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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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paar Minuten am Stück zu konzentrieren, ehe meine Gedanken abschweiften. Zu Julien, zu dem, was er vorhatte, zu dem, was Adrien mir erzählt hatte. Mehr als einmal hatte ich eine Frage schon auf der Zunge – nur um sie wieder unterzuschlucken. Für später. Für Julien.
    Irgendwann gab ich es auf, räumte meine Sachen weg und begann mich durch das Fernsehprogramm zu zappen. Unglücklicherweise schien es heute nichts anderes als kitschige Soaps und grausige Talkshows zu geben. Schließlich blieb ich bei einer Doku über die Savannen Afrikas hängen. – Bisher hatte ich nicht allzu viel von der Welt gesehen außer den Orten – in der Regel verschlafene Kleinstädte, weit ab von jeglichem Leben –, an die Onkel Samuel mich und unsere Haushälterin Ella immer wieder umgezogen hatte, um mich vor den anderen Lamia zu verstecken. Weil ich ein Bastard war: halb Mensch, halb Lamia. Und weil ich ein Mädchen war! – Was bedeutete, dass ich nach meinem Wechsel zur Lamia vermutlich die nächste Princessa Strigoja geworden wäre. Eine Königin der Nachtwesen , der man alle möglichen mystischen Fähigkeiten nachsagte. Eine Missgeburt, die die Lamia fürchteten, weil die letzte offenbar einen Krieg unter den Lamia und Vampiren heraufbeschworen hatte, der ihre Art um ein Haar ausgelöscht hatte. Auch wenn das schon Hunderte von Jahren her war: Noch einmal wollten die Fürsten so etwas nicht zulassen. Deshalb hatten sie einen ihrer Vourdranj, Adrien, geschickt, um mich zu töten, bevor mein Wechsel einsetzte. Wie sie von meiner Existenz erfahren hatten, konnten wir bis heute nicht sagen. Ebenso wenig wie wir die wahren Zusammenhänge kannten. Immerhin wussten wir erst seit unserem Zusammenstoß mit Bastien, dass Samuel wohl in irgendeiner Weise im Dienste dessen Adoptivvaters Gérard gestanden – und zugleich sein eigenes Spiel gespielt – hatte. Denn anscheinend hatte Samuel – der, so alt er auch gewesensein mochte, als Vampir in der Hierarchie immer unter den Lamia stehen würde – geplant, mich bei meinem Wechsel an sich zu binden, um so die Kontrolle über mich und meine Fähigkeiten zu erlangen und sich damit über seine Herren zu erheben. Doch als Adrien und kurz darauf Julien in Ashland Falls aufgetaucht waren, hatte er beschlossen nicht zu warten, bis ich alt genug war, dass mein Wechsel von selbst einsetzte, sondern – in dem Wissen, dass ich ihn in diesem Alter möglicherweise nicht unbeschadet überstehen würde – ihn schon jetzt zu erzwingen. Damit hatte er mich getötet.
    Müde legte ich den Kopf gegen die Rückenlehne des Sofas. Mir war kalt, mein Magen brannte und meine Finger fühlten sich taub an. In meinem Inneren saß schon eine ganze Weile dieses mir inzwischen so vertraute Zittern, das mir unmissverständlich klarmachte, dass ich sehr bald wieder Juliens Blut brauchte. Auch eine Tasse seiner speziellen Suppe würde daran nichts ändern. Zudem saß Adrien noch immer in seinem Sessel und beobachtete mich schweigend. Ich wickelte mich in meine Decke und kauerte mich mit der Fernbedienung in einer Ecke meines Sofas zusammen. Und wartete, dass Julien kam und diesem Albtraum ein Ende bereitete.
    Vor den Fenstern war es schon dunkel, als das Grollen eines Motors endlich Juliens Rückkehr ankündigte. Unruhig sah ich zu Adrien. Vermutlich hatte er den Wagen schon lange vor mir gehört. Und erkannt; immerhin war die schwarze Corvette Sting Ray eigentlich sein Eigentum. Julien fuhr sie, seit seine geliebte Maschine, eine hochgetunte Fireblade, bei einer Verfolgungsjagd durch Onkel Samuels Handlanger geschrottet worden war. Und nachdem unter den Lamia durchaus bekannt war, welcher der Du-Cranier-Zwillinge welchen fahrbaren Untersatz bevorzugte, hatte er es auch noch nicht gewagt, sich eine neue Blade anzuschaffen.
    Der Schlüssel schabte im Schloss der Haustür, dann ein leises Scharren und ein Klappen, als sie wieder zufiel. Schritte erklangen im Flur. Offenbar wollte Julien, dass wir ihn hörten. Trotzdem blieb es in der Halle dunkel. Adrien hatte sich von seinem Sessel erhoben. Ich befreite mich aus meiner Decke und schob mich vom Sofa. Einen Moment später erschien Julien im Türrahmen – und blieb darunter stehen. Seine Arme hingen locker an seinen Seiten, die rechte Hand hielt er sehr nah an seinem Bein, beinah hinter dem Oberschenkel verborgen. Wachsam glitten seine Augen durch den Raum, über Adrien, zu mir. Quecksilbern, überraschend hell. Er wirkte müde. Und angespannt.
    Sein Blick kehrte zu

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