnte Julien nicht noch einmal. Was, wenn er ausgerechnet jetzt zu sich kam? Ich hätte nie geglaubt, dass ich so etwas jemals denken würde, aber: Hoffentlich hatte Adrien fest genug zugeschlagen. Unwillkürlich ging mein Blick zu Julien. Von einer Sekunde zur nächsten war mir übel. Man konnte sehen, wie seine Brust sich hob und senkte. Ganz schwach zwar nur, aber man konnte es sehen. – Sie waren Vourdranj. Ihnen würde so etwas nicht entgehen. Wir bogen um eine Ecke. Möglichst unauffällig rückte ich ein bisschen näher an die Trage heran. Keiner sprach. Eine weitere Ecke, hinein in den nächsten Korridor. Meine Handflächen waren schweißnass und mein Mund vollkommen ausgedörrt. Adrien sah über die Schulter zurück, als wolle er sich vergewissern, dass hinter ihm alles in Ordnung sei. Ramon nickte ihm zu. Adrien erwiderte die Bewegung, blickte wieder nach vorne. Hoffentlich kam niemand auf die Idee, ausgerechnet jetzt in die Krypta hinunterzugehen, und fand Gérard hinter dem Sarkophag. Wieder eine Ecke. Diesmal erkannte ich den Korridor. Es war nicht mehr weit!
    Die beiden Fürsten, die ich schon zuvor bei Gérardgesehen hatte, standen vor dem nächsten Durchgang. Als sie uns herankommen hörten, unterbrachen sie ihre Unterhaltung.
    »Nun, Du Cranier, wo werden Sie Ihren Bruder begraben? Oder soll ich besser sagen verscharren ?« Bedeutete das, Adrien durfte Julien noch nicht einmal nach Marseille bringen? Die beiden vertraten den Vourdranj und Adrien den Weg, sodass sie gezwungen waren, stehen zu bleiben. Wie sehr ich den Fürsten einmal mehr die Pest an den Hals wünschte.
    »Das geht Sie nichts an, St. James. Und jetzt lassen Sie uns vorbei!« Wenn der, der gesprochen hatte, St. James war, musste der zweite Körner sein. In Adriens Ton war nichts anderes zu hören als ärgerliche Ungeduld. Mir zog sich die Kehle zusammen. Noch mehr, als St. James an Adrien vorbeischlenderte – an der Bahre entlang. »Ein letzter Blick, was Hans?«, grinste er über die Schulter zu Körner zurück. »Gérard wollte zwar auch hier sein, um dem armen Doamnej ein letztes Mal seine Aufwartung zu machen, aber irgendetwas muss ihn aufgehalten haben.«
    Nein! Auf diese Entfernung musste es selbst ihm auffallen, dass Julien noch atmete. Ich ignorierte sein angedeutetes Nicken und das »Princessa« zu mir herüber und legte die Hand auf Juliens Brust. Wenn er eine Bewegung sah, hielt er sie so vielleicht für meine. Warum konnten sie es nicht einfach genug sein lassen?
    »Lassen Sie uns vorbei!«, verlangte ich. Die Wut auf die Fürsten war wieder da und verhinderte, dass meine Stimme bebte.
    Über die Bahre hinweg schaute er mich einen Moment verblüfft an, dann kehrte das Grinsen zurück. Wie ich ihm die Krankheit doch von Herzen gönnte.
    »Einen letzten Blick werden Sie mir noch erlauben, Princessa.« Er streckte die Hand nach der Ecke aus, die über Juliens Gesicht geschlagen war.
    Ich packte sein Handgelenk auf halbem Weg. »Nein!« Seine Haut fühlte sich an wie gammeliges, nasses Papier.
    »Was zum …« Ehe ich reagieren konnte, hatte er die Hand in meinem Griff umgedreht und hielt jetzt mein Handgelenk umklammert. »Vorsicht, Mädchen. Du magst zwar dem Titel nach die Princessa Strigoja sein, aber letztlich bist du doch nicht mehr als eine junge Lamia, die gerade ihren Wechsel hinter sich gebracht hat.« Mit einem Ruck zerrte er mich vorwärts, halb über Julien. Ich schaffte es gerade noch, mich auf seiner Brust abzustützen. Aber es gelang mir nicht, das halb erschrockene, halb schmerzhafte Keuchen zu unterdrücken. Unter meiner Hand spürte ich den

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