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Das Blut des Mondes (German Edition)

Das Blut des Mondes (German Edition)

Titel: Das Blut des Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bielfeldt
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sprach er weiter. „Auch ich frage mich, wie es weiter gehen soll. Denke daran, dass du krank werden könntest, während ich gesund bleibe. Daran, dass ich schon Vieles erlebt habe, was du noch vor dir hast. Ich denke daran, dass ich jung bleibe, während du älter wirst. Dass du mich verlassen wirst, weil du den Anblick der ewigen Jugend auf Dauer nicht mehr ertragen kannst. Und daran, dass ich dich dann gehen lassen muss …“
    Anns Augen füllten sich mit Tränen. Levian legte schützend seine Arme um sie, bereit, ihre Trauer um das, was sie vielleicht niemals miteinander haben würden, anzunehmen: eine Zukunft, in der sie gemeinsam alt werden.
    Er strich seiner Freundin liebevoll über den Rücken und hielt ihren Kopf sanft an seine Brust gedrückt, bereit sie zu beschützen, was auch immer sich ihnen beiden in den Weg stellen mochte. Er wusste in diesem Moment, dass er nicht kampflos aufgeben würde. Nein! Er würde alles in seiner Macht stehende in Kraft setzen, um ihre Liebe zu retten! Dies war ein Versprechen, welches er sich selber gab.
    Sein Blick fiel auf den Leuchtturm und das altbekannte Gefühl der Ahnung machte sich wieder in ihm breit. Gut, wenn das ein Zeichen war, dann würde er es nicht achtlos vorbei ziehen lassen. Diesmal würde er handeln.
    Anns Augen glitzerten in der Sonne, als sie den Kopf hob und ihn ansah. „Ich weiß nicht, wie das möglich ist, aber ich bin mir so verdammt sicher, dass du der Mann bist, mit dem ich zusammen sein will. Für immer!“
    Levian lächelte. „So geht es mir auch. Du bist diejenige, auf die ich die letzten zweihundert Jahre gewartet habe. Ann ich …“
    „Nein! Bitte!“ Sie brachte ihn mit ihrem Finger auf seinen Lippen zum Schweigen. Flehend sah sie ihn an. Er verstand. Seine Arme zogen sie nochmals zu sich, ganz nah an sich heran. Ann wehrte sich nicht.
    Eng umschlungen standen sie so eine ganze Weile im Sand, die Sonne schien auf sie herunter, die Möwen krächzten ihre Lieder. Die Welt war perfekt. Fast.
    „Ich würde mich so gerne fragen warum? aber ich weiß genau, das bringt uns nicht weiter. Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist das wie? ! Wie können wir diesen gottverdammten Fluch lösen, damit wir eine Chance haben?“
    „Da hast du Recht, mein Herz. Wie ist das Schlüsselwort.“
    Ann sammelte sich. Sie trat einen Schritt zurück, wischte sich mit dem Ärmel ihres Pullis das Gesicht trocken und sah Levian an.
    Stumm sah er auf ihre Füße, wie sie eng beieinander standen, halb im Sand vergraben. Sie beide waren wie zwei Sandkörner in einer Sanduhr. Irgendwann würde dieses Nadelöhr sie trennen. Levian schluckte. Er musste es ihr erzählen. Sie würde ihn verstehen. Vielleicht sogar besser, als er sich selbst. Also sammelte er all seinen Mut zusammen und legte sich die Worte zurecht. Dann richtet er seinen Blick auf den Leuchtturm und sein Herz schlug schneller. Er atmete tief durch.
    „Lass uns dort rüber gehen“, sagte er und zeigte zum Leuchtturm.
    „Zum Leuchtturm?“ Ann sah zum Turm hinüber und musste die Augen mit der Hand gegen die Sonne abschirmen. „Okay.“
    Beide hoben ihre Schuhe aus dem Sand wieder auf und setzten Hand in Hand ihren Weg fort. Die Sonne schien auf das Meer und ließ die Oberfläche glitzern wie den Himmel in einer besonders Sternenklaren Nacht.
    „Aua!“, rief Ann plötzlich und blieb schwankend auf einem Bein stehen.
    „Was ist?“ Levian hielt sie fest und sah auf ihren Fuß, von dessen Sohle bereits Blut in den Sand tropfte. „Oh, hast du dich geschnitten?“
    „Ja. Wie blöd!“, schimpfte sie und ließ sich unbeholfen in den Sand plumpsen.
    „Warte, ich hab ein Taschentuch. Hier.“ Er reichte ihr ein Papiertaschentuch, das er in den Tiefen seiner Jacke gefunden hatte und setzte sich neben sie.
    „Danke.“
    „Geht’s?“
    „Mmh“, grummelte Ann. Sie hielt das Taschentuch an die blutende Stelle, den Fuß über ihren Oberschenkel geschlagen und drückte dagegen. „Das kann auch nur wieder mir passieren“, schimpfte sie. „Eine Muschel am ganzen Strand und ich trete hinein. Typisch!“ Levian lachte.
    „Na ja, eine Muschel ist vielleicht etwas untertrieben …“ Sanft nahm er ihre Hand.
    Ann zog sich mit der einen freien Hand ihre dünne Jacke enger um die Schultern.
    „Ist dir kalt?“, fragte er und machte Anstalten, seine Jacke auszuziehen. Ein leichtes Zähneklappern begleitete ihr schwaches Nicken. „Wird wohl der Schock sein“, witzelte sie lahm.
    „Ja ja, der Schock.

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