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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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da Julien auch unter der Befragung bei seiner Behauptung blieb.«
    Befragung? Er meinte doch wohl nicht etwa … Folter ? So gern ich mir eingeredet hätte, dass der Rat niemals so barbarisch wäre, es gelang mir nicht. Sie wollten mich ohne meine Zustimmung mit irgendeinem Unbekannten verheiraten; ich traute ihnen alles zu. Ich musste wohl irgendeinen Laut von mir gegeben haben, denn Adrien drehte sich um.
    »Aber auch ich habe unserem Vater versprochen, auf meinen Bruder aufzupassen. Ich bin der Ältere, nach Papas Tod der Patriarch der Familie. Es war meine Pflicht …« Er schüttelte den Kopf, holte einmal tief Luft. »Um Juliens Leben zu retten, habe ich sein Geheimnis verraten und dem Rat mitgeteilt, dass mein Bruder der Kideimon ist. Und dass seit der Hinrichtung unseres Vaters durch die Deutschen im ZweitenWeltkrieg nur er allein weiß, wo das Blut der Ersten verborgen ist.« Die Hände in die Hosentaschen geschoben lehnte er sich mit der Schulter gegen den Rahmen. »Nachdem er ihnen selbst unter einer zweiten Befragung das Versteck nicht verraten wollte, haben sie das Todesurteil ausgesetzt und ihn stattdessen für den Rest seiner Existenz auf Ehrenwort nach Dubai verbannt.«
    Ein Kloß saß in meiner Kehle. Julien hatte seine Freiheit geopfert, um seinen Bruder zu retten. Nein, eigentlich war er sehenden Auges in den Tod gegangen, denn dass er noch am Leben war, verdankte er letztlich ja nur Adriens Verrat .
    »Was werden sie tun, wenn …« Ich verstummte hilflos.
    »… sie herausfinden, dass er nicht dort ist? – Sie werden Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um ihn aufzuspüren. Und diesmal werden sie das Urteil vollstrecken. Aber davor werden sie ihn dazu bringen, ihnen zu sagen, wo das Blut ist. Egal wie lange sie brauchen und zu welchen Mitteln sie greifen müssen. Sie können es sich nicht leisten, ihn damit durchkommen zu lassen.«
    Mein Magen zog sich zusammen. »Und warum bist du dann hier?«
    Adriens Blick wurde schlagartig schmal. Mit derselben geschmeidigen Eleganz, die auch Julien zu eigen war, stieß er sich von der Tür zum Balkon ab und kam, ohne mich auch nur einen Sekundenbruchteil aus den Augen zu lassen, auf mich zu, um direkt vor dem Bett stehen zu bleiben. »Täusche dich nicht, Mädchen. Ich sehe für den Moment davon ab, dich zu töten, weil ich es nicht riskiere, dass auch der Rest in meinem Bruder zerbricht, wenn er dich so findet wie unsere Schwester. Aber ich werde nicht zulassen, dass Julien deinetwegen das Legat unseres Vaters verrät.«
    Ich war ein Stück vor ihm zurückgewichen. Jetzt starrte ich ihn an. Eine scharfe Falte erschien zwischen seinen Brauen.
    »Hat er dir nicht gesagt, wohin er gegangen ist? Und was er zu tun beabsichtigt?« Er beugte sich ein Stück zu mir herab.
    Ich schüttelte den Kopf und brachte möglichst unauffällig ein wenig mehr Abstand zwischen uns. Hinter mir rutschte ein Kissen vom Bett.
    »Mein Bruder ist in diesem Augenblick in Marseille und holt das Blut der Ersten aus seinem Versteck, in der unsinnigen Hoffnung, dir damit das Leben zu retten.«
    »Marseille? Aber wenn Gérard …« Erst jetzt sickerte über dem Schrecken, dass Julien ausgerechnet in Marseille war, die Bedeutung des zweiten Teils von Adriens Satz in mein Gehirn. »W-was?«
    Die Linie zwischen seinen Brauen vertiefte sich.
    »Um das Blut der Ersten ranken sich alle möglichen Legenden. Offenbar ist Julien auf die wahnwitzige Idee verfallen, es könnte möglicherweise auch verhindern, dass du stirbst.« Also wusste Adrien, was der vorzeitig erzwungene Wechsel mit meinem Körper angerichtet hatte. »Er will es versuchsweise als Heilmittel für dich benutzen.« Mit einem Kopfschütteln richtete er sich auf. »So leid es mir für dich tut, Mädchen, aber einen solchen Frevel werde ich nicht gestatten.«
    »Und deshalb wolltest du mich töten?« Ich brachte die Worte kaum heraus.
    Er hob die Schultern. »Um den Grund dafür aus der Welt zu schaffen, dass mein Bruder sich genötigt sieht, das Legat unseres Vaters zu verraten und mit Füßen zu treten, was von der Ehre unserer Familie übrig ist, ja.«
    Die Ehre ihrer Familie. Natürlich. Ich blickte zur Seite und schlang die Arme um mich.
    Sie hatten sich am Telefon gestritten. Vor drei Tagen. Ich hatte mal wieder einen meiner Anfälle gehabt. Einen der schlimmsten bisher. In meinem Magen war nichts als ein bisschen Brühe gewesen. – Fast zwei Stunden und eineEngelsgeduld hatte Julien gebraucht, um sie in mich

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