Das Blut Des Daemons
verächtlichen Schnauben wandte er sich mir zu.
»Wer von Euch hat Doamne Gérard ermordet, Princessa?«
Ich presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Das also war die Frage gewesen. Nun, er hatte von Adrien keine Antwort erhalten, er würde von mir auch keine bekommen. Abermals stieß er ein Schnauben aus, griff nach einem der Dolche auf dem Tisch, beugte sich von Neuem über Gérard und begutachtete dessen Hände. Offenbar fand er, was er suchte, denn er machte sich daran, Gérards Fingernägel zu reinigen. Ich warf Adrien einen raschen Blick zu. Der ignorierte mich. Als St. James an dem roch, was die Dolchspitze zum Vorschein gebracht hatte, hielt ich den Atem an – auch als er den Dolch an Dathan weiterreichte. Der nickte. Lächelnd wies St. James auf Julien. Mir wurde übel.
»Warum warst du in der Krypta und was wollte Gérard d’Orané dort?« Ich zuckte zusammen, als Radu mich unvermittelt ansprach. Ärger und Ungeduld waren in seinem Ton nicht zu überhören.
Julien ließ nicht zu, dass ich mich von ihm losmachte und aufrichtete. Ich unternahm keinen zweiten Versuch. Stattdessen schluckte ich, räusperte mich. »Ich wollte michverabschieden«, brachte ich nach einem weiteren Zögern endlich hervor. »Gérard ist mir gefolgt, weil … wir hatten eine … Abmachung.« Es war Wahnsinn, ihnen davon zu erzählen, aber mir wollte auf die Schnelle kein Grund einfallen, den ich ihnen sonst hätte sagen sollen. »Und er …«
»Was war das für eine Abmachung?« Erschrocken sah ich den Fürsten an, der die Frage stellte. Hatte ich tatsächlich geglaubt, damit durchzukommen?
»Beantworte die Frage, Mädchen.« Mirceas Ton war beinah sanft. Ich glaubte die unausgesprochene Warnung zu hören, bei der Wahrheit zu bleiben. Ein wenig zittrig holte ich Luft.
»Ich sollte ihm mein Blut für seine Forschungen überlassen. Im Gegenzug hatte er versprochen, mir ein Gift zu beschaffen, das Julien töten würde, ehe die Sonne aufging.« Dass auch das Blut der erste Teil unseres Handels gewesen war, mussten sie nicht wissen.
»Sie hat versucht die Hinrichtung zu vereiteln«, empörte St. James sich.
»Ich wollte nur verhindern, dass Julien bei lebendigem Leibe verbrennen muss.« Meine Stimme klang schrill und wild. Ich biss mir auf die Lippe. Juliens Griff wurde fester. Er knurrte. Lauter diesmal.
Radu musterte mich, als überlege er, ob er mich direkt ins Jenseits befördern oder sich vorher noch irgendeine grausame Strafe für mich ausdenken sollte. Vlad schüttelte in einer Andeutung der Bewegung den Kopf. Dennoch war seine Missbilligung unübersehbar.
»Weiter!«, forderte Mircea, anscheinend als Einziger ungerührt.
Abermals holte ich Luft. »Er wollte meinen Teil der Abmachung von mir einfordern, aber ich weigerte mich, weil Julien ja noch am Leben war, als die Sonne aufging. Erwurde wütend, hat mich geschlagen, gegen die Wand gedrückt und gebissen, um so an mein Blut zu kommen. Ich dachte, er bringt mich um. Plötzlich war Julien da, sie haben miteinander gekämpft und er hat Gérard getötet.«
Stille.
Ein Räuspern hinter mir ließ mich zusammenzucken. Jemand sagte etwas in der Sprache der Lamia. Ich erkannte Pádraigs Stimme, drehte mich hastig zu ihm um. Es entging mir nicht, dass einige der Fürsten zögernd nickten. Andere wirkten nachdenklich. St. James fuhr mit der Hand brüsk durch die Luft. Was auch immer er Pádraig antwortete, klang scharf und ärgerlich – und herablassend. Pádraigs Ton blieb weiter verwirrend freundlich. Seine Worte wurden abermals mit einer abfälligen Geste weggewischt. Von einer Sekunde zur nächsten war Pádraigs Miene eisig. Aber er schwieg.
Körner hatte sich auf seinem Platz vorgebeugt. »Das bedeutet, Eure Enkeltochter ist gar kein unschuldiges Opfer, sondern hat ihr eigenes kleines Komplott geschmiedet.« Die Worte troffen vor Hohn. Radu blieb die Antwort schuldig, bedachte mich nur mit einem vernichtenden Blick. Ich hielt ihm einen Moment lang stand, dann wandte ich die Augen ab – und begegnete Juliens. Das Rot schien dem Schwarz ein Stück mehr gewichen zu sein. Ich zwang mich zu einem Lächeln. Sie würden uns nicht gehen lassen. Niemals. Jetzt, da sie wussten, dass Julien einen Fürsten getötet hatte, hatten sie einen idealen Vorwand. Und nachdem ich selbst zugegeben hatte, dass ich versucht hatte Juliens Hinrichtung zu untergraben … Sie würden uns töten. Und alles, was ich konnte, war hoffen, dass es schnell gehen würde. Für Julien und
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