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Das Blut des Mondes (German Edition)

Das Blut des Mondes (German Edition)

Titel: Das Blut des Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bielfeldt
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Der ist nicht zu unterschätzen!“, stimmte er ihr ernst zu, zog seine Lederjacke aus und legte sie ihr um die Schultern. „Besser?“
    „Hm.“ Sie lächelte.
    „Zeig mal her.“ Levian nahm ohne Umstände ihren Fuß in seine warmen Hände und besah sich den Schnitt. „Ist nicht tief“, folgerte er und strich ihr sanft über den Knöchel, bevor er den Fuß wieder los ließ. Dann stutzte er.
    „Was ist? Doch schlimmer als gedacht? Müssen wir amputieren? Jetzt auf der Stelle?“ Ann verzog das Gesicht zu einer gequälten Maske.
    „Haha … was? Nein, quatsch. Aber …“ Er stockte und hielt seinen Blick fest auf ihren Knöchel gerichtet. „Ist dir das schon mal aufgefallen?“
    „Was meinst du?“ Sie sah ihn verständnislos an.
    „Hier“, sagte er und zeigte auf die kleine Ansammlung von Muttermalen, die sie oberhalb des linken Knöchels trug. Levian fuhr mit dem Finger sanft über die Male und verband sie so mit einer imaginären Linie. Dann sah er sie an und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. Ann zuckte die Schultern. Er fuhr die Linien noch einmal nach. Diesmal langsamer. Es waren acht kleine Muttermale, in Form und Größe ziemlich gleich. Nichts auffälliges, mochte man meinen, wenn man dafür keinen Blick hatte. Doch er hatte diesen Blick. Besaß er doch selbst eine ähnliche Verbindung wie diese auf dem Schulterblatt. Nur in einer anderen Form.
    „Schau. Hier fange ich an, dann hier lang … und da ende ich dann wieder. Und? Was siehst Du?“
    Ann lachte. „Einen Mond? Einen Halbmond?“
    „Genau. Einen Halbmond. Zumindest erkenne ich das daraus.“ Was sollte er davon halten?
    Ann legte ihren Finger auf das oberste Mal und strich ebenso langsam die imaginären Linie nach. „Das ist ja lustig. Das ist ja wie …“ Sie stutzte.
    „Eine willkürliche Laune der Natur.“ Er lächelte gequält und schob den Gedanken, der gerade in ihm aufstieg, wieder beiseite. „Wer weiß? Vielleicht bist du ja die Göttin des Mondes?“ Dafür und für das vorwitzige Grinsen in seinem Gesicht erntete er von Ann einen unsanften Stoß in die Rippen.
    „So wie du der Gott des Pentagramms bist, oder wie?“ Sie fuhr mit den Fingern noch mal über die Male und runzelte die Stirn. „Was … meinst du, das hat was zu bedeuten?“
    „Ich weiß nicht. Vielleicht bin ich auch einfach nur übersensibel, was Muttermale angeht.“
    „Haha … übersensibel. Sehr witzig.“ Sie boxte ihm noch mal in die Seite.
    „Aua! Ich fand das witzig. Man, hast Du nen Schlag drauf“, stöhnte er und setzte einen mitleiderregenden Dackelblick auf, während er sich die Seite rieb. Umsonst.
    „Lass das. Das zieht bei mir nicht!“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, eine möglichst ernste Miene beizubehalten.
    „Was denn? Ich mach doch gar nichts.“ Unschuldig hob er die Hände.
    „Nein? Willst du etwa abstreiten, das dieser armselige Blick eben dazu da war, mein Herz zu erweichen?“ Streng sah sie ihn an.
    „Nein, will ich nicht. Ich habe nur an dein Gewissen appelliert. Oder hast du keins?“
    „Ha! Ob ich kein Gewissen habe? Also …“ Ann schüttelte lachend den Kopf. „Auf was habe ich mich hier bloß eingelassen?“
    „Auf mich? Vielleicht?“, fragte er kleinlaut. Sein Blick veränderte sich. Wärme lag darin und Hoffnung.
    Levian hoffte wirklich. Er hoffte so sehr, dass es einen Ausweg aus seinem ganzen Dilemma geben würde, damit diese Gefühle, die in ihm aufwallten, seit er Ann das erste Mal im Arm hielt, nie vergehen würden.
    „Nicht vielleicht.“ Sie sah ihm tief in die Augen. „Nicht vielleicht“, wiederholte sie mit leiser, aber fester Stimme. „Sondern ganz und gar.“
    Mehr brauchte es nicht. Mehr war auch nicht möglich, denn im selben Moment trafen seine Lippen auf ihre und verschlossen ihr auf süße Art den Mund.
    Zusammen versanken sie in einem Kuss, der hoffnungsvoller nicht sein konnte.
     

Trauerstunde
    „Wie war deine Mom so?“ Cat lehnte ihren Kopf an Rics Schulter und hatte die Augen geschlossen.
    Es war Sonntagmittag und sie und Ric genossen die Ruhe. Zu sehr hatten sie sich die Köpfe zermalmt in den letzten Tagen und es herrschte so etwas wie ein stillschweigendes Abkommen zwischen ihnen, das heute die Sprache weder auf den Fluch noch auf die Ringe kommen sollte.
    Cat hatte aber das Bedürfnis, mehr von Ric – dem Ric, in dessen Armen sie lag – zu erfahren. Von dem Ric, der im Hier und Jetzt lebte und mit dem sie bis zum Ende ihrer Tage zusammenbleiben

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